Fußball in Deutschland: Der Aufstieg zum Volkssport
In Deutschland ist Fußball die mit Abstand beliebteste Sportart. Etwa 7,5 Millionen Menschen sind Mitglied in einem der rund 27.000 Fußballvereine. Anfangs war der Ballsport vor allem bei Akademikern, Schülern und Studenten oder kaufmännischen Angestellten beliebt. Heute ist Fußball in allen gesellschaftlichen Schichten beliebt - und zwar unabhängig von Geschlecht oder Herkunft.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts brachten englische Industrielle und Kaufleute neben dem Pferdesport auch den Fußball in das westliche Rheinland. Seit Turnvater Jahn (1778-1852) war Turnen allerdings die führende Sportart in Deutschland. Dabei stieß der Fußballsport bei den patriotischen Turnern auf wenig Gegenliebe. So stand der Mannschaftssport im krassen Gegensatz zu den Idealen eines erfolgreichen Individualsportlers. So wurde der Fußball in diesen Kreisen als "Lümmelei" oder "englische Krankheit" bezeichnet. Daher war er in vielen Vereinen verboten.
Die Pioniere des deutschen Fußballs
Dennoch stieß der Fußball in Deutschland auch auf positive Resonanz. So gelang es dem Lehrer Konrad Koch (1846-1911) vom Martino-Katharineum in Braunschweig, mit den Vorbehalten gegenüber der neuen Sportart aufzuräumen. Bereits am 29. September 1874 organisierte er mit Schülern des Gymnasiums das wohl erste Fußballspiel in Deutschland. Im Laufe der Zeit etablierte sich der Fußballsport auch in anderen Lehranstalten. Bereits 1875 legte Koch das erste Fußball-Regelwerk für Deutschland vor.
Daneben wurden in Deutschland bereits die ersten Fußballklubs gegründet, die meist aus den Schülervereinen hervorgingen. Einer der ersten Vereine war der Dresden English Football Club, der bereits am 18. Oktober 1873 von Engländern gegründet wurde. Bereits in 1880er-Jahren entstanden vor allem in Berlin, Hamburg und Karlsruhe die ersten Vereine. Dabei war vor allem die deutsche Reichshauptstadt ein erstes Zentrum des neu entstehenden Fußballsports.
So wurde bereits am 15. April 1888 der BFC Germania 1888 aus Berlin-Tempelhof gegründet. Er ist heute der älteste noch bestehende Fußballverein in Deutschland. Der erste und älteste Fußballverein in Deutschland zählte bis zur Jahrhundertwende zu den Trendsettern der deutschen Hauptstadt. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges (1914-1918) folgte der Absturz der Germania in die sportliche Bedeutungslosigkeit.
Bereits am 4. November 1890 wurde mit dem Bund Deutscher Fußballspieler (BDF) der erste Fußballverband Deutschlands gegründet. Im Mai 1891 folgte mit dem Deutschen Fußball- und Cricket Bund (DFuCB) der zweite Verband in Deutschland. Beide Fußballverbände waren allerdings nicht besonders langlebig: Während sich der BDF bereits 1892 auflöste, fand der DFuCB erst 1902 sein Ende.
Am 3. März 1893 mit der Süddeutschen Fußball-Union (SDFU) der erste Fußballverband in Süddeutschland aus der Taufe gehoben. Wegen verbandsinterner Streitigkeiten löste sich der Verband bereits zwei Jahre später wieder auf. Zwei Jahre später wurde am 17. Oktober 1897 wurde in Karlsruhe der Verband Süddeutscher Fußball-Vereine (VSFV) gegründet. Er gilt als Vorläufer des heutigen Süddeutschen Fußballverbandes (SFV).
Ein weiterer wichtiger Pionier des deutschen Fußballs war Walther Bensemann (1873-1934). Er war ein Mitbegründer mehrerer Vereine in Süddeutschland - darunter dem Karlsruher FV am 17. November 1891. Um 1900 organisierte er mit den "Ur-Länderspielen" die ersten internationalen Begegnungen deutscher Auswahlmannschaften. Am 14. Juli 1920 gründete Bensemann mit dem Kicker das erste deutsche Fußballmagazin.
Als Vertreter mehrerer deutscher Fußballvereine war der deutsche Fußballpionier auch an der Gründung des Deutschen Fußballbundes (DFB) am 28. Januar 1900 in Leipzig beteiligt. Heute ist der DFB mit über sieben Millionen angeschlossener Mitglieder in mehr als 24.000 Vereinen der größte Sportverband der Welt. Zu den DFB-Mitgliedern gehören fünf Regionalverbände mit insgesamt 21 Landesverbänden an. Am 21. Mai 1904 trat der DFB per Telegramm der FIFA bei.
Die Meisterschaften im deutschen Fußball
Noch vor der Jahrhundertwende wurden bereits erste Fußballwettbewerbe in Deutschland organisiert. Schon 1891 hatte der BDF eine deutsche Fußballmeisterschaft ausgespielt, welche der BFC Germania 1888 für sich entscheiden konnte. Schon ein Jahr später rief der DFuCB eine deutsche Meisterschaft ins Leben, die bis 1902 ausgespielt wurde. Mit insgesamt fünf Titeln kürte sich der Berliner TuFC Viktoria 1889 zum Rekordmeister.
