Historische Bundestagswahlen im Überblick
Mit den Bundestagswahlen werden die Abgeordneten des Deutschen Bundestages bestimmt. Gemäß Artikel 39 des Grundgesetzes werden die Wahlgänge in einem Abstand von vier Jahren durchgeführt. Im Falle einer Auflösung des Bundestages nach Artikel 63 und Artikel 68 kann sich die Legislatur jedoch verkürzen. Bei einem Verteidigungsfall kann die Wahlperiode nach Artikel 115h des Grundgesetzes verlängert werden. Juristisch ist das Bundestagswahlrecht im Bundeswahlgesetz festgelegt und beruht auf dem Prinzip der personalisierten Verhältniswahl mit einer Fünf-Prozent-Hürde.
1949: Erster Urnengang nach der "Stunde Null"
Den alliierten Besatzungsmächten sei wohl ähnlich zumute gewesen wie einem Vater, der seinen 18-jährigen Sohn zum ersten Mal mit Taschengeld und Hausschlüssel ausgehen lasse, schrieb die Londoner Times vor den ersten Bundestagswahlen am 14. August 1949. Doch die Sorgen des Auslands schienen letztlich unbegründet: 78,5 Prozent der damals 31 Millionen Wahlberechtigten gaben ihre Stimme ab und erteilten linken wie rechten Parteien eine Absage. Stattdessen ebneten sie dem CDU-Politiker Konrad Adenauer den Weg ins Bundeskanzleramt.
So hatte die Union im Vorfeld mit den Slogans "Freiheit - Gerechtigkeit - Frieden" und "Millionen Christen wählen CDU" um die Wählergunst geworben. Die SPD mit ihrem Spitzenkandidaten Kurt Schumacher hingegen stand für "Frieden, Freiheit, Sozialismus" und plakatierte: "Alle Millionäre wählen CDU-FDP. Alle übrigen Millionen Deutsche die SPD." Tatsächlich entschieden sich 31 Prozent der Wähler für die CDU/CSU - 29,2 Prozent für die Sozialdemokraten. Gemeinsam mit der FDP und der Deutschen Partei (DP) bildeten CDU und CSU die erste Regierungskoalition der Bundesrepublik.
Unionskandidat Adenauer war eine der großen Leitfiguren und ging als erster Bundeskanzler in die Geschichte der Bundesrepublik eingeht. In seine Amtszeit fielen zahlreiche außenpolitische Entscheidungen, darunter der NATO-Beitritt Deutschlands, die europäische Integration oder der deutsch-französische Freundschaftsvertrag. Adenauer wurde am 5. Januar 1876 als Sohn einer streng katholischen Beamtenfamilie in Köln geboren. Als Mitglied der katholischen Zentrumspartei gehörte er als Kölner Oberbürgermeister zu den einflussreichsten Persönlichkeiten der Weimarer Republik. Am 19. April 1967 starb Adenauer im Alter von 91 Jahren in seinem Heimatort Rhöndorf.
Der Gegenspieler Adenauers war Kurt Schumacher. Geboren am 13. Oktober 1895 im westpreußischen Culm saß er bereits von 1930 bis 1933 für die SPD im Reichstag. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Schumacher über zehn Jahre lang in Konzentrationslagern festgehalten. Nach 1945 betrieb er den Neuaufbau der SPD und wurde 1946 zum ersten Bundesvorsitzenden sowie 1949 auch zum Fraktionsvorsitzenden gewählt. Allerdings wurde oft auch der autoritäre Führungsstil Schumachers kritisiert. Auch wenn er letztlich seine politischen Ziele nicht verwirklichen konnte, gilt Schumacher als einer der Gründungsväter der Bundesrepublik. Schumacher starb am 20. August 1952 in Bonn.
1953: Der Triumph des "Alten"
Bei den zweiten Bundestagswahlen am 6. September 1953 stellte sich Bundeskanzler Adenauer erstmals zur Wiederwahl - Sorgen musste er sich jedoch nicht über den Ausgang machen. So wurde der Wahlkampf vom gescheiterten Volksaufstand in der DDR überschattet - viele Wähler in der Bundesrepublik glaubten nicht mehr an die Versprechen der SED und der Sowjetunion zur Wiedervereinigung. Mit der zunehmenden Angst vor der kommunistischen Bedrohung wuchs daher die Zustimmung zu Adenauers Politik der Westbindung. Zudem ging es seit 1952 auch wirtschaftlich aufwärts.
Tatsächlich erhielten die Unionsparteien 45,2 Prozent der Stimmen und schrammten damit nur knapp an einer absoluten Mehrheit vorbei. Die SPD erzielte lediglich 28,8 Prozent der Stimmen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung kommentierte nach der Wahl: "Das ist Konrad Adenauers Sieg". Und Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein schrieb: "Die CDU ist Staatspartei geworden. Noch ein solcher Sieg und die deutsche Demokratie ist verloren".
Der Kanzlerkandidat der SPD - deren Vorsitzender Erich Ollenhauer - war gegen Adenauer nahezu chancenlos. Ollenhauer wurde am 27. Januar 1901 in Magdeburg geboren und war zum Zeitpunkt der Wahlen bereits 30 Jahre in der Arbeiterbewegung tätig. Gemeinsam mit Schumacher hatte er die SPD nach dem Krieg wieder aufgebaut - nach dem Tod Schumachers 1952 übernahm er auch den Bundes- und Fraktionsvorsitz der SPD. Allerdings war Ollenhauer beileibe nicht so charismatisch wie sein Kontrahent Schumacher. Am 14. Dezember 1963 starb er in Bonn.
