Tobias Daniel M.A.

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EU-Osterweiterung: Die Länder und ihre Menschen

Europa (Quelle: Bild von Gordon Johnson auf Pixabay)

Rund 75 Millionen Menschen mehr gehörten nach der Osterweiterung am 1. Mai 2004 der Europäischen Union (EU) an. Doch wie sind die Menschen, die in den zehn Beitrittskandidaten leben? In welchem Ruf stehen die angehenden EU-Europäer? Ein Überblick.

Polen: Selbstbewusst und stolz

Über mangelndes Selbstbewusstsein können die Polen nicht klagen. Vielmehr erhebt das größte Land der Beitrittskandidaten unverhohlen Anspruch auf eine regionale Führungsrolle. Daher trat Polen am 1. Mai weder stillschweigend noch auf Zehenspitzen der EU bei. Es wird vielmehr stolz und selbstbewusst mitreden wollen.

Dabei sind der Stolz, der Kampfgeist und die Aufmüpfigkeit der Polen beinahe schon legendär. Deren Willen zur Selbstbehauptung bekamen bereits im 19. Jahrhundert die großen Nachbarn Preußen, Österreich und Russland zu spüren, als diese das schwache Königreich Polen unter sich aufteilten. Auch in der jüngsten Geschichte beugte sich die polnische Gesellschaft weder dem nationalsozialistischen Besatzungsterror noch dem Stalinismus. Kein Wunder also, dass die Polen nach deren historischen Erfahrungen nicht vor Konflikten mit der EU-Bürokratie zurückschrecken.

Umso bitterer jedoch ist für die Polen, dass sie sich vor allem im Nachbarland Deutschland falsch dargestellt fühlen. Viele schmerzt es, in der deutschen Bevölkerung als das Land der Autodiebe, Zigarettenschmuggler, Schwarzarbeiter und illegalen Putzfrauen wahrgenommen zu werden. Dabei glauben die Polen - die stets kritisch jeglicher Obrigkeit gegenüberstehen - längst nicht, dass alles perfekt ist in ihrem Land. So teilen sie durchaus die Kritik der Brüsseler EU-Kommission oder ausländischer Investoren an der schwerfälligen Bürokratie sowie der noch weit verbreiteten Korruption und Vetternwirtschaft. Und dennoch: jeder versucht irgendwie ans Ziel zu gelangen - getreu dem Motto: "irgendwas lässt sich da schon machen".

Dabei hat der politische und wirtschaftliche Wandel hat tiefe Spuren hinterlassen und neue soziale Kontraste geschaffen. So lassen sich neureiche Polen ihre Villen in den Vororten bauen, während die tristen Plattenbausiedlungen zu Slums verelenden, die jeder verlässt, der es sich leisten kann. Doch anders als der Durchschnittspole in den achtziger Jahren ist die Arbeit am ganz persönlichen Wirtschaftswunder wichtiger als das Engagement in der Politik. Diese gilt ohnehin nicht als geeignete Beschäftigung für anständige Leute. Selbst mit der Frömmigkeit nehmen es die Polen nicht mehr so genau wie in der kommunistischen Ära - ganz zum Leidwesen der Kirche. Nur in einem sind sich die streitfreudigen Polen jedoch einig: der größte Pole aller Zeiten ist Karol Wojtyla - ihr mittlerweile verstorbener Landsmann auf dem Papstthron im Vatikan.

Ungarn: pragmatisch, nationalistisch und kosmopolitisch

Es gibt so einige Klischees über Ungarn - auch wenn sie nur noch für den Tourismus gut sind. So fangen die Irrtümer bereits beim Gulasch an. Was weltweit unter diesem Namen auf den Teller kommt, hat mit dem Original kaum gemein. Echtes ungarisches "gulyas" ist vielmehr eine traditionelle Hirtensuppe mit Rindfleisch-Würfeln, Kartoffeln und kleinen gezupften Knödeln. Ein weiteres Klischee wurde im 19. Jahrhundert von den Spätromantikern nach Westeuropa getragen. Dies beinhaltete die Vorstellung vom wilden, schnauzbärtigen Ungarn, der melancholisch in die Puszta blickt und feurig Csardas tanzt. Auch das Bild vom traurig geigenden Zigeunerprimas entspricht heute schon einem Klischee. Heute sind die meisten Zigeunermusiker meist arbeitslos, da sie unter den Einheimischen kein Publikum mehr finden. Dies finden sie höchstens noch bei den Touristen.

Ungarn wirken vielmehr recht widersprüchlich. Einerseits gelten sie als knallharte Pragmatiker, die es durch schlaue Beharrlichkeit geschafft haben, der Sowjetführung jahrzehntelang ihren milden "Gulaschkommunismus" abzutrotzen. Immerhin hatte Ungarn nach dem blutig niedergeschlagenen Aufstand von 1956 die offenste Gesellschaft im ganzen Ostblock.
Andererseits kritisieren ihre Nachbarvölker die Ungarn als scharfe Nationalisten. Dies trifft zwar vor allem auf extrem rechte Kreise zu. Für die breite Masse des Volkes hingegen ist eher ein paradoxer kosmopolitischer Patriotismus charakteristisch, der mehr auf Integration als auf Absonderung abzielt. So schrieb  der ungarische Staatsgründer König Stephan I. (997-1038) in seinen "Ermahnungen" - einer Art politischem Testament - an seinen Sohn: "Ein Land, dass nur einerlei Sprache und einerlei Sitten hat, ist schwach und gebrechlich." Noch heute wird jeder Ausländer, der den Ungarn Sympathie bekundet in hohem Maße respektiert - vor allem, wenn er die schwierige ungarische Sprache lernt.