Neben dem DFB wurden in den 1910er- bis 1930er-Jahren noch einige weitere Meisterschaften ausgetragen, deren Titelträger heute aber meist vergessen werden. Den Anfang machte dabei die Deutschen Akademiker-Meisterschaft (1911-1914). Die Deutsche Turnerschaft sowie der Arbeiter-Turn- und Sportbund (ATSB) und die Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit trugen ebenfalls eigene nationale Meisterschaften aus. Selbst die beiden jüdischen Sportverbände Makkabi Deutschland und Sportbund Schild trugen eigene Meisterschaften aus.
Regionale Fußballmeister | ||
Die erste offizielle deutsche Fußballmeisterschaft wurde im Sommer 1903 ausgespielt. Erster Sieger war der VfB Leipzig, der sich im Finale von Altona (Bahrenfeld) gegen den deutschen Auslandsverein DFC Prag mit 7:2 durchsetzen konnte. Bis 1933 wurde die Meisterschaft im K.O.-System ausgerufen. Teilnahmeberechtigt waren die jeweiligen Regionalmeister und der amtierende Deutsche Meister als Titelverteidiger.
Kurzinformation: Eine Meisterschaft ohne Meister Ein besonderes Meisterschaftskuriosum gab es in der Saison 1921/22. Im Deutschen Stadion von Berlin traf am 18. Juni 1922 der Hamburger SV auf den Titelverteidiger 1. FC Nürnberg. Erst nach mehreren Verlängerungen von jeweils 15 Minuten wurde das Endspiel schließlich nach 189 Minuten beim Stand von 2:2 wegen Dunkelheit abgebrochen. Ein Elfmeterschießen war damals noch nicht vorgesehen. Auch das Wiederholungsspiel am 6. August 1992 im Bruno-Plache-Stadion von Leipzig wurde nach 105 Minuten beim Stand von 1:1 abgebrochen, da dem 1. FC Nürnberg nur noch sieben anstatt der vorgeschriebenen acht Spieler zur Verfügung standen. Der DFB erklärte daraufhin den HSV zwar zum deutschen Meister. Allerdings verzichteten die Hanseaten auf den Titel. Später behauptete der HSV zwar, dass er vom DFB zum Verzicht genötigt worden sei. Die tatsächlichen Hintergründe sind aber bis heute nicht bekannt. |
Am 5. April 1908 trug die deutschen Nationalmannschaft vor 3.500 Zuschauern im Landhof-Stadion von Basel ihr erstes offizielles Länderspiel aus. Gegner ist die Schweiz, die mit 5:3 gewinnt. Besonderes Kuriosum: Eine Schweizer Schokoladenfabrik finanzierte eine Extra-Tribüne für 700 Zuschauer, an der in großen Buchstaben ein Werbespruch angebracht war: "Chocolade LUCERNA isst die ganze Welt!".
Bereits 1912 nahm die DFB-Elf am olympischen Fußballturnier statt. Dabei gelang gegen Russland der bis heute höchste Länderspielsieg (16:0). 1934 nahm die deutsche Mannschaft erstmals an einer Fußball-Weltmeisterschaft teil und belegte am Ende den dritten Platz.
- Statistik und Länderspiele der deutschen Nationalmannschaft
- Teilnahme bei der EM, der WM und den Olympischen Spielen
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Januar 1933 wurde auch der Spielbetrieb im deutschen Fußball komplett neu organisiert. So wurden die regionalen Fußballverbände zur Selbstauflösung gezwungen. An deren Stelle wurden die regionalen Meisterschaften nun in 16 Fußballgauen ausgespielt. Nach 1938 wurde deren Anzahl kontinuierlich auf 29 erweitert. Danach wurden die einzelnen Meister spielten in vier Gruppen den jeweiligen Gruppensieger aus, die im K.-o.-System (Pokalmodus) den Deutschen Meister ermittelten. Zur Saison 1941/42 kehrte der DFB wieder zum K.O.-System zurück. Die Spielzeit 1944/45 wurde am Ende wegen des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) abgebrochen.
Nach dem Krieg wurde der Spielbetrieb zunächst in den vier Besatzungszonen weiter geführt, in denen bereits früh eigene Zonenmeisterschaften ausgetragen wurden. Bereits 1948 wurde mit den einzelnen Zonenmeistern die erste deutsche Meisterschaft der Nachkriegszeit ausgetragen. Erster deutscher Nachkriegsmeister wurde der 1. FC Nürnberg.
Der lange Weg zur Bundesliga
In der Bundesrepublik konnte sich der DFB zunächst nicht auf eine landesweit einheitliche höchste Spielklasse einigen. So wurden ab 1950 in den fünf Oberligen die regionalen Meister ausgespielt. Diese spielten in einer eigenen Endrunde den deutschen Meister aus. Am 28. Juli 1962 sprach sich der DFB schließlich für die Einführung der Bundesliga aus.
Die erste Bundesliga-Saison 1963/64 wurde zunächst mit 16 Mannschaften ausgetragen. Für die Qualifikation der Mannschaften sollten sportliche und wirtschaftliche Kriterien bestimmend sein, wobei nur ein Verein pro Stadt infrage kam. Von den 74 Oberligavereinen bewarben sich 46 für die neue deutsche Spielklasse. 15 Bewerber wurden jedoch sofort abgelehnt - darunter Borussia Mönchengladbach, Bayer 04 Leverkusen und Hessen Kassel.