1957: Absolute Mehrheit für die Union
Mit dem Slogan "Sicherheit - Keine Experimente" gelang Bundeskanzler Adenauer bei den Wahlen am 15. September 1957 nicht nur die erneute Wiederwahl. Mit 50,2 Prozent der Stimmen und fast 55 Prozent der Mandate erhielten die Unionsparteien nicht nur die absolute Mehrheit - sie erlebten den bis heute größten Wahlsieg überhaupt. Im Vorfeld der Wahlen hatten sich die Bonner Parteien einen harten Schlagabtausch geliefert.
Zentraler Streitpunkt der Auseinandersetzungen war die Außenpolitik, mit der Adenauer die noch junge Bundesrepublik politisch und militärisch fest in den Westen integriert hatte. Besonders der Widerstand der Opposition gegen eine mögliche atomare Bewaffnung der Bundeswehr stieß beim Wahlvolk auf große Resonanz - schließlich fürchteten sich viele vor einem Atomkrieg der beiden Supermächte. Ein Novum bei den dritten Bundestagswahlen waren zudem die erstmalige Teilnahme des Saarlandes sowie die Möglichkeit der Briefwahl.
1961: Der Beginn von Adenauers Abschied
Die Bundestagswahlen vom 17. September 1961 standen ganz unter dem Eindruck des Mauerbaus vom 13. August 1961. Bundeskanzler Adenauer, der zum vierten Mal für die CDU/CSU kandidierte, wurde angelastet, zu zögerlich reagiert und damit zu lange gewartet zu haben. So verloren die Unionsparteien mit 45,3 Prozent die absolute Mehrheit und mussten wieder in einer Koalition mit der FDP regieren. Dennoch blieb Adenauer nur noch ein "Kanzler auf Abruf" - im Oktober 1963 übergab der "Alte" die Regierungsgeschäfte an seinen erfolgreichen Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard.
Die SPD setzte erstmals auf den Berliner Regierenden Bürgermeister Willy Brandt als Kanzlerkandidaten. Dieser wurde am 18. Dezember 1913 in Lübeck als Herbert Ernst Karl Frahm geboren. Mit 16 Jahren trat er der SPD bei - nach der Machtübernahme der Nazis 1933 emigrierte er nach Norwegen. Nach dem zweiten Weltkrieg führte Brandt eine steile Parteikarriere 1957 in den Sessel des Regierenden Bürgermeisters von West-Berlin. Als Kanzlerkandidat der SPD konnte er bei den Bundestagswahlen 1961 das bis dahin beste Wahlergebnis seiner Partei erzielen. Im Jahre 1964 übernahm Brandt den SPD-Bundesvorsitz.
1965: Erhard gewinnt und scheitert
Mit Bundeskanzler Ludwig Erhard setzte die CDU/CSU bei den Bundestagwahlen am 19. September 1965 auf den "Vater des Wirtschaftswunders". Als Bundeswirtschaftsminister prägte Erhard als Mitbegründer der "sozialen Marktwirtschaft" maßgeblich den wirtschaftlichen Aufschwung der noch jungen Bundesrepublik. Geboren am 4. Februar 1897 in Fürth zählte Erhard eher zu den liberalen, bis er - zunächst parteilos - erst 1963 der CDU beitrat, deren Bundesvorsitz er 1966 übernahm. Die SPD setzte auf Willy Brandt als Kanzlerkandidaten.
Programmatisch gab es im Bundestagswahlkampf jedoch kaum nennenswerte Auseinandersetzungen: über die Verfassungs- und Gesellschaftsstruktur wurde kaum gestritten und auch beim Thema Sicherheit gab es fast nur Übereinstimmungen. Ohnehin hatten die Wähler 1965 andere Sorgen - das Wirtschaftswunder war vorbei und es begann eine Zeit der heraufziehenden wirtschaftlichen und innenpolitischen Krisen.
So konnte die Regierungskoalition aus CDU/CSU und FDP erneut die Mehrheit für sich gewinnen. Allerdings blieb die Kanzlerschaft Erhards letztlich glücklos: 1966 zerbrach die Regierungskoalition an Wirtschaftsfragen - Erhard tritt zurück. Erst im dritten Wahlgang einigt sich die Unionsfraktion auf Kurt Georg Kiesinger als Nachfolger, der mit Willy Brandt als Vizekanzler und Außenminister für die nächsten drei Jahre eine Große Koalition aus CDU/CSU und SPD bildet.
Heute gilt Kiesinger vielmehr als der "vergessene Kanzler" in der Geschichte der Bundesrepublik. Mit nur drei Jahren Regierungszeit steht der Kanzler der Großen Koalition klar im Schatten der Kanzler, die Epochen geprägt haben.