Tschechien: "Soldat Schwejk" zieht ins Haus Europa ein

Für den damaligen EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen sind die Tschechen misstrauische Menschen. Gäbe es einen "Nobelpreis für Skepsis", würde ihn wohl jedes Jahr ein Tscheche gewinnen, meint der Diplomat. Hintergrund dafür sind Umfragen: danach meinen viele Böhmer und Mährer, sie wüssten eigentlich nicht, welche Vorteile die EU-Mitgliedschaft eigentlich bringen würde.

Jedenfalls sind die Tschechen den Deutschen besonders nah. Mit keinem anderen Land besitzt Deutschland eine so lange gemeinsame Grenze wie mit Tschechien. Prag steht von allen europäischen Hauptstädten Berlin am nächsten. Und in Umfragen gaben die meisten Tschechen an, dass sie von allen Fremdsprachen Deutsch am besten verstehen. Immerhin schrieben einige der größten Dichter des Landes in dieser Sprache - allen voran Franz Kafka (1883-1924) oder Egon Erwin Kisch (1885-1948).

Die Tschechen gelten auch als belesen. So gingen in der kommunistischen Ära die verbotenen Klassiker der Weltliteratur als illegale Drucke von Hand zu Hand. Heute verkürzen sich auch junge Leute ihre Zeit an der Bushaltestelle oder im Park mit Büchern oder Zeitungen. Lange Schlangen vor den Buchläden sind bei Neuerscheinungen keine Seltenheit.

Am meisten lesen die Tschechen aber wohl in ihrer "chalupa" - dem Wochenendhaus. Tausende davon entstanden meist - vom kommunistischen Regime geduldet - als Eigenbau im Grünen. Dort widmen sich die "Stadtflüchtlinge" ihrer Leidenschaft der Pilzsuche oder verfolgen am Fernsehen die Spiele ihres Nationalsports Eishockey. Fernreisen gönnen sich die Tschechen hingegen kaum. Viele fahren im Winter für eine Woche zum Skifahren nach Österreich oder in die Slowakei. Im Sommer zieht es sie oft für zwei Wochen an die kroatische Adria.

In Karikaturen werden die Tschechen oft auch in der Pose des "braven Soldaten Schwejk" dargestellt. Die Figur wurde 1921 von Schriftsteller Jaroslav Hašek (1883-1923) erfunden. In seinen Romanen hebelte Schwejk die Obrigkeit nicht mit Konfrontation, sondern mit Schlitzohrigkeit aus - eine Eigenschaft, die viele Tschechen für sich reklamieren. In den Zeiten der Habsburger, des Nazi-Regimes oder der kommunistischen Ära lehnten sich daher viele Tschechen durch gespielte Begriffsstutzigkeit und nicht durch offenen Widerstand auf.

Probleme gab es auch zwischen den "weißen Tschechen" und der starken Minderheit der "Roma". Konzepte für ein konfliktfreies Zusammenleben sind bis heute nicht gefunden. Auch Korruption und Kleinkriminalität machen dem Land noch zu schaffen, die bei Ausländern gelegentlich das hässliche Bild des Tschechen als "skrupellosen Abzocker" entstehen lassen.

Slowakei: "Raunzen" als nationale Tugend?

"Frflat" bedeutet in Slowakisch in etwa soviel wie "raunzen" oder jammern. Denn Jammern gilt den Slowaken fast schon als nationale Tugend - auch wenn es gar nicht so schlecht läuft. Daher ist verwundert es auch nicht weiter, dass bei der Frage nach den Perspektiven des EU-Beitritts eher Skepsis und Pessimismus dominieren. Und dies trotz der Tatsache, dass die Slowakei mit 92,46 Prozent die höchste Zustimmung zum EU-Beitritt in allen Kandidatenländern erzielte.

Öffentliche Proteste oder Massen-Kundgebungen hingegen sind eher selten. So versucht die Gewerkschaft etwa seit Monaten gegen Reformen der Regierung mobil zu machen, die einen Großteil der Bevölkerung treffen - bislang vergebens. Dass die Eisenbahner vor einem Jahr wegen eines organisierten Streiks mehrere Züge ausfallen ließen, schockte die Slowaken mehr als alle Sozialkürzungen der Regierung. Neben der guten Qualifikation der vergleichsweise billigen Arbeitskräfte loben ausländische Investoren daher auch den sozialen Frieden im Land.

Mit dem Nationalstolz ist es angesichts der gerade mal elfjährigen Unabhängigkeit der Slowakei noch nicht soweit her. Für viele Slowaken ist es eher ein historisches Trauma, über Jahrhunderte hinweg von fremden Mächten beherrscht und unterdrückt zu werden: ob von Ungarn, den österreichischen Habsburgern, den Tschechen oder zuletzt den Sowjets. Umso stolzer sind die Slowaken daher, dass die Eishockey-Nationalmannschaft im Jahr 2002 Weltmeister wurde.