Die Gründungsmitglieder der Fußball-Bundesliga waren:
- Oberliga Nord: BTSV Eintracht Braunschweig, SV Werder Bremen und Hamburger SV
- Oberliga West: Borussia Dortmund, MSV Duisburg, 1. FC Köln, SC Preußen Münster und FC Schalke 04
- Oberliga Südwest: 1. FC Kaiserslautern und 1. FC Saarbrücken
- Oberliga Süd: SG Eintracht Frankfurt, Karlsruher SC, TSV 1860 München, 1. FC Nürnberg und VfB Stuttgart
- Stadtliga Berlin: Hertha BSC
Erster Meister in der neuen Bundesliga war der 1. FC Köln. Die beiden ersten Absteiger waren der SC Preußen Münster und der 1. FC Saarbrücken. Das erste Tor erzielte Timo Konietzka von Borussia Dortmund nach bereits 58 Sekunden. Der erste Torschützenkönig war Uwe Seeler vom Hamburger SV mit 30 Toren. Am vierten Spieltag kassierte Helmut Rahn vom MSV Duisburg den ersten Platzverweis. Jürgen Neumann vom 1. FC Kaiserslautern erzielte am ersten Spieltag in Frankfurt den ersten Elfmeter. Das erste Eigentor unterlief Willi Schulz vom FC Schalke 04.
Zur Saison 1965/66 wurde die Bundesliga auf 18 Vereine aufgestockt. In der Saison 1991/92 wurde das Oberhaus einmalig auf 20 Mannschaften erweitert, da nach der deutschen Einheit die beiden Tabellenersten der ehemaligen DDR-Oberliga - der FC Hansa Rostock sowie die SG Dynamo Dresden - in die Bundesliga eingegliedert wurden.
Bislang spielten 58 Vereine im Oberhaus des deutschen Fußballs. Von den Gründungsklubs spielen aktuell nur noch der SV Werder Bremen, Borussia Dortmund, der VfB Stuttgart und die SG Eintracht Frankfurt der Bundesliga an.
Von Rekordspielen und Pfostenproblemen |
Europapokalendspiel vor Rekordkulisse Dabei ging Real als haushoher Favorit in das Finale: Mit vier Toren von Ferenc Puskás und drei Treffern von Alfredo Di Stéfano entschieden die Madrilenen das Spiel schließlich mit 7:3 für sich. Mit rund 135.000 Zuschauern im Stadion hält das Europapokalspiel bis heute den Rekord. Ein Kuriosum am Rande: Für die "Königlichen" war es der fünfte Titel in Folge. Dies gelang bislang keinem anderen Team mehr. |
Der Pfostenbruch vom Bökelberg Allerdings ist dies nicht das einzige Ereignis dieser Art in der deutschen Fußball-Geschichte: Am 6. August 1961 knickte an der Bremer Brücke beim Oberliga-Spiel des VfL Osnabrück gegen Holstein Kiel in der 10. Spielminute das Tor des Kieler Torhüters Franz Möck um, da beide Pfosten von Unbekannten angesägt worden waren. Das Tor konnte aber soweit repariert werden, dass die Partie fortgesetzt werden konnte. Auch der UEFA Champions League ereignete sich am 1. April 1998 ein ähnlicher Vorfall: Im Halbfinale der Saison 1997/98 zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund im Estadio Santiago Bernabéu verzögerte sich der Spielbeginn wegen eines umgestürzten Tores um 76 Minuten. Für ihre launige Moderation zur Überbrückung der Wartezeit erhielten die beiden RTL-Kommentatoren Marcel Reif und Günther Jauch den Bayerischen Fernsehpreis 1998 |
Spielwiederholung nach einem Büchsenwurf |
Quelle: Sportschau auf Youtube |
Der höchste Sieg in der Bundesliga-Geschichte Dennoch ging Gladbach hochmotiviert in die Partie und führte bereits zur Halbzeit mit 6:0. Nach 90 Minuten stand es am Ende zwar 12:0 für die Borussia. Der Titel ging dennoch an die Kölner, die gleichzeitig mit 5:0 gegen den Absteiger FC St. Pauli gewannen. Ausschlaggebend war dabei die um drei Tore bessere Tordifferenz für die Domstädter. Der BVB belegte die beteiligten Spieler mit einer Geldstrafe in Höhe von jeweils 2.000 D-Mark. Der Grund dafür war "mangelhafter Einsatz" und "vereinsschädigendes Verhalten". Für BVB-Trainer Otto Rehhagel endete mit der Rekordniederlage das Engagement in Dortmund. Auch BVB-Torhüter Peter Endrulat wurde zu Tennis Borussia Berlin abgeschoben. Nachtrag: Der bis heute gültige Rekord für den höchsten Sieg in der 2. Bundesliga wurde in der Saison 1979/80 in der Nordstaffel aufgestellt: Der DSC Arminia Bielefeld gewann am 23. Mai 1980 mit 11:0 gegen den SV Arminia Hannover. |