1969: Die SPD an der Macht
Mit dem Wahlsieg der SPD bei der Bundestagswahl am 6. September 1969 stellte die Union erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik nicht mehr den Bundeskanzler. Die Monate vor den Wahlen war vor allem durch die Studentenunruhen, die Aktionen der sogenannten Außerparlamentarischen Opposition (APO), das Erstarken der rechtsextremen NPD sowie durch internationale Spannungen wie den Vietnamkrieg geprägt. Auch das Verhältnis zwischen den beiden deutschen Staaten war eher frostig.
Zwar ging die CDU mit 46,1 Prozent erneut als stärkste Kraft aus den Wahlen hervor. Die SPD konnte hingegen in der Zeit der Großen Koalition ihre Regierungsfähigkeit beweisen und erhielt 42,7 Prozent der Stimmen. Gemeinsam mit der FDP - die auf 5,8 Prozent kam - legte Brandt schließlich die Grundlage für die sozialliberale Koalition. Herausragendes Merkmal der neuen Regierung wurde die auf Entspannung ausgerichtete Ostpolitik, für die Bundeskanzler Brandt 1971 den Friedensnobelpreis erhielt.
1972: Erste vorgezogene Neuwahl
Die Bundestagswahlen am 19. November 1972 waren die ersten vorgezogenen Neuwahlen in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Vorausgegangen waren zunächst das gescheiterte konstruktive Misstrauensvotum gegen Bundeskanzler Brandt sowie der negative Ausgang der Vertrauensfrage.
Während die SPD mit Brandt erneut ins Rennen ging, setzte die Union auf Rainer Barzel. Geboren am 20. Juni 1924 im ostpreußischen Braunsberg studierte Barzel nach 1945 Rechtswissenschaften und Volkswirtschaftslehre. Von 1957 an saß er bis 1987 für die CDU im Deutschen Bundestag - von 1971 bis 1973 hatte er auch deren Bundesvorsitz inne.
Bei den Bundestagswahlen 1972 blieb Barzel jedoch erfolglos. Mit 45,8 Prozent der Stimmen die SPD erstmals die stärkste Fraktion im Deutschen Bundestag - Bundeskanzler Brandt konnte an der Spitze der sozialliberalen Koalition weiterregieren. Aufgrund der Spionage-Affäre um seinen persönlichen Referenten Günter Guillaume trat er jedoch - für die Öffentlichkeit überraschend - von seinem Amt zurück. Sein Nachfolger wurde der ehemalige Hamburger Innensenator und Bundesminister Helmut Schmidt.
1976: "Freiheit statt Sozialismus"
Mit diesem Slogan sagte die Opposition unter ihrem Kanzlerkandidaten Helmut Kohl der sozialliberalen Bundesregierung den Kampf an. Geboren am 3. April 1930 trat der Rheinland-Pfälzer bereits 1946 als Schüler der CDU bei. 1966 wurde er zum Landesvorsitzenden der rheinland-pfälzischen CDU gewählt. Am 19. Mai 1969 übernahm er auch das Amt des Ministerpräsidenten von Peter Altmaier. 1973 übernahm Kohl auch den Bundesvorsitz der CDU des zurückgetretenen Rainer Barzel.
Die SPD setzte hingegen auf Amtsinhaber Schmidt, der angesichts von Konjunkturflaute, Ölkrise und hoher Arbeitslosigkeit das Macher-Image eines Wirtschaftsexperten inne hatte. Gegenüber dem "Modell Deutschland" der Union warb Schmidt vor allem mit "sozialer Sicherheit" um das Vertrauen der Wähler.
Darüber hinaus standen die Wahlen von 1976 ganz unter dem Eindruck des RAF-Terrorismus sowie der Renten-, Steuer- und Finanzpolitik. So hatten sich durch die Rezession große Löcher in den öffentlichen Kassen aufgetan - die Finanzierung des Sozialstaates wurde zunehmend schwieriger. Die Union wollte die Wahl daher zu einer Richtungsentscheidung machen. So gewann die CDU/CSU zwar 48,7 Prozent der Stimmen und wurde damit wieder stärkste Fraktion im Deutschen Bundestag. Dennoch konnte sich die sozialliberale Koalition knapp behaupten.
1980: Schmidt gegen Strauß
Mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß schickte die Union erstmals einen Spitzenkandidaten aus den Reihen der CSU ins Wahlkampfrennen. Strauß wurde am 6. Oktober 1915 in München geboren. Nach dem Studium der Altphilologie, Germanistik, Geschichte und Staatswissenschaften wurde er 1939 in die Wehrmacht einberufen. Nach dem Krieg trat Strauß 1945 der CSU bei und wurde 1949 deren Generalsekretär. Am 18. März 1961 wurde er zum Bundesvorsitzenden der CSU gewählt - diese Amt hatte er bis zu seinem Tode am 3. Oktober 1988 in Regensburg inne.
In den 1950er-Jahren wurde Strauß als bis dahin jüngster Bundesminister der Geschichte ins Kabinett von Bundeskanzler Adenauer berufen. 1978 scheidet Strauß aus dem Bundestag aus und wird als Nachfolger von Alfons Goppel zum bayerischen Ministerpräsidenten gewählt. Für seine deftigen Debatten im Bundestag sowie im bayerischen Landtag war er berühmt und berüchtigt.