Fragt man die Slowaken nach ihren Schwachpunkten, zählen sie Ausländern gegenüber die weit verbreiteten Laster Alkoholismus und Korruption auf. Die EU-Kommission kritisiert zudem die großen regionalen Unterschiede zwischen der Hauptstadt Bratislava und dem Rest des Landes sowie die Diskriminierung der Roma-Minderheit. Davon wollen die Slowaken jedoch am liebsten nichts hören. "Wir sind nicht rassistisch, aber mit Zigeunern kann man wirklich nicht zusammenleben", lautet ein gängiger Satz im Land.

Sloweniens Endstation in Europa

Die Slowenen genießen ihr gemütliches Leben in ihrem Land zwischen Alpen und Adria. Besonders stolz sind sie auf ihre Sprache und Kultur, die fast ein Jahrtausend der Fremdherrschaft überdauerte. Dabei ist die Mentalität der Slowenen eine einzigartige Mischung der Mentalitäten aus ihren Nachbarn und Vorfahren: Disziplin und ihre Liebe zum Bier übernahmen sie von den Deutschen, manchmal sind sie laut wie die Italiener, das slawische Temperament ist in ihrer Kämpfernatur und Gastfreundschaft zu erkennen.

Und dennoch: ordentlich in Rage bringen kann man die künftigen EU-Mitbürger aus Slowenien, wenn man sie auf dem berühmt-berüchtigten Balkan positioniert oder mit ihren slowakischen Nachbarn verwechselt. Wegen des relativen Wohlstandes und des daraus resultierenden Selbstbewusstseins war es für die Slowenen daher nur allzu natürlich, das der Weg nach dem Zusammenbruch des Vielvölkerstaates Jugoslawien in die Europäische Union führte. Und dennoch rangieren die Slowenen bei Meinungsumfragen in der "alten EU" stets auf dem letzten Platz. Dafür macht dem Balkanstaat vor allem das Negativimage der ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken zu schaffen

Alles in allem geben sich die gerne als polyglott. Englisch ist bereits seit rund vierzig Jahren die obligatorische erste Fremdsprache. Viele Slowenen sprechen zudem deutsch, in den Nachbarregionen zu Italien und Ungarn kommt die jeweilige Nachbarsprache dazu. Wegen der gemeinsamen Vergangenheit sprechen zudem viele Slowenen auch Kroatisch. Trotz der hohen Sprachkenntnisse sowie der recht hohen Ausbildung und Fachkompetenz zieht es die meisten Slowenen nicht ins EU-Ausland. Im Gegenteil: jüngere Umfragen ergaben sogar, dass Slowenien sogar viele Zuwanderer aus den anderen neuen EU-Staaten locken könnte.

Die Erweiterung der Europäischen Union (EU)

In der Geschichte der Europäischen Union (EU) gab es bereits mehrere Erweiterungsrunden. Gemäß Artikel 49 des EU-Vertrags räumt jedem europäischen Staat das Recht ein, die EU-Mitgliedschaft zu beantragen, ohne dass ein Rechtsanspruch auf Erwerb der Mitgliedschaft besteht.

Als wesentliche Voraussetzung für einen Beitritt müssen die 1993 formulierten Kopenhagener Kriterien erfüllt werden. Das Europäische Parlament und alle bisherigen Mitgliedstaaten müssen dem Beitritt zustimmen. Vor der Erweiterung muss das Beitrittsland den sogenannten "Besitzstand der EU" ("acquis communautaire") - also die Gesamtheit des EU-Rechts - umsetzen.

Die sechs Gründungsmitglieder der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) waren Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande. Diese Staaten werden oft auch als "Sechsergemeinschaft" oder "Gründerstaaten" bezeichnet. Diese unterzeichneten am 25. März 1957 die Römischen Verträge, die am 1. Januar 1958 in Kraft traten.

In der ersten Erweiterungsrunde 1973 - der sogenannten "Norderweiterung" - traten Dänemark, Großbritannien und Irland der damaligen Europäischen Gemeinschaft (EG) weiter. Zudem war auch ein Beitritt von Norwegen geplant, allerdings stimmten 53,5 Prozent der Wahlbeteiligten in einer Volksabstimmung mehrheitlich gegen einen EG-Beitritt. Schon 1963 hatte das Vereinigte Königreich bereits einen Beitrittsantrag gestellt, der aber durch Frankreich - insbesondere auf Betreiben von Charles de Gaulle - abgelehnt wurde.

Im Rahmen der Süderweiterung wurde Griechenland zum 1. Januar 1981 in die EG aufgenommen. Dessen Beitritt wurde im Vorfeld heftig diskutiert: Hintergrund war das gespannte und konfliktbehaftete Verhältnis zur Türkei, die zusammen mit Griechenland im Jahr 1952 in die NATO aufgenommen wurde. 1986 folgten Portugal und Spanien in die EG. Damit endete die jahrzehntelange außenpolitische Isolation der beiden iberischen Länder - insbesondere, um die Folgen der Franco-Diktatur zu überwinden.