Halbzeit nach 32 Minuten In manchen Spielen sind nicht unbedingt die Mannschaften oder die Spieler die zentralen Akteure. Am 8. November 1975 pfiff Wolf-Dieter Ahlenfelder (1944-2014) das Bundesligaspiel zwischen dem SV Werder Bremen und Hannover 96, bei dem er sich einen ganz besonderen Fauxpas leistete. In der ersten Halbzeit pfiff er bereits nach 32 Minuten zur Pause. Nach einer Intervention von Werders Abwehrspieler Horst-Dieter Höttges ließ er dann doch noch elf Minuten weiterspielen - um dann trotzdem 90 Sekunden zu früh in die Halbzeit zu bitten. Nach Ahlenfelders Aussage soll das vorherige Mittagessen wohl einen gewissen Anteil an der zweifelhaften Leistung gehabt zu haben, bei dem er ein Bier und einen Malteser-Schnaps konsumiert hatte. Allem Anschein nach hatte der Alkohol neben der Verdauung auch auf sein Urteilsvermögen ausgewirkt. Auf das Ergebnis hatte dies aber keine Auswirkungen: Das Spiel endete mit einem torlosen Unentschieden. Seiner Karriere als Schiedsrichter hat es wohl ebenfalls kaum geschadet. Zwischen 1975 und 1988 pfiff Ahlenfelder insgesamt 106 Bundesligaspiele, in denen er gerade einmal vier rote Karten zückte. In der 2. Bundesliga leitete er von 1974 bis 1977 insgesamt 77 Partien. Trivia zum Schluss: Wer heute in der Bremer Vereinsgaststätte einen "Ahlenfelder" bestellt, erhält ein Bier und einen Malteser. |
Den sportlichen Unterbau der Bundesliga bildeten zunächst die fünf Regionalligen, die von den Regionalverbänden verantwortet wurden. Allerdings zeigte sich recht schnell, dass dieser für die Vereine sportlich wie wirtschaftlich durchaus problematisch war.
Diese Situation war am Ende auch mitverantwortlich für den Bundesliga-Skandal 1971. Daher beschloss der DFB am 30. Juni 1973 die Einführung der 2. Bundesliga zur Saison 1974/75. Diese war zunächst zweigleisig mit einer Nord- und Südstaffel, die sich aus jeweils 20 Mannschaften zusammensetzte.
Seit der Saison 1981/82 wird die 2. Bundesliga eingleisig mit 20 Mannschaften gespielt. In der Saison 1992/93 wurde sie nach der Eingliederung von sechs DDR-Vereinen einmalig auf 24 Mannschaften aufgestockt. Zur Saison 1994/95 wurde die 2. Bundesliga auf 18 Mannschaften reduziert. Seit 1974 spielten 128 Vereine in der zweithöchsten deutschen Fußball-Liga.
Parallel zur deutschen Fußballmeisterschaft und der Bundesliga etablierte der DFB bereits Anfang der 1950er-Jahre die deutsche Amateurmeisterschaft für den Unterbau der Oberliga. Der erste deutsche Amateurmeister war Bremen 1860 im Jahr 1951. Der Wettbewerb wurde letztmalig 1998 ausgetragen. Die Rekordmeister sind die Amateurteams von Hannover 96 und dem SV Werder Bremen sowie der SC Jülich 1910 mit je drei Titeln.
Kurzinformation: Skandale im deutschen Fußball Ihre erste schwere Krise erlebte die Fußball-Bundesliga im Sommer 1971: Im Rahmen seiner Feier zum 50. Geburtstag veröffentlichte Horst-Gregor Canellas, damaliger Vereinspräsident von Kickers Offenbach, ein Tonband mit Mitschnitten von verschiedenen Telefonaten. Daraus ging hervor, dass mehrere Punktspiele im Abstiegskampf manipuliert wurden. Im Laufe der darauffolgenden Ermittlungen kam heraus, dass mehr als 60 Spieler in den Skandal verwickelt und zehn Bundesliga-Vereine von den Manipulationen betroffen waren. Zudem stellte sich heraus, dass 18 Spiele in der Endphase des Abstiegskampfes betroffen waren. Dabei sollen Bestechungsgelder von etwa einer halben Million D-Mark geflossen sein.
Wirklich nachhaltig geschadet hat der Skandal dem Profi-Fußball aber nicht. So verzeichnete die Bundesliga in den folgenden zwei Jahren zwar deutliche Rückgänge bei den Zuschauer-Zahlen. Im WM-Jahr 1974 war allerdings kaum noch etwas von den einstigen Manipulationen zu spüren. Erst 34 Jahre später sorgten weitere Manipulationen von Fußballspielen für Aufsehen, die im Januar 2005 im Zuge von Ermittlungen gegen den Schiedsrichter Robert Hoyzer bekannt wurden. Einige Monate später gab er zu, bei mehreren Pokal- und Zweitliga-Spielen bewusste Fehlentscheidungen getroffen zu haben. Dabei soll Hoyzer mit der kroatischen Wettmafia im Bunde gewesen sein. Im November 2005 wurde der ehemalige DFB-Schiedsrichter schließlich zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten ohne Bewährung verurteilt. Außerdem hatte sich der DFB mit Hoyzer außergerichtlich auf einen Schadenersatz von 750.000 Euro geeinigt. Davon muss er aber bis 2026 einen Betrag von 126.000 Euro in Raten an den DFB zahlen. Mittlerweile darf Hoyzer wieder als Amateur auf der Ebene der Landesverbände Fußball spielen.