1980 wurde Strauß zum Kanzlerkandidaten der CDU/CSU gewählt. Den Bundestagswahlen am 5. Oktober 1980 ging daher ein besonders emotionsgeladener Wahlkampf voraus, der sich sehr schnell auf eine Auseinandersetzung Schmidt-Strauß konzentrierte. Im Vordergrund standen die Themen Sicherheit und Frieden.
Während der Amtsinhaber unter mit der Losung "Sicherheit für Deutschland" in den Wahlkampf ging, präsentierte sich der Herausforderer als "Kanzler für Frieden und Freiheit". So lag der sogenannte "deutsche Herbst" mit den Terrorakten der Rote Armee Fraktion (RAF) noch nicht lange zurück. Auch international kam es nach dem sowjetischen Einmarsch in Afghanistan zu Spannungen.
Strauß ging schließlich als Verlierer aus dem Duell hervor: die SPD holte 42,9 Prozent der Stimmen, die FDP erhielt 10,6 Prozent - die CDU/CSU rutschte auf 44,5 Prozent ab. Auch wenn die Union damit die stärkste Fraktion im Deutschen Bundestag stellte, konnte die sozialliberale Koalition weiterregieren - Strauß blieb bis zu seinem Tod Ministerpräsident des Freistaates Bayern.
1983: Das Ende der sozialliberalen Koalition
Die Bundestagswahlen am 6. März 1983 waren die zweiten vorgezogenen Neuwahlen in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Vorausgegangen war das erfolgreiche konstruktive Misstrauensvotum von CDU-Chef Helmut Kohl gegen Kanzler Helmut Schmidt, nachdem die sozialliberale Koalition zuvor an Wirtschaftsfragen zerbrochen war. Nach einer gescheiterten Vertrauensfrage im Dezember 1982 löste der damalige Bundespräsident Karl Carstens den Bundestag auf und machte damit den Weg für Neuwahlen frei.
Während die Union auf Helmut Kohl als Spitzenkandidaten setzte, verzichtete Schmidt auf eine erneute Kanzlerkandidatur für die SPD - stattdessen wurde der ehemalige Bundesjustizminister Hans-Jochen Vogel aufgestellt. Vogel wurde am 3. Februar 1926 in Göttingen geboren und trat 1950 der SPD bei. Von 1960 bis 1972 war Vogel Oberbürgermeister von München, bevor er für neun Jahre als Bundesminister nach Bonn ging. Von 1981 bis 1983 war der SPD-Politiker zudem Regierender Bürgermeister von West-Berlin. Sein Bruder Bernhard Vogel - jahrelanges CDU-Mitglied - war Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz und Thüringen.
Anfang 1983 war das politische Klima zudem sehr aufgeheizt. Innenpolitisch hatte die Bundesrepublik mit einer Wirtschaftskrise zu kämpfen - dabei war die Arbeitslosigkeit erstmals auf eine Rekordmarke von mehr als zwei Millionen gestiegen. Außenpolitisch war das atomare Wettrüsten der Supermächte USA und UdSSR das prägende Thema.
Bei den Wahlen erreichte die SPD schließlich 38,2 Prozent, die Union kam auf 48,7 Prozent und konnte mit der FDP weiter regieren. Mit 5,6 Prozent schafften zudem erstmals die Grünen den Sprung in Deutschen Bundestag. Für die etablierten Parteien galt die alternative Truppe in Jeans und Turnschuhen um den ehemaligen hessischen Umweltminister Joschka Fischer noch als Provokation.
1987: Wiederwahl des Amtsinhabers
Bei den 11. Bundestagwahlen am 25. Januar 1987 stand die christlich-liberale Bundesregierung unter Helmut Kohl erneut zur Wiederwahl. Herausforderer auf Seiten der SPD war der damalige Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Johannes Rau. Er wurde am 16. Januar 1931 als Sohn eines Kaufmanns und nebenberuflichen Laienpredigers geboren. Nach seiner Ausbildung als Verlagsbuchhändler startete Rau seine politische Karriere 1958 in der SPD. Zwanzig Jahre später wird Rau Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen.
Ein Hauptthema des Wahlkampfes war die Arbeitslosigkeit. So genoss der SPD-Herausforderer Rau große Popularität, der in den Umfragen den amtierenden Kanzler im Ansehen deutlich überrundete. So war dieser mit dem Motto "Versöhnen statt Spalten" für soziale Gerechtigkeit antreten. Ein weiteres wichtiges Thema war auch die Umweltpolitik - so war die Bevölkerung nach dem Unfall im Kernkraftwerk Tschernobyl sowie der Brand im schweizerischen Chemieunternehmen Sandoz aufgeschreckt. Vor allem die Grünen konnten dabei mit ihren Forderungen nach Stilllegung der Atomkraftwerke und nach stärkeren Auflagen für die Chemieindustrie punkten.
So konnten die Grünen 2,7 Prozentpunkte hinzugewinnen - auch die FDP konnte einen Stimmenzuwachs verbuchen. Die CDU/CSU erreichte mit 44,3 Prozent hingegen das schlechteste Wahlergebnis seit 1949 - die SPD kam lediglich auf 37 Prozent der Stimmen.
1990: Freudentaumel nach der Wiedervereinigung
Die Bundestagswahlen am 2. Dezember 1990 standen ganz im Zeichen der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten. Als Bundeskanzler hatte Helmut Kohl als Spitzenkandidat der CDU/CSU einen maßgeblichen Anteil am Zustandekommen der staatlichen Einheit. Daher konnte Kohl auch mit einem erheblichen Amtsbonus in die ersten gesamtdeutschen Wahlen nach dem Zweiten Weltkrieg gehen.