Mit der EFTA-Erweiterung 1995 wurde die EU mit FinnlandÖsterreich, und Schweden auf nunmehr 15 Staaten erweitert. Ein neuerlicher Beitrittsantrag von Norwegen scheiterte erneut an der Bevölkerung: 52,2 Prozent der Wahlberechtigen stimmten demnach erneut gegen einen EU-Beitritt des skandinavischen Landes. Heute ist Norwegen heute durch den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) und die Beteiligung am Schengen-Raum sehr eng mit der EU verbunden. Durch den EWR nimmt Norwegen am Europäischen Binnenmarkt teil.

Im Zuge der Osterweiterung traten mit Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Zypern zum 1. April 2004 gleich zehn mittel- und osteuropäische Staaten der EU bei. Ermöglicht wurde die Erweiterungsrunde vor allem durch durch den Fall des Eisernen Vorhangs und das Ende des Kalten Krieges. Mit der II. Osterweiterung wurden zum 1. Januar 2007 auch Bulgarien und Rumänien aufgenommen.

Austritte und formlose Erweiterungen

Bereits 1982 endete für Grönland als assoziierter Teil des Königreichs Dänemark die Mitgliedschaft in der damaligen EG. Im Februar 1982 hatte eine Mehrheit von 53 Prozent der Wahlberechtigten in einer Volksabstimmung für einen Austritt gestimmt. Demnach ist Grönland heute auch kein Mitglied des Schengen-Raums. Seit 1983 ist die Insel jedoch assoziiertes Mitglied im Nordischen Rat. Zudem unterhält Grönland keine Botschaften in anderen Ländern. Allerdings hat es einen diplomatischen Vertreter in DänemarkChina, Island, den USA und bei der Europäischen Union (EU).

Mit dem Beitritt der Länder der DDR zur Bundesrepublik Deutschland nach Artikel 20 des Grundgesetzes am 3. Oktober 1990. Allerdings war die deutsche Wiedervereinigung keine eigentliche "Erweiterung" der EG, da die Gemeinschaften keinen weiteren Staat aufnahmen und weder ein Beitritt beantragt oder genehmigt wurde. Zudem wurden keine Verträge unterzeichnet. Nach langen Beitrittsverhandlungen wurde Kroatien zum 1. Januar 2013 als bislang letztes europäisches Land in die EU aufgenommen.

Zum 31. Dezember 2020 erfolgte Austritt Großbritanniens aus der EU. Auslöser war das EU-Mitgliedschaftsreferendum im Juni 2016, bei dem 51,86 Prozent der britischen Wahlbeteiligten für den "Brexit" gestimmt hatten. Am 29. März 2017 leitete die damalige Premierministerin Theresa May den Austritt aus der EU und aus EURATOM gemäß Artikel 50 des Vertrags über die Europäische Union ein. Seit dem 1. Januar 2021 sind die Beziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU durch ein vorläufig in Kraft getretenes Handels- und Kooperationsabkommen geregelt.

Aktuelle Beitrittskandidaten

Das nächste große Ziel der EU-Erweiterung ist die Integration der europäischen Staaten auf dem Westbalkan. Die Aufnahme der ehemaligen Teilrepubliken von Jugoslawien wurde 2003 auf dem Gipfel in Thessaloniki beschlossen. Dazu wurde auch die Westbalkan-Konferenz ins Leben gerufen, die seit 2013 jährlich stattfindet. Derzeit haben acht Staaten haben von der EU den offiziellen Status eines "Beitrittskandidaten" zuerkannt bekommen:

  • Bereits 2009 hatte sich Albanien um eine EU-Mitgliedschaft beworben. Fünf Jahre später der Status eines Beitrittskandidaten entschieden. Im Juli 2022 wurden die offiziellen Beitrittsverhandlungen mit der EU beschlossen.
  • Im Dezember 2022 wurde Bosnien und Herzegowina zum Beitrittskandidaten ernannt. Den Antrag auf Mitgliedschaft hat die frühere jugoslawische Teilrepublik bereits am 15. Dezember 2016 gestellt. Daher stehen die Beitrittsverhandlungen noch am Anfang.
  • Die ehemalige Sowjetrepublik Moldau erhielt im Juni 2022 den offiziellen Status eines EU-Beitrittskandidaten. Beobachter sehen darin einen Zusammenhang mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine Die Beitrittsverhandlungen haben bislang aber noch nicht begonnen.
  • Im Juni 2006 hatte die EU die ehemalige jugoslawische Teilrepublik Montenegro offiziell als eigenständigen Staat anerkannt. Bereits zwei Jahre später reichte das Balkanland seinen Antrag auf einen EU-Beitritt ein. 2010 wurde Montenegro der Status eines Beitrittskandidaten zuerkannt. Im Dezember 2012 haben dann auch die Beitrittsverhandlungen begonnen.
  • Bereits 2005 erhielt Nordmazedonien den offiziellen Status eines Beitrittskandidaten. Ein langjähriges Hindernis war jedoch der Namensstreit mit Griechenland. Im  März 2020 gab der Europäische Rat schließlich auch grünes Licht für die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik.
  • Die frühere jugoslawische Teilrepublik Serbien hat ihre offizielle Bewerbung für eine EU-Mitgliedschaft bereits im Dezember 2009 eingereicht. Die Aufnahme der Beitrittsverhandlungen für Serbien bleibt jedoch an die Bedingung geknüpft, die Vermittlungsgespräche mit dem Kosovo wieder aufzunehmen.
  • Schon 1999 erhielt die Türkei den Status eines EU-Beitrittskandidaten. Kritiker lehnen die türkische Mitgliedschaft jedoch ab. Sie führen dabei an, dass der Großteil der Türkei (rund 97 Prozent) nicht in Europa gehöre und in (Klein-)Asien liege. Ein weiteres Argument lautet, dass die Türkei als vorwiegend muslimisches Land kulturell nicht dem überwiegend christlichen Europa zugehörig sei. Befürworter halten dem entgegen, dass die Türkei seit 500 Jahren die Geschichte Europas mit beeinflusst habe und sich spätestens seit der Staatsgründung durch Kemal Atatürk selbst als europäisch charakterisiere und an westeuropäischen Staaten orientiere. Seit 2016 liegen die Beitrittsgespräche zwischen der EU und der Türkei auf Eis.
  • Die Ukraine ist seit 2022 offizieller Beitrittskandidat der EU. Maßgeblicher Grund dafür war der russische Überfall im Februar 2022. Die offiziellen Beitrittsgespräche haben bislang noch nicht begonnen.