|
Die Pokalwettbewerbe in Deutschland
Neben der Meisterschaft gilt der deutsche Pokal als zweitwichtigster Fußballwettbewerb in Deutschland. 1935 wurde auf Initiative des damaligen DFB-Präsidenten Felix Linnemann (1925-1040) erstmals der DFB-Pokal ausgespielt. Benannt war der Wettbewerb nach dem Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten (1887-1943). Sportliches Vorbild war der englische FA Cup. Erster Titelträger war der 1. FC Nürnberg. Schon 1943 wurde der Pokal letztmals an einen "großdeutschen Pokalsieger" vergeben.
Erst zehn Jahre später wurde 1953 mit Rot-Weiss Essen der erste DFB-Pokalsieger nach dem Krieg ermittelt. Dabei fand der Wettbewerb zunächst auf wenig Interesse bei den Vereinen und den Fans. Mit der Einführung der Bundesliga 1963 erlebte auch der Pokal einen erneuten Aufschwung.
Kuriose Pokalgeschichte: Günter Netzer wechselt sich selbst ein Im Finale des DFB-Pokals 1972/73 schrieb Borussia Mönchengladbach eine ganz besondere Geschichte gegen den 1. FC Köln Geschichte. Vor 69.600 Zuschauern im Rheinstadion von Düsseldorf gab es nach der regulären Spielzeit noch keinen Sieger. Fohlen-Star Günter Netzer wechselte sich in der 91. Minute selbst ein und erzielte bereits drei Minuten später das entscheidende Siegtor für die Borussia. Später erklärte er, dass er den Ball "völlig falsch" angenommen habe. Daher sei der entscheidende Treffer "das größte Glück meines Lebens auf dem Fußballplatz, denn eigentlich sei "vorprogrammiert" gewesen, dass "es schief gehen würde". Der Kicker bezeichnete das Finale als eines der "besten, spielerisch hoch stehendsten und spannendsten" Pokalspiele aller Zeiten. |
Quelle: Sportschau auf Youtube |
Heute wird der DFB-Pokal im K.O.-System ausgespielt. Teilnahmeberechtigt sind die 36 Teams der 1. und 2. Bundesliga sowie vier Mannschaften der 3. Liga. Dazu kommen 24 Vereine aus den unteren Ligen - einschließlich der 21 Verbandspokalsieger. Dabei werden die einzelnen Runden öffentlich ausgelost.
Bis 1964 erhielt der jeweilige Sieger als offizielle Trophäe den "Goldfasanen-Pokal". Seitdem erhalten die deutschen Pokalsieger den heute bekannten Pokal. Entworfen wurde die Trophäe vom Kölner Künstler Wilhelm Nagel (1927-2014), einem Dozent für Goldschmiedekunst an den Kölner Werkschulen.
Neben dem DFB-Pokal organisieren auch die 21 DFB-Landesverbände einen Verbandspokal. Teilnahmeberechtigt sind üblicherweise die Mannschaften der 3. Liga sowie der Regionalliga und der Oberliga. Die Vereine der unteren Liegen müssen sich hingegen über die Bezirks-, Kreis- oder Stadtpokale qualifizieren.
Sportliche Sensationen im DFB-Pokal Da "der Pokal hat seine eigenen Gesetze" hat, haben vor allem die Partien zwischen den unterklassigen Vereinen und den Bundesliga-Teams einen besonderen Reiz. So schied der Hamburger SV in der Spielzeit 1974/75 bereits in der 2. Hauptrunde mit 1:2 gegen den VfB Eppingen aus. Zehn Jahre später Saison 1984/85 schied der HSV bereits in der 1. Hauptrunde mit einer 0:2-Niederlage gegen den SC Geislingen aus. In der Saison 1997/98 schaltete der SV Eintracht Trier 05 mit dem amtierenden Meister und UEFA Champions League-Sieger Borussia Dortmund und mit UEFA-Pokalsieger FC Schalke 04 gleich zwei vermeintlich stärkere Gegner aus. In der Saison 2001/02 gelang dem damaligen Verbandsligisten SSV Ulm 1846 auch der erste Sieg eines Fünftligisten über ein Bundesliga-Team. In der 1. Hauptrunde gewannen die Ulmer mit 2:1 gegen den 1. FC Nürnberg. Auch der deutsche Rekord-Pokalsieger FC Bayern München musste sich bereits mehrfach unterklassigen Mannschaften geschlagen geben: in der Saison 1990/91 verloren die Münchner gegen den nordbadischen FV 09 Weinheim mit 0:1. Zehn Jahre später schieden sie gegen den damals viertklassigen 1. FC Magdeburg schieden sie bereits in der 2. Hauptrunde der Spielzeit 2000/01 mit 5:3 nach Elfmeterschießen aus. Besonders legendär ist jedoch die 0:1-Niederlage gegen den Regionalligisten TSV Vestenbergsgreuth in der Saison 1994/95. Ebenfalls historisch: In der Saison 1984/85 unterlag der Titelverteidiger FC Bayern München in einem legendären Finale knapp dem Außenseiter FC Bayer 05 Uerdingen. Für den Krefelder