Hauptstreitpunkt zwischen ihm und dem SPD-Herausforderer Oskar Lafontaine - mit 47 Jahren bis dato jüngster Kanzlerkandidat - blieb jedoch die Frage um die Finanzierung der deutschen Einheit. Während Kohl Steuererhöhungen ausschloss, hielt sein Herausforderer diese jedoch für unausweichlich. Mit seinen Warnungen vor den "ungeheuren Kosten und sozialpolitischen Verwerfungen" einer überstürzten Vereinigung kam Lafontaine allerdings besonders bei den Wählern in den neuen Bundesländern nicht gut an.
Letztlich musste die Union zwar leichte Verluste hinnehmen, ging aber als stärkste Partei aus dem Urnengang hervor und konnte gemeinsam mit der FDP weiter die Bundesregierung stellen. Die SPD erreichte lediglich 33,5 Prozent - schnitt im Osten allerdings noch schlechter ab. Die Grünen erreichten bundesweit nur noch 5,1 Prozent der Stimmen und waren nur noch durch acht Abgeordnete des Ost-Wahlbündnisses Bündnis 90 im Bundestag vertreten. Zudem gelang der PDS erstmals mit 17 Abgeordneten der Einzug ins Parlament.
1994: Kontinuität ist Trumpf
Wirtschaftliche und soziale Themen zwischen Ost und West bestimmten die Wahlen am 16. Oktober 1994, bei denen Amtsinhaber Helmut Kohl zum vierten Mal hintereinander eine wenn auch knappe Mehrheit für die schwarz-gelbe Regierungskoalition sichern konnte. Ihre Mehrheit verdankten die Regierungsparteien jedoch praktisch den alten Bundesländern - lediglich in Sachsen konnten sie eine Mehrheit erringen. Dagegen schaffte es die rot-grüne Opposition nur in Bremen, Nordrhein-Westfalen und im Saarland an die Spitze.
Bundesweit errang die Union 41,4 Prozent der Stimmen - die SPD kam auf 36,4 Prozent. Die Grünen erhielten 7,3 Prozent und überholten damit erstmals die FDP als drittstärkste Kraft, die lediglich auf 6,9 Prozent kam. Trotz 4,4 Prozent der Stimmen zog auch die PDS dank vier Direktmandaten erstmals mit 30 Abgeordneten in den Bundestag ein - darunter die ehemalige DDR-Wirtschaftsministerin Christa Luft oder der frühere stellvertretende Staatsratsvorsitzende Günther Maleuda.
Die SPD zog mit dem Partei- und Fraktionsvorsitzenden Rudolf Scharping als Kanzlerkandidat ins Rennen. Gemeinsam mit Gerhard Schröder, Oskar Lafontaine und Björn Engholm wurde er als einer der "Enkel Willy Brandts" bezeichnet. Nach den Bundestagwahlen verlässt Scharping jedoch die Fortüne.
Wegen mehrfach ungeschicktem Auftreten wird Scharping auf dem Mannheimer SPD-Parteitag 1995 von Lafontaine als Bundesvorsitzender gestürzt - 1998 wird er von Schröder in das Amt des Bundesverteidigungsministers gedrängt. Seine Rolle in der Affäre um den PR-Berater Moritz Hunzinger kostet ihm schließlich 2002 auch den Ministerjob. Heute konzentriert er sich auf seine Aufgabe als Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR).
Letztlich standen die Bundestagwahlen 1994 ganz im Zeichen der wiedererlangten Souveränität des vereinten Deutschland. Rund 50 Jahre nach dem Kriegsende zogen sich die alliierten Truppen aus Deutschland zurück, Die wirtschaftlichen Probleme beim Aufbau Ost und bei der Herstellung gleicher Lebensverhältnisse waren nicht zu übersehen. Die von Bundeskanzler Kohl versprochenen "blühenden Landschaften" waren - wenn überhaupt - erst in Ansätzen zu sehen.
1998: Das Ende für den "Kanzler der Einheit"
Am Abend des 27. September 1998 war SPD-Kanzlerkandidat Gerhard Schröder am Ziel: Amtsinhaber Helmut Kohl war nach 16 Jahren abgewählt worden. Damit schaffte Schröder das, was vor ihm vier SPD-Herausforderern misslungen war. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik hatten die Wähler eine amtierende Regierungskoalition abgewählt - von deren Slogan "Sicherheit statt Risiko" ließen sie sich nicht mehr überzeugen.
So erzielte die Union mit 35,2 Prozent ihr schlechtestes Wahlergebnis seit 1953 - die SPD wurde hingegen mit 40,2 Prozent zum zweiten Mal in der Nachkriegsgeschichte die stärkste Fraktion im Deutschen Bundestag.
Beherrschendes Wahlkampfthema war vor allem die Wirtschaftspolitik und insbesondere die steigende Arbeitslosigkeit. Während die Reformversuche der alten Bundesregierung von Ökonomen als "halbherzig" kritisiert wurden, gingen diese weiten Teilen der Bevölkerung jedoch zu weit. Schröder bot den Menschen hingegen "Veränderung ohne Risiko" an. "Wir werden nicht alles anders machen, aber vieles besser machen", rief der niedersächsische Ministerpräsident beim Nominierungsparteitag der SPD aus.