Weitere mögliche Beitrittskandidaten mit EU-Ambitionen sind Georgien sowie der Kosovo.

Ehemalige Beitrittskandidaten der EU

Der skandinavische Inselstaat Island ist bereits teilweise in EU-Strukturen integriert. Es ist Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraumes (EWR) und gehört zum Schengen-Raum. Zudem nimmt es an einigen EU-Programmen wie dem Erasmus-Programm teil. Wegen der schwerwiegenden Folgen der Finanzkrise ab 2007 reichte Island am 17. Juli 2009 seinen Beitrittsantrag ein. Im März 2015 zog Island jedoch seinen Antrag formell wieder zurück.

Das Königreich Norwegen ist Mitglied des EWR und Teil des Schengen-Raums. Das skandinavische Land hatte in der Vergangenheit bereits zwei Anträge auf eine EU-Mitgliedschaft gestellt. In beiden Fällen hatte sich die Bevölkerung in zwei Referenden jeweils mehrheitlich gegen einen Beitritt zur EG/EU ausgesprochen. Heute ist ein EU-Beitritt kein Thema: Laut einer Studie steht die Mehrheit der Norweger der Idee einer staatlichen Einigung der Europäischen Staaten äußerst skeptisch gegenüber. Dies gilt sogar für die Mehrheit der EU-Befürworter.

Die Schweiz beantragte 1992 die Mitgliedschaft bei der Europäischen Gemeinschaft und begann Beitrittsgespräche. Die Beitrittsverhandlungen wurden allerdings nach der Volksabstimmung vom 6. Dezember 1992 wieder eingefroren. In der Bevölkerung wird ein Beitritt zur EU zudem bislang mehrheitlich abgelehnt. Als wesentliche Gründe gelten die vermeintliche Angst vor einem Verlust an Demokratie, Neutralität und der Unabhängigkeit der Eidgenossenschaft. Daher verfolgt der Schweizer Bundesrat momentan die Strategie, enge bilaterale Vertragsbeziehungen zur EU aufzubauen.

Europäische Zwergstaaten

Die europäischen Zwergstaaten sind allesamt nicht Mitglied der EU sind. Zwar können auch kleine Staaten der EU beitreten – wie Malta es schon getan hat –, aber für die meisten dieser Staaten ist eine Mitgliedschaft aus verschiedenen Gründen unwahrscheinlich.

Der Pyrenäen-Staat Andorra hat traditionell enge Bindungen an seine beiden Nachbarn Spanien und Frankreich. Bislang geht der Kleinstaat kein Interesse an einer Mitgliedschaft, Trotzdem mehren sich Stimmen in Andorra für einen langfristigen EU-Beitritt.

Liechtenstein ist seit 1991 Mitglied der EFTA und seit 1995 Mitglied des EWR. Seit Ende 2011 ist gehört das Fürstentum auch dem Schengen-Raum an. Ein EU-Beitritt steht für den europäischen Zwergstaat derzeit aber nicht zur Debatte.

Das Fürstentum Monaco ist Teil des EU-Zollgebiets und hat sehr enge Bindungen zu Frankreich. Eine Vollmitgliedschaft in der EU ist für den Stadtstaat allerdings derzeit kein Thema.

Der Kleinstaat San Marino ist Teil der Zollunion mit der EU und hat den Euro eingeführt. Außerdem prägt es eigene Euromünzen. Im Oktober 2007 äußerte die san-marinesische Regierung ihr Interesse an einem Beitritt, um die Exportbedingungen für san-marinesische Unternehmen zu verbessern. Am 13. Juni 2012 wurde jedoch ein Staatsvertrag mit Italien geschlossen, der neue Möglichkeiten für bilaterale Kooperationen geschaffen hatte. Ein Beitritt zur EU oder zum EWR steht bislang aber nicht zur Debatte.