Verein war es der bislang größte Erfolg in der Vereinsgeschichte. In der folgenden Saison ging der Uerdinger 7:3-Sieg im Europapokal der Pokalsieger gegen die SG Dynamo Dresden als "Wunder von der Grotenburg" in die Fußballgeschichte ein. Außerdem schafften es bislang auch drei Drittligisten in ein Endspiel des DFB-Pokals: am 12. Juni 1993 setzt sich Bayer Leverkusen mit 1:0 gegen die Amateure von Hertha BSC durch. Der damalige Regionalligist FC Energie Cottbus unterlag am 14. Juni 1997 dem VfB Stuttgart mit 0:2, während der 1. FC Union Berlin das Finale am 26. Mai 2001 gegen den FC Schalke 04 ebenfalls mit 0:2 verlor. Auch zahlreiche Zweitligisten konnten sich schon für ein Finale des DFB-Pokals qualifizieren. Allerdings konnte sich nur Hannover 96 am 23. Mai 1992 mit 4:3 im Elfmeterschießen gegen Borussia Mönchengladbach durchsetzen. Dies war der bislang einzige Finalsieg eines Nicht-Erstligisten in der Geschichte des DFB-Pokals. Zum einzigen Stadtderby in einem Pokalfinale kam es am 11. Juni 1983, als der 1. FC Köln im ausverkauften Müngersdorfer Stadion mit 1:0 gegen den SC Fortuna Köln gewann. Gelegentlich kann es sogar zu einem Aufeinandertreffen von zwei Mannschaften aus dem gleichen Verein kommen. Am 16. August 1997 gewannen die Profis vom 1. FC Kaiserslautern mit 5:0 gegen die eigenen Amateure. In der Saison 2000/01 konnten sich in der 2. Hauptrunde die Profis des VfB Stuttgart mit 3:0 gegen die vereinseigenen Amateure durchsetzen. Highlights im DFB-Pokal der Frauen Auch bei den Frauen kommt es gelegentlich zu Pokal-Sensationen: In der Saison1992/93 warf Tennis Borussia Berlin bereits in der 1. Hauptrunde den amtierenden Meister und Pokalsieger SSG Bergisch Gladbach 09 mit 3:1 aus dem Wettbewerb. Die bislang größte Pokalsensation gelang dem Regionalligisten Grün-Weiß Brauweiler, als er in der Saison 1990/91 gleich vier Bundesligisten ausschalten konnte. Im Finale gewann das Team dann mit 1:0 gegen den amtierenden deutschen Meister TSV Siegen. Dies war der bis heute einzige Pokalsieg eines Zweitligisten in der Geschichte des Wettbewerbes. |
- Wikipedia über den Fußball in Deutschland
- Tore des Monats im deutschen Fußball
Boom für den Frauenfußball in Deutschland
Seit einigen Jahren erlebt auch der Frauenfußball in Deutschland einen regelrechten Boom. Dabei hatte das weibliche Geschlecht lange Zeit mit erheblichen Widerständen und Vorurteilen zu kämpfen. Als der Frauenfußball bereits in den 1920er-Jahren in einigen europäischen Ländern bereits einen ersten Höhepunkt erlebte, galt er in Deutschland jedoch als moralisch verwerflich. So beklagten Funktionäre und Gynäkologen vor allem eine "weibliche Rekordsucht" und befürchteten, dass Aufnahme mütterlicher Pflichten durch den Sport eher verzögert werde.
Dennoch organisierten einige Studentinnen in dieser Zeit bei den Hochschulmeisterschaften erste Fußballspiele. Bereits im März 1930 gründete Charlotte ("Lotte") Specht im Gasthof Steinernes Haus mit dem 1. DDFC Frankfurt den ersten Frauenfußballverein in Deutschland. "Meine Idee, die kam nicht nur aus der Liebe zum Fußballsport, sondern vor allen Dingen frauenrechtlerisch. Ich habe gesagt, was die Männer können, können wir auch", begründete die Fußballpionierin diesen Schritt.
In der Öffentlichkeit ernteten der Verein jedoch überwiegend hämische Reaktionen. Dabei wurden die jungen Sportlerinnen teilweise sogar als "Mannweiber" beschimpft und mussten sogar Steinwürfe hinnehmen. So löste sich der "1. Deutsche Damen-Fußballklub" bereits im Herbst 1931 wieder auf.
"Und weil auch die Zeitungen so gemein zu uns waren, haben einige Eltern den Mädchen das Fußballspielen verboten. Mit der Zeit wurden wir immer weniger und nach einem Jahr, tja, da war er aus, der Traum."
Charlotte ("Lotte") Specht (1911-2002), Pionierin des deutschen Frauenfußballs und Gründerin des 1. DDFC Frankfurt
Allerdings war auch der DFB nur wenig begeistert von der Initiative der jungen Frauen. Noch 1936 hieß es in einer Pressemitteilung des Verbandes, dass der Fußball "mit der Würde und dem Wesen der Frau unvereinbar" sei. Am 30. Juni 1955 wurde der Frauenfußball in Deutschland auf einem Verbandstag des DFB verboten.