Zur Hauptlinie seiner Politik nach der schwarz-gelben "Koalition des Stillstandes" gab er die Bekämpfung der damals schon horrenden Arbeitslosigkeit an. Außerdem waren viele Bürger nach 16 Jahren des Einheitskanzler überdrüssig, analysierten die Wahlforscher übereinstimmend.
Daher gab es in beiden Landesteilen auch keine signifikanten Unterschiede: in Ost wie West musste die CDU beträchtliche Verluste verbuchen, während die SPD deutlich dazu gewinnen konnte. Die Grünen wurden mit 6,7 Prozent die drittstärkste Kraft im Bundestag, die FDP kam auf 6,2 Prozent der Stimmen. Mit 5,1 Prozent zog auch die PDS erneut in den Deutschen Bundestag ein.
2002: Das rot-grüne Projekt wird fortgesetzt
An Dramatik waren die Bundestagwahlen am 22. September 2002 kaum noch zu überbieten. Während sich die Union anfangs schon als Wahlsieger wähnte, lag die SPD am Ende mit gerade mal 6.027 Stimmen vor der CDU/CSU. Die rot-grüne Bundesregierung wurde - wenn auch knapp - wiedergewählt. So erhielten beide Volksparteien jeweils 38,5 Prozent der Stimmen - die Grünen 8,6 Prozent und die FDP 7,4 Prozent der Stimmen. Die PDS fiel mit 4,0 Prozent wieder unter die Fünf-Prozent-Hürde und ist seitdem nur noch mit zwei direkt gewählten Abgeordneten im Deutschen Bundestag vertreten.
Die Themen des Wahlkampfes waren sehr vielfältig - von der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit über die Steuer- und Bildungspolitik (PISA-Studie) bis hin zum drohenden Irak-Krieg. Während die SPD mit Bundeskanzler Schröder ins Rennen ging, kürte die CDU/CSU den bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber zum Kanzlerkandidaten. Ihm eilt das Bild eines aggressiven und angriffslustigen Politikers voraus. Seine politischen Gegner fasst er gerne hart an, indem er öfter mal den Finger in die Wunde legt. Dabei greift der CSU-Politiker auch gerne mal zu populistischen Maßnahmen.
Geboren am 28. September 1941 in Oberaudorf im Landkreis Rosenheim begann Stoiber 1971 seine politische Karriere in der CSU. Von 1978 bis 1983 hatte er das Amt des Generalsekretärs inne - am 16. Januar 1999 übernahm er schließlich den Bundesvorsitz der CSU. Seit 1993 regiert Stoiber zudem mit absoluter Mehrheit als Ministerpräsident den Freistaat Bayern.
Aber auch die FDP hatte - erstmals in ihrer Geschichte - mit Guido Westerwelle einen Kanzlerkandidaten ins Wahlrennen geschickt. Geboren am 27. Dezember 1961 trat der studierte Rechtsanwalt 1980 in die FDP ein. Dort zählte er zu den Mitbegründern der Jungen Liberalen, deren Vorsitz er von 1983 bis 1988 inne hatte. Zwischen 1993 und 2001 war Westerwelle Generalsekretär der FDP - seitdem hat er den Bundesvorsitz der Liberalen inne.
Als Kanzlerkandidat verfolgte er das ehrgeizige Ziel von 18 Prozent für die FDP. Nach dem Fehlschlag bemühte sich Westerwelle jedoch um ein anderes Image. Das "Guidomobil", mit dem er 2002 noch durch die Lande zog, bleibt diesmal in der Garage, das 18-Prozent-Projekt ist realistischeren Zielen gewichen und Besuche im "Big Brother"-Container wird es wohl auch nicht mehr geben. Bei den kommenden Bundestagswahlen wird Westerwelle dennoch als Spitzenkandidat der Liberalen ins Rennen gehen.
Dabei gaben manche Beobachter wenige Monate vor den Bundestagswahlen keinen Chance mehr auf eine Wiederwahl. Unzufriedenheit über angeblich zaghafte Reformen und besonders die ausbleibenden Erfolge am Arbeitsmarkt ließen die Popularitätswerte der SPD schwächeln. Zudem wurde Schröders "Politik der ruhigen Hand" als Furcht vor unpopulären Aktionen gedeutet. Die Grünen sahen manche zudem schon angesichts herber Verluste bei fast 20 Wahlen in Folge und einem Mitgliederschwund obendrein schon an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern.
Dass die rot-grüne Koalition dennoch als Wahlsieger hervorging, beruhte nach Ansicht von Wahlforschern vor allem auf der persönlichen Popularität von Bundeskanzler Schröder und dem Grünen-Außenminister Joschka Fischer. Aber auch die eindeutige Haltung der Bundesregierung im Irak-Krieg 2003 sowie die Flutkatastrophe an der Elbe und den Nebenflüssen verhalf der rot-grünen Bundesregierung letztlich noch einmal zum erneuten Wahlerfolg.