Der Vatikan hat zwar denn Euro als offizielle Währung eingeführt, gehört aber nicht zum Schengen-Raum. Ein Teil der hoheitlichen Aufgaben wird von Italien oder in enger Kooperation mit dem großen Nachbarstaat wahrgenommen. Eine Mitgliedschaft in der UNO oder der EU ist allerdings kein Thema.

Eurasische Staaten

Im Mai 2009 wurde zudem die östliche Partnerschaft geschlossen. Dabei handelt es sich um ein außenpolitisches Projekt, um die sechs östlichen Staaten Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Georgien, Moldau und Ukraine an die EU heranzuführen. 

Ein Teil von Kasachstan liegt westlich des Ural und damit nach der strahlenbergschen innereurasischen Grenzziehung in Europa. Allerdings hat die ehemalige Sowjetrepublik bislang kein Interesse an einem EU-Beitritt geäußert.

Auch Russland ist bislang nicht an einer EU-Mitgliedschaft interessiert. Vielmehr sieht es sich als sich als eine Großmacht neben der EU – sowie den USA und China. Vielmehr besteht Russland auf einer gesonderten Form der Kooperation mit der EU,  welche die "gleiche Augenhöhe" beider Partner unterstreichen soll.

Weitere Bewerber

In den 1980er-Jahren stellte auch Marokko einen Beitrittsantrag. Dieser wurde jedoch durch die EU zurückgewiesen. Heute ist das nordafrikanische Land ein Teil der der Europäischen Nachbarschaftspolitik (ENP) und seit 2008 auch Mitglied der Union für das Mittelmeer. Daneben gehören auch in Osteuropa die Ukraine, Belarus und die Republik Moldau, im südlichen Kaukasus die ehemaligen Sowjetrepubliken Armenien, Aserbaidschan und Georgien sowie in der Mittelmeerregion neben Marokko auch Algerien, Tunesien, Libyen, Ägypten, Israel, die Palästinensischen Autonomiegebiete, Jordanien, Libanon und Syrien.

Abhängige Gebiete von Mitgliedstaaten

Zudem stehen eine Reihe von Gebieten stehen unter der Verwaltung eines EU-Mitgliedes, sind aber nicht Teil der EU. Diese Gebiete fallen heute unter den speziellen Status der sogenannten "Überseeischen Länder und Hoheitsgebiete". Diese sind rechtlich kein Teil der EU - und sind teilweise auch nicht mit der EU assoziiert.

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Estland: "große Familie" im Nordosten Europas

Wenn Estlands ehemaliger Staatspräsident Lennart Meri über sein Volk nachdenkt, kommt er zu dem Schluss: "Wenn man ehrlich ist, dann sind wir vielleicht doch eher eine große Familie." Dabei stehen die Esten durchaus in dem Ruf, pragmatischer zu sein als ihre baltischen Nachbarn. Immerhin setzten die Regierungen bereits früher als andere Reformdemokraten nach dem Ende der Sowjetzeit auf den entschiedenen Wechsel zur Marktwirtschaft. Dabei wurden einleuchtende Ideen oftmals binnen weniger Wochen in Gesetze gegossen und umgesetzt. "Unsere flachen Hierarchien haben entscheidend geholfen", meinte die damalige Außenministerin Kristiina Ojuland.

Dabei hat der jahrhundertealte Einfluss des Deutschen Ordens und später des deutsch-baltischen Adels deutliche Spuren hinterlassen. So übernahm Estland große Teile der Gesetzgebung von Deutschland und seine Währung - die Estnische Krone - wurde kurz nach der Unabhängigkeit 1991 an die damalige Deutsche Mark gekoppelt. Zudem ist Ordnung beileibe kein Schimpfwort in Estland. Immerhin gelten Rechtssicherheit und Korruptionsbekämpfung dort als vorbildlich.

"Wahrheit und Recht sind vielleicht unsere Lebensgrundsätze", meint der estnische Schriftsteller Jan Kross, der immer wieder für den Literatur-Nobelpreis genannt wird. Seine Romane und Erzählungen beschäftigen sich vor allem mit dem Wesen der Esten sowie mit den Deportationen unter den Besatzungsmächten. Während des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) war Estland von den Nazis besetzt und anschließend unfreiwillig in die UdSSR eingegliedert worden. Ihre Eigenheiten haben sich die Esten dennoch beibehalten.

Lettland: Gesellschaft zwischen den Volksgruppen

Ist er nun Lette? Oder doch Russe? Yuri weiß es wohl selbst nicht so genau, denn wie dem 24-jährigen Wirtschaftsstudenten geht es vielen in Lettland. Denn knapp 29 Prozent der knapp 2,4 Millionen werden in den Statistiken als "russischstämmig" ausgewiesen - rund 500.000 von ihnen sind nicht eingebürgert. Durch die Gesellschaft der ehemaligen Sowjetrepublik läuft ein Riss zwischen Letten und Russen.

Zwischen Estland, Litauen und Russland eingeklemmt war der kleine Ostseestaat bereits in blühenden Hanse-Zeiten ein kultureller Schmelztiegel. Und die lettische Kultur gilt es zu schützen, wenn es nach den einheimischen konservativen Politikern geht. Denn viele von ihnen können die Unterjochung durch das Sowjetregime nicht vergessen. So waren beispielsweise die berühmten "Dainas" - folkloristische Kurzlieder, die kurz vor der Aufnahme in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes stehen - zu Sowjetzeiten aus dem öffentlichen Leben verbannt.