Im Beschluss hieß es, dass man es "unseren Vereinen nicht zu gestatten, Damenfußball-Abteilungen zu gründen oder Damenfußball-Abteilungen bei sich aufzunehmen, unseren Vereinen zu verbieten, soweit sie im Besitz eigener Plätze sind, diese für Damenfußballspiele zur Verfügung zu stellen, unseren Schieds- und Linienrichtern zu untersagen, Damenfußballspiele zu leiten."
Der DFB begründete diesen Schritt damit, "dass diese Kampfsportart der Natur des Weibes im Wesentlichen fremd ist". Zudem verschwinde beim Fußballspiel "die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden, und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand." Zudem verwies der DFB auf die angeblich gesundheitsschädigende Wirkung des Sportes auf Frauen an, da dadurch ihre Gebärfähigkeit beeinträchtigt würde.
Erst am 31. Oktober 1970 hob der DFB das Frauenfußballverbot mit einigen Auflagen wieder auf. So mussten die Frauenmannschaften wegen ihrer "schwächeren Natur" eine halbjährige Winterpause einhalten. Die Bälle waren kleiner und leichter - Stollenschuhe waren ebenfalls verboten. Die Spieldauer wurde zunächst auf 70 Minuten begrenzt und wurde erst bis 1993 schrittweise auf 90 Minuten erhöht.
Bereits 1971 wurden auf regionaler Ebene die ersten Ligen gegründet. Noch im gleichen Jahr wurde in Berlin mit Tennis Borussia Berlin der erste Verbandsmeister gekürt. Bereits 1974 gewann der TuS Wörrstadt die erste offizielle deutsche Meisterschaft. Schon 1981 gewann die SSG 09 Bergisch Gladbach den erstmals ausgespielten DFB-Pokal der Frauen. 1990 wurde schließlich die Frauen-Bundesliga eingeführt. Die 20 Gründungsmitglieder waren:
- Regionalliga West: SSG Bergisch Gladbach, KBC Duisburg, VfB Rheine, TSV Siegen
- Oberliga Nord: Fortuna Sachsenross Hannover, SC Poppenbüttel, Schmalfelder SV,
SV Wilhelmshaven, VfR Eintracht Wolfsburg - Oberliga Berlin: 1. FC Neukölln
- Oberliga Hessen: FSV Frankfurt, SG Praunheim
- Verbandsliga Rheinland: SC 07 Bad Neuenahr
- Verbandsliga Saarland: VfR 09 Saarbrücken
- Verbandsliga Südwest: TuS Niederkirchen
- Verbandsliga Baden: SC Klinge Seckach
- Verbandsliga Südbaden: TuS Binzen
- Verbandsliga Württemberg: VfL Sindelfingen, VfL Ulm/Neu-Ulm
- Bayernliga: FC Bayern München
Seit 1980 spielen auch die Damen in einem eigenen Wettbewerb den DFB-Pokal aus, dessen Sieger ebenfalls im K.o.-System ermittelt wird. Startberechtigt sind die 26 Vereine der beiden Bundesligen und die 21 Landespokalsieger. Der bislang erfolgreichste Klub mit neun Titeln ist der 1. FFC Frankfurt.
Am 10. November 1982 absolvierte die deutsche Damen-Nationalmannschaft in Koblenz ihr erstes offizielles Länderspiel gegen die Schweiz, das sie mit 5:1 gewinnen konnte. Heute gehört sie zu den erfolgreichsten Damen-Nationalmannschaften der Welt. Unter dem Strich stehen acht EM-Titel, zwei WM-Titel und ein Olympiasieg.
- Statistik und Länderspiele der deutschen Nationalmannschaft
- Teilnahme bei der EM, der WM und den Olympischen Spiele
Schon in den 1990er-Jahren gehörte der deutsche Frauenfußball zur Weltspitze. Dennoch hat der Frauenfußball in Deutschland noch immer einen geringeren Stellenwert als bei den Männern. Das geringere Zuschauerinteresse schlägt sich in einer entsprechend niedrigeren Entlohnung von Frauenfußball nieder.
- Nach der WM 2023: Neuer Boom für den Frauenfußball?
- Wikipedia über den Frauenfußball in Deutschland
Neuer Strukturen im DDR-Fußball
Mit der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) am 7. Oktober 1949 wurde auch der Spielbetrieb im zweiten deutschen Staat grundlegend neu organisiert. Anstelle der aufgelösten Vereine wurden bereits 1945/46 sogenannte Sportgemeinschaften (SG) sowie Sportgruppen gegründet, denen zunächst nur ein regional begrenzter Spielbetrieb erlaubt war. Bereits 1948 wurden mit den Vereinen aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen erstmals eine Ostzonenmeisterschaft ausgespielt.
Bereits 1949 rief der Deutsche Sportausschuss mit der DDR-Oberliga eine einheitliche höchste Spielklasse ins Leben, um einen eigenen Landesmeister zu ermitteln. Im gleichen Jahr wurde auch der DDR-Pokal ins Leben gerufen, der nach dem Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB) benannt wurde. Am 17./18. Mai 1958 wurde der Deutsche Fußballverband (DFV) ins Leben gerufen. Mit der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 endete schließlich auch der DDR-Fußballbetrieb. Zur Saison 1991/92 wurden die DDR-Vereine in den Spielbetrieb der Bundesrepublik eingegliedert.