2005: "Kohls Mädchen" zieht ins Kanzleramt ein
Die Bundestagswahlen am 18. September 2005 waren die dritten vorgezogenen Neuwahlen in der Geschichte der Bundesrepublik. Vorausgegangen war die herbe Wahlniederlage der SPD bei den Landtagswahlen am 22. Mai 2005 und damit das Ende der letzten rot-grünen Koalition auf Landesebene. Erklärtes Ziel der SPD war es, die rot-grüne Regierungskoalition auch nach den Wahlen weiterzuführen - eine große Koalition mit der CDU/CSU war zwar "nicht gewollt", aber auch nicht ausgeschlossen.
Erstmals in der Geschichte schickte die Union mit Angela Merkel eine Kanzlerkandidatin ins Rennen. Die ehemals stellvertretende Regierungssprecherin der letzten DDR-Regierung galt einst als politische Außenseiterin und graue Parteimaus. Mit der Spendenaffäre der Union im Jahr 2000 nutzte sie jedoch die Gunst der Stunde: mit mehr als 90 Prozent wurde sie zur ersten Frau an der Spitze der Bundes-CDU gewählt.
Als Kanzlerkandidatin der Unionsparteien zog sie mit ihrer Vision einer "neuen sozialen Marktwirtschaft" in den Wahlkampf. Ihr Ziel: eine Abwahl der rot-grünen Bundesregierung und eine Mehrheit für eine Koalition aus CDU/CSU und FDP.
Wie schon bei den Bundestagswahlen 2002 erlebten die Deutschen erneut einen regelrechten "Wahlkrimi". So verlor die rot-grüne Bundesregierung zwar ihre Mehrheit im Deutschen Bundestag - aber auch Union und FDP konnten keine eigene Mehrheit stellen. Dem vorläufigen amtlichen Endergebnis zufolge erzielten CDU/CSU mit 35,2 Prozent ihr zweitschlechtestes Wahlergebnis überhaupt - die SPD kam mit 34,3 Prozent ebenfalls eines der schlechtesten Wahlergebnisse in den letzten 50 Jahren.
Die großen Sieger waren die FDP und die Linkspartei. Die Liberalen sind mit 9,8 Prozent der Stimmen wieder als drittstärkste Kraft im Bundestag vertreten. Die PDS erzielte 8,7 Prozent. Die Grünen kamen auf 8,1 Prozent der Stimmen.
Lange war noch unklar, wenn nun künftig im Bundeskanzleramt regieren wird. Sowohl Amtsinhaber Schröder als auch Herausforderin Merkel beanspruchten für sich den Auftrag zur Regierungsbildung. Rein rechnerisch waren neben einer großen Koalition auch eine Ampelkoalition aus SPD, FDP und Grünen sowie eine sogenannte "Jamaika-Koalition" aus Union, FDP und Grünen möglich.
Über die endgültige Mandatsverteilung wurde noch in den Nachwahlen am 2. Oktober in Dresden entschieden - gravierende Veränderungen wurden jedoch eher nicht erwartet. Am Ende bildeten CDU/CSU und SPD die zweite Große Koalition in der Geschichte der Bundesrepublik unter der Führung von Angela Merkel - der ersten Regierungschefin in der deutschen Geschichte.
2009: Historische Ergebnisse
In vielerlei Hinsicht historische Ergebnisse verzeichneten die Bundestagswahlen am 27. September 2009. Klare Gewinner der Wahlen waren die kleinen Parteien: so erzielte die FDP mit 14,56 Prozent das beste Bundestagswahlergebnis ihrer Geschichte. Auch die Linke erreichte mit 11,88 Prozent einen Rekordwert - ebenso wie Bündnis 90/Die Grünen mit 10,71 Prozent.
Die drei Koalitionspartner CDU/CSU und SPD mussten hingegen Stimmenverluste hinnehmen: vor allem die Sozialdemokraten verzeichneten mit 23,03 Prozent eines ihrer schlechtesten Bundestagswahlergebnisse ihrer Geschichte.
Die Wahlbeteiligung sank zudem auf einen historischen Tiefstand von 70,78 Prozent. Dank der Gewinne für die Liberalen bildeten Union und FDP erstmals seit elf Jahren wieder eine Regierungskoalition. Bundeskanzlerin Merkel wurde dabei im Amt bestätigt.
Während die Union wieder auf Angela Merkel als Spitzenkandidaten setzte, gingen die Sozialdemokraten mit Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier als Spitzenkandidat und Herausforderer ins Rennen. Im Vergleich zu den Bundestagswahlkämpfen der vergangenen Jahre verlief die Wahlkampagne 2009 vergleichsweise geräuschlos. Noch nie zuvor hatten die Parteien so wenig Geld investiert wie in diesem Wahlkampf. Auch Attacken auf den politischen Gegner blieben weitgehend aus.
Viele Beobachter kamen daher zu dem Schluss, dass das Regieren für Kanzlerin Merkel trotz schwarz-gelber Regierungskoalition nicht einfacher werden würde. Nicht wenige Kommentatoren fragten sich daher, ob Merkel weiter die "Mutti der Nation" gebe oder ob sie sich zur "eisernen Lady" entwickele.