Nach der Unabhängigkeit 1991 erließen die lettischen Regierungen Gesetze, die von der OSZE und dem Europarat scharf als diskriminierend kritisiert wurden. So durften selbst private Fernseh- und Radiostationen ihr Programm nur zu einem Viertel in russischer Sprache senden - innerbetriebliche Kommunikation hatte in Lettisch zu geschehen. Zudem war die Einbürgerung an einen Geschichtstest gebunden, den selbst ur-lettische Abgeordnete kaum bestehen konnten. Erst Ende der 1990-Jahre brachte die damalige Staatspräsidentin Vaira Vike-Freiberga die notwendigen Reformen auf den Weg - allein schon, um nicht bei der Erweiterung der NATO und der EU außen vor zu bleiben.

Und dennoch: die ethnischen Unterschiede sind deutlich spürbar geblieben und nur selten mischen sich die Bevölkerungsgruppen in der Öffentlichkeit untereinander. Ob Kinos, Theater oder Discotheken: die Betreiber teilen ihre Zielgruppen noch immer nach Sprache. Denn "insgeheim sind beide Seiten zu stolz", meint Yuri.

Litauen: Geschichtsbewusst, modern und aufgeschlossen

"Uns Litauer kann man nur durch die Geschichte verstehen", meinte Alfredas Bumblauskas. "Und übrigens sind wir meistens keine Autoschieber, Menschenhändler und Schmuggler", versichert der renommierte litauische Geschichtsprofessor. Vielmehr verstehen sich die 3,5 Millionen des baltischen Staates als stolze Mitteleuropäer und Vertreter einer toleranten Gesellschaft mit Vergangenheit. So beherrschen in der Hauptstadt Vilnius Barock- und Gotik-Kirchen das Bild - allein im historischen Stadtzentrum sind es 20 Kirchtürme. Und statt Lenin-Statuen besetzen die Menschen wieder die öffentlichen Plätze - ob Punks, junge Manager, Pensionäre oder Familien. Vor 13 Jahre rollten hier noch Panzer der Roten Armee, um den litauischen Unabhängigkeitskampf gewaltsam niederzuschlagen.

Immerhin hatte Litauen bereits bis ins 14. Jahrhundert hinein den deutschen Kreuzrittern erfolgreich Widerstand zu leisten. Erst als letzte Europäer hatten die Litauer schließlich das Christentum angenommen. Zuvor hatte Großfürst Gediminas durch den Anschluss ukrainischer und weißrussischer Fürstentümer kurzzeitig über ein Staatsgebiet, dass sich von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer erstreckte. "Im Herzen fühlen wir uns immer noch wie eine Großmacht", sagt Bumklauskas.

Heute geben sich die Litauer modern und aufgeschlossen. Mehrsprachigkeit ist heute Normalität in der Baltenrepublik. Litauisch, Polnisch und Russisch lernen die Kinder in den Städten bereits beim Spielen auf der Straße. Englisch, Französisch und Deutsch kommen neuerdings in den Schulen hinzu. Zudem mischen sich seit jeher Ost und West im größten der drei baltischen Staaten. So galt Vilnius vor den Massakern des Zweiten Weltkrieges wegen seiner großen und blühenden jüdischen Gemeinde als "Jerusalem des Ostens".

Kurzinfo: Die Mittelmeer-Union

Die Euro-Mediterrane Partnerschaft (EUROMED) wurde 1995 auf der euro-mediterranen Konferenz in Barcelona von den Außenministern der Europäischen Union (EU) sowie den angrenzenden Mittelmeer-Anrainerstaaten gegründet. Im März 2004 konstituierte sich die Euromediterrane Parlamentarische Versammlung als ständiges Kontrollgremium. Ihr gehören neben 45 Abgeordneten des Europaparlaments, jeweils drei Abgeordnete der einzelnen EU-Staaten sowie jeweils maximal zwölf Abgeordnete der südlichen Mittelmeer-Anrainerstaaten an. Die Amtssprachen sind Arabisch, Hebräisch, Türkisch und alle EU-Amtssprachen. Arbeitssprachen sind Englisch, Französisch und Arabisch.

Am 13. Juli 2008 gründeten die EU-Mitglieder und Mittelmeer-Anrainerstaaten sowie Jordanien und Mauretanien in Paris die sogenannte "Union für das Mittelmeer". Sie beruht auf der Grundlage der EUROMED und nahm im März 2010 ihre Arbeit auf. Im Abstand von zwei Jahren soll ein Gipfeltreffen stattfinden und über Themen wie Energie, Sicherheit, Terrorismusbekämpfung, Immigration und Handel beraten. Außerdem gibt es einen gemeinsamen Bereich zur Bekämpfung von Korruption, Terrorismus, organisiertem Verbrechen und Menschenhandel. Im November 2008 beschlossen die Außenminister der Union, ein Sekretariat im Palau Reial de Pedralbes in Barcelona einzurichten.