Sportlich dominierten zwischen 1971 und 1978 die SG Dynamo Dresden der 1. FC Magdeburg die höchste Liga des DDR-Fußballs. 1979 begann mit Förderung des MfS die sportliche Ära des BFC Dynamo, der bis 1988 insgesamt zehn DDR-Meisterschaften in Folge gewann und somit Rekordmeister der DDR wurde. Einige umstrittene Schiedsrichter-Entscheidungen führten aber auch zu Spekulationen, ob die sportliche Dominanz des BFC nicht nur auf seine fußballerischen Leistungen zurückzuführen sei. Besonders umstritten war dabei eine Elfmeter-Entscheidung von Schiedsrichter Bernd Stumpf im Spiel gegen den 1. FC Lokomotive Leipzig am 22. März 1986. In den Annalen der Fußball-Geschichte ist es heute als "Schandelfmeter von Leipzig" bekannt.
Der FDGB-Pokal war zwischen 1949 und 1991 das ostdeutsche Pendant zum westdeutschen DFB-Pokal. Wie auch in den anderen Sportarten wurde er als Wanderpokal ausgeschrieben. Teilnahmeberechtigt waren alle Mannschaften der beiden höchsten DDR-Ligen - der Oberliga und der Liga. Hinzu kamen die Gewinner der Pokalwettbewerbe in den DDR-Bezirken. Zunächst gab es keinen festen Endspielort. Von 1975 bis 1989 wurde das Endspiel des FDGB-Pokals stets im Stadion der Weltjugend in Berlin ausgetragen.
Die Gewinner des FDGB-Pokals waren für den Europapokal der Pokalsieger qualifiziert. Konnte der Pokalsieger auch die Meisterschaft für sich entscheiden, nahm der unterlegene Finalist seinen Platz ein. Rekordpokalsieger mit jeweils sieben Titeln sind der 1. FC Magdeburg sowie die SG Dynamo Dresden. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde die letzte Auflage des Wettbewerbs als NOFV-Pokal durchgeführt. Letzter Titelträger war der FC Hansa Rostock.
- Wikipedia über den Fußball und den Frauenfußball in der DDR
Regionale Entwicklungen in Fußball-Deutschland
Eine besondere Rolle im deutschen Fußball spielt vor allem das Ruhrgebiet. Bereits 1892 wurde mit dem Wittener FC 1892 der erste reine Fußballverein in der Region gegründet. Entgegen des weitverbreiteten Klischees, waren die ersten Spieler im Pott keine Arbeiter, sondern Schüler der Oberschicht. In den folgenden Jahrzehnten breitete sich der Fußballsport auch im Ruhrgebiet schnell aus. Bereits 1914 kam etwa ein Drittel der Vereine im Westdeutschen Spielverband aus dem Pott.
- Wikipedia über den Fußball im Ruhrgebiet
- Planet Wissen über den Fußball im Ruhrgebiet
Bereits in den 1920er- und 1930er-Jahren gehörte der FC Schalke 04 zu den Topvereinen in Deutschland. 1937 gewannen die Knappen sogar als erster deutscher Verein das Double aus Meisterschaft und DFB-Pokal. 1966 konnte Borussia Dortmund als erster deutscher Klub einen Europapokal-Wettbewerb gewinnen. 1997 gewann der BVB sogar die UEFA Champions League, während der FC Schalke 04 mit dem Gewinn des UEFA-Pokals seinen größten internationalen Erfolg verbuchte.
Regionaler Fußball | ||
Auch die deutsche Hauptstadt Berlin spielte in den Anfangsjahren des Fußballsports eine große Rolle. Schon in den 1910er-Jahren kamen mit dem Berliner TuFC Union 1892 (1905) und dem Berliner TuFC Viktoria 1889 (1908 und 1911) die deutsche Meisterschaft. Ein besonderes Novum gelang Hertha BSC, die sich zwischen 1926 und 1931 sechsmal in Folge für das Finale qualifizieren konnte. Dabei war die "Alte Dame" zweimal erfolgreich (1930 und 1931).
- Wikipedia über den Fußball in Berlin
Daneben nimmt die sächsische Stadt Leipzig ebenfalls eine exponierte Rolle im deutschen Fußballsport ein. So wurde dort am am 28. Januar 1900 der Deutsche Fußballbund gegründet. Mit dem VfB Leipzig wurde 1903 der erste deutsche Meister ermittelt. Zudem wurde 1922 im Stadtteil Gohlis mit dem Wacker-Stadion am Tauchaer Weg (später das "Stadion des Friedens") das erste Großstadion Deutschlands errichtet.
- Wikipedia über den Fußball in Leipzig
Auch sportlich gehörte das Leipziger Stadtderby zwischen dem 1. FC Lokomotive Leipzig und dem BSG Chemie Leipzig zu den renommiertesten Duellen im deutschen Fußball. Seit 2016 ist mit dem RB Leipzig wieder ein ostdeutscher Verein in der Bundesliga vertreten.
Literaturtipp zum Fußball in Deutschland |
Hardy Grüne und Dietrich Schulze-Marmeling: |
Weitere Informationen
- Planet Wissen über die Geschichte des modernen Fußballs