2013: Wahlsiegerin ohne Koalitionspartner
Deutlich gestärkt ging die Union um die amtierende Bundeskanzlerin Angela Merkel aus den Bundestagswahlen am 22. September 2013 hervor. Mit 41,5 Prozent der Stimmen landete die CDU/CSU erstmals seit 1994 wieder über der Schwelle von 40 Prozent. Mit 311 von insgesamt 630 Sitzen verfehlte sie jedoch nur knapp die absolute Mehrheit
Einen historischen Absturz hingegen erlebte der bisherige Koalitionspartner FDP. Die Liberalen scheiterten mit 4,8 Prozent der Stimmen an der Fünf-Prozent-Hürde und sind erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik nicht mehr im Deutschen Bundestag vertreten.
Die SPD mit ihrem Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück konnte zwar leichte Zugewinne erzielen - fuhr aber mit 25,7 Prozent das zweitschlechteste Ergebnis nach dem Krieg ein. Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke mussten im Vergleich zu 2009 allerdings Verluste hinnehmen. Allerdings zeigte sich die Linkspartei dennoch zufrieden, da sie mit 8,6 Prozent der Stimmen und 64 Abgeordneten nun die drittstärkste Kraft im Deutschen Bundestag stellt.
Für eine Überraschung sorgte zudem die eurokritische Alternative für Deutschland (AfD). Sie kam aus dem Stand auf 4,7 Prozent der Stimmen und verpasste damit nur knapp den Einzug in den Bundestag. Die zwischenzeitlich hoch gehandelten Piraten spielen mit einem Ergebnis von 2,2 Prozent keine Rolle mehr.
Neuer Koalitionspartner der CDU/CSU wurden erneut die Sozialdemokraten, die erstmals in der Geschichte die Parteimitglieder über den Koalitionsvertrag abstimmen ließen. Rund 76 Prozent stimmten für die Annahme des Vertrages, die Wahlbeteiligung lag bei 78 Prozent. Am 17. Dezember 2013 wurde Merkel an der Spitze der dritten Großen Koalition in der deutschen Geschichte erneut zur Bundeskanzlerin gewählt.
2017: Auf dem Weg nach Jamaika
Die Wahlen zum 19. Deutschen Bundestag am 24. September 2017 waren in vielerlei Hinsicht historisch. So stürzte die CDU/CSU um Bundeskanzlerin Angela Merkel mit 32,9 Prozent der Stimmen auf das bis dahin schwächste Ergebnis seit 1949. Gleichzeitig rutsche die SPD um ihren Kanzlerkandidaten Martin Schulz mit 20,5 Prozent auf ein neues Rekordtief.
Drittstärkste Kraft wurde die AfD, die mit 12,9 Prozent der Stimmen erstmals in den Bundestag einziehen konnte. Ebenfalls wieder im Parlament vertreten ist die FDP. Mit 10,7 Prozent und 80 Sitzen sind die Liberalen nach 2013 damit wieder im Bundestag vertreten. Auch den Linken (9,2 Prozent) und Bündnis 90/Die Grünen (8,9 Prozent) gelang erneut der Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde.
Erstmals seit den 1950-Jahren sind damit wieder sechs Fraktionen im Deutschen Bundestag vertreten. Nach die Sozialdemokraten bereits am Wahlabend eine neuerliche Große Koalition mit den Unionsparteien ist derzeit nur noch eine sogenannte "Jamaika-Koalition" aus CDU/CSU, FDP und Grünen möglich.
Die notwendigen Koalitionsverhandlungen gestalteten sich jedoch aufgrund der inhaltlichen Unterschiede als durchaus schwierig. Ein Bündnis mit der AfD hatten alle Parteien bereits im Vorfeld der Wahlen ausgeschlossen. Am Ende zogen sich die Liberalen jedoch aus den Koalitionsverhandlungen zurück und es kam zu einer Neuauflage der Koalition von Union und Sozialdemokraten.
2021: Historisches Debakel für die Union
Bei den Wahlen zum 20. Deutschen Bundestag gingen die Sozialdemokraten erstmals wieder als stärkste Kraft hervor. Die Union unter ihrem Kanzlerkandidaten Armin Laschet verzeichnete mit gerade einmal 24,1 Prozent der Stimmen das bislang schlechteste Wahlergebnis in der Geschichte der Bundesrepublik. Zudem schickten die Grünen mit Annalena Baerbock erstmals eine Kanzlerkandidatin ins Rennen. Mit 735 Abgeordneten ist das deutsche Parlament in der neuen Wahlperiode so groß wie nie zuvor.
Rund zwei Monate nach der Wahl einigten sich die SPD, die FDP und Bündnis 90/Die Grünen auf die erste Ampelkoalition in der Geschichte der Bundesrepublik auf Bundesebene. Zum Bundeskanzler und Nachfolger der scheidenden Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wurde der bisherige Vizekanzler und Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) gewählt.
Quelle: Statista
Anfang November 2024 zerbrach die Ampelkoalition schließlich mit der Entlassung von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und dem Rückzug der liberalen Bundesminister aus der Bundesregierung. Zudem kündigte Kanzler Scholz an, am 15. Januar 2025 im Deutschen Bundestag die Vertrauensfrage zu stellen. Scholz ist damit der sechste Bundeskanzler, der in der deutschen Nachkriegsgeschichte diesen Schritt gehen will. Im März 2025 soll es dann zu vorgezogenen Neuwahlen kommen.
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