Ziele der Mittelmeer-Union sind:

  • das Mittelmeer zu säubern;
  • transnationalen Schifffahrtsstraßen und Autobahnen einzurichten;
  • einen gemeinsamen Katastrophenschutz zu schaffen;
  • ein Energie-, ein Bildungs- und ein Mittelstandsprojekt.

Als politisches Ziel formulierte die Mittelmeer-Union, den Nahen Osten frei von Atomwaffen machen. Zudem bekannten die Mitglieder der Mittelmeer-Union dazu, die Demokratie und den politischen Pluralismus zu stärken und lehnten jede Form von Terrorismus ab.

Zypern: Störrische Esel

Dem Volksmund nach sind die Griechen auf der Mittelmeerrepublik Zypern "störrisch wie Esel". Sie selbst sehen dies jedoch durchaus positiv. Das Beharren auf den "Rules", die sie von den britischen Kolonialherren übernommen haben, scheint ihnen nämlich auf dem Weg in die EU durchaus geholfen zu haben. Manche bezeichnen die 715.000 Bewohner im Südteil der Insel daher auch gerne als "britische Griechen". 

Denn anders als die Mutterlandsgriechen reihen sie sich ruhig in die Schlange am Bankschalter ein, arbeiten konsequent, sind pünktlich und zielstrebig. Außerdem wirkt die Gesellschaft sehr konservativ - auch wenn die Menschen durchaus mediterran aufbrausend sein können, wenn ihnen etwas nicht passt.

Wirklich stolz sind die griechischen Zyprioten jedoch auf ihre Geschichte. Denn sie fühlen sich als Teil und Nachfahren der altgriechischen Kultur, die als Grundlage der heutigen westlichen Demokratie gilt. So schrieb die Presse nach der Unterzeichnung der Beitrittsverträge im April 2003: "Europa ist unsere Herkunft und unsere Zukunft." Wegen seiner geostrategisch wichtigen Position zwischen Europa, Afrika und dem Nahen Osten hat Zypern zudem auch den Beinamen "Flugzeugträger" bekommen.

Wichtigstes Gesprächsthema bei den Zypern-Griechen ist die Politik. Seit der Teilung der Insel in den griechischen Süden und türkischen Norden im Jahr 1974 sind "Trennung" und "Wiedervereinigung" die Schlüsselwörter. Unvergessen sind jedoch auch die sechziger Jahre, in denen zahlreiche Massaker das Verhältnis beider Volksgruppen schwer belasteten.  Damals wünschte sich die Mehrheit der griechischen Zyprioten die "Enosis" - die Vereinigung mit Griechenland. Eine Schreckensvorstellung, vor der sich auch noch heute viele türkische Zyprioten fürchten. 

Doch ungeachtet, ob die Wiedervereinigung kommen wird oder nicht: die Zyprioten im Süden - die vier mal mehr verdienen, als die Türken im Nordteil und deren Durchschnittseinkommen sogar höher liegt als in Griechenland - fürchten bereits, dass sie am Ende den Preis zahlen werden.

Malta: katholisch, engagiert und gastfreundlich

Wie kaum ein anderes Inselvolk mussten sich die Malteser in den vergangenen 7.000 Jahren ihrer Geschichte immer wieder mit Invasoren arrangieren - ob Phönizier, Römer, Araber, Normannen oder Briten. Auch wenn ihre Vorfahren die Eindringlinge stets mit Misstrauen und Skepsis betrachtet hatten - heute sind die Fremden höchst willkommen. Denn der Tourismus ist wohl der wichtigste Wirtschaftszweig in Malta. Und die Touristen sind durchaus angetan von der maltesischen Gastfreundschaft.

Doch egal, wer gerade auf Malta herrschte - der Glaube ist den Bewohnern bis heute als nationale Identität geblieben. Bis auf eine verschwindende Minderheit sind die Malteser heute streng katholisch. Immerhin können sie auf das Jahr 60 n.Chr. verweisen, als der Apostel Paulus als Schiffbrüchiger auf der Insel strandete - und die Menschen binnen drei Monaten zum Christentum bekehrte. So stehen auf Malta rund 400 Kirchen, dass mit gerade mal 316 Quadratkilometern das kleinste EU-Mitglied sein wird.

Neben der Religion ist auch die gemeinsame Sprache ein großes nationales Bindeglied des Inselvolkes. Maltesisch - ab dem 1. Mai eine offizielle Sprache in der EU - hat arabische Wurzeln und starke Elemente des sizilianischen Dialektes sowie des Italienischen. Daneben gilt jedoch auch Englisch als Amtssprache. Das fördert immerhin die Weltoffenheit, die bei vielen Maltesern anscheinend im Blut liegt. Denn schätzungsweise eine Million Menschen maltesischer Herkunft leben in anderen Ländern. Allerdings kehren viele Emigranten nach 30 oder 40 Jahren wieder nach Malta zurück, um dort ihren Lebensabend zu verbringen.

Dort frönen sie dann neben der Wettleidenschaft auch der südländischen Fußballbegeisterung. Da die heimischen Klubs jedoch international unbedeutend sind und die Nationalmannschaft Maltas wenig erfolgreich spielt, schlägt das Fußballherz der Fans entweder für italienische oder für englische Spitzenvereine. Und ein Länderspiel zwischen Italien und England ist auf Malta immer ein sportlicher Höhepunkt.

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