Berühmte Fußball-Tempel: Die legendärsten Stadien der Welt
Viele Stadien haben heute eine besondere Bedeutung für die Fans und deren Vereine. Vor allem die Atmosphäre in den heutigen Fußballtempeln machen die Arenen des modernen Fußballs zu einem Kultort für heimische wie auswärtige Zuschauer gleichermaßen.
Das älteste Stadion wurde bereits im September 1884 eröffnet: Das Anfield im gleichnamigen Stadtteil von Liverpool war zunächst die Heimstätte des FC Everton. Bereits 1892 zogen die "Toffies" wegen der hohen Pachtkosten in den kleineren Goddison Park. Seitdem trägt der englische Spitzenklub FC Liverpool an der Anfield Road seine Heimspiele aus.
Das ursprüngliche Wembley-Stadion in London wurde 1923 eröffnet. Neben Fußballspielen auf nationalem und internationalem Niveau war es auch der Austragungsort für Konzerte und die Olympischen Sommerspiele 1948. Weltweite Bekanntheit erlangte das Stadion durch das Finale der WM 1966 mit dem legendären Wembley-Tor. Der brasilianische Weltfußballer Pelé bezeichnete Wembley in Bezug auf dessen Bedeutung für den internationalen Fußball als "Kathedrale", "Hauptstadt" und "Herz" des Fußballs. 2003 wurde es abgerissen und 2007 durch das neue Wembley-Stadion ersetzt.
Das Old Trafford ist das zweitgrößte Fußballstadion in Großbritannien. Es wurde nach den Plänen des Architekten Archibald Leitch entworfen und 1910 eröffnet. Von Bobby Charlton erhielt es den Spitznamen Theatre of Dreams ("Theater der Träume"). Es befindet sich im Besitz des englischen Rekordmeisters Manchester United.
Die Stamford Bridge im Londoner Stadtteil Fulham wird seit 1905 vom FC Chelsea für seine Heimspiele genutzt. Der Stadionname geht auf den Fluss Stanford Creek, der früher auf der heutigen Eisenbahntrasse hinter dem East Stand verlief und in die Themse mündete. Das Stadion wurde am 28. April 1877 eröffnet und war zunächst für Leichtathletikwettbewerbe gedacht. Wegen seiner Lage wurde es später auch dem FC Fulham für seine Heimspiele angeboten, was dieser jedoch ablehnte.
Der Celtic Park in Glasgow wurde bereits 1892 eröffnet und ist mit 60.832 Zuschauern ist das größte Fußballstadion in Schottland. Der Eigentümer des Stadions ist der schottische Spitzenverein Celtic Glasgow, der dort auch seine Heimspiele austrägt. Seinen Spitznamen "Paradise" hat das Stadion von seiner Lage in unmittelbarer Nachbarschaft eines Friedhofs. Ein lokaler Journalist bemerkte beim Umzug: " Es war, als ob man den Friedhof verließe und ins Paradies kam ".
Das Ibrox Stadium in Glasgow wurde am 30. Dezember 1899 nach den Plänen des Architekten Archibald Leitch eröffnet und ist nach dem gleichnamigen Stadtteil benannt. Eigentümer ist der schottische Rekordmeister Glasgow Rangers, der hier auch seine Heimspiele austrägt. Eine traurige Berühmtheit erhielt das Stadion allerdings gleich durch zwei schwere Unglücke in den Jahren 1902 und 1971.
Kurzinformation: Unglücke in Fußball-Stadien |
Die "Ibrox disaster" 1902 und 1971 Die Ibrox-Katastrophe bezeichnet gleich zwei Zuschauer-Unglücke im Ibrox-Stadium von Glasgow. Die erste Katastrophe ereignete sich am 5. April 1902 beim Länderspiel zwischen England und Schottland. Nach starkem Regen am Vortag gab die neu gebaute West-Tribüne unter der Last der Zuschauer während des Spiels nach und riss mehrere Hundert Fans in die Tiefe. Dabei kamen 25 Menschen ums Leben - mehr als 500 wurden verletzt. Das zweite Unglück ereignete sich am 2. Januar 1971 bei einem Derby zwischen den beiden schottischen Spitzenvereinen Glasgow Rangers und Celtic Glasgow. Demnach soll es zu einer Massenpanik gekommen sein, bei der zahlreiche Besucher niedergetrampelt wurden. Dabei sollen 66 Menschen ums Leben gekommen sein. Die Heysel-Katastrophe 1985 Die Katastrophe von Heysel ereignete sich am 29. Mai 1985 im Brüsseler Heysel-Stadion vor dem Endspiel im Europapokal der Landesmeister 1985. Als Fans des FC Liverpool in den neutralen Sektor stürmten, brach eine Massenpanik unter den Zuschauern aus. Offiziellen Angaben zufolge wurden 39 Menschen getötet. Die Zahl der Verletzten soll von "mehr als 450" und 600 liegen. Neben Korruption sollen auch der marode Zustand des belgischen Stadions für die Katastrophe verantwortlich sein. Die Konsequenz: 14 Hooligans wurden in Belgien zu Haftstrafen bis zu drei Jahren verurteilt. Den Hinterbliebenen zahlte der belgische Staat eine Entschädigung von umgerechnet rund 1,25 Millionen Euro. Außerdem wurden alle englischen Klubs von der UEFA für vorerst unbestimmte Zeit von allen internationalen Wettbewerben ausgeschlossen. Für die meisten englischen Vereine wurde die Sperre nach fünf Jahren wieder aufgehoben. Der FC Liverpool kehrte erst nach sechs Jahren auf die internationale Bühne zurück. Auch Juventus Turin und der belgische Fußballverband wurden mit Strafen belegt. |
Die Katastrophe von Hillsborough 1989 Die Hillsborough-Katastrophe ereignete sich am 15. April 1989 während des Halbfinalspiels um den FA Cup zwischen dem FC Liverpool und Nottingham Forest im Hillsborough Stadium in Sheffield. Auslöser des Unglücks waren der enorme Zuschauerandrang auf die Stehtribüne sowie schwerwiegende Fehler der Einsatzkräfte und der Polizei. Am Ende waren 97 Tote und 766 Verletzte zu beklagen. Die Untersuchungen im Rahmen des Taylor-Reports haben dazu geführt, dass es heute in den meisten englischen Stadien nur noch Sitzplätze und keine Zäune mehr gibt. Die UEFA und die FIFA haben das Stehplatzverbot in England später auch für die internationalen Spiele übernommen. |
Das Camp Nou in Barcelona ist ein reines Fußballstadion. Es wurde 1957 eingeweiht und wird seitdem vom FC Barcelona als Heimspielstätte genutzt. Ursprünglich sollte es nach dem Vereinsgründer Joan Gamper (1877-1930) benannt werden. Im Sprachgebrauch hat sich heute allerdings die katalanische Bezeichnung "Camp Nou" ("Neues Spielfeld") durchgesetzt.
Das Estadio Santiago Bernabéu ist nach Santiago Bernabéu (1895-1978) - dem langjährigen Präsidenten von Real Madrid - benannt. Es wurde zwischen 1944 und 1947 erbaut und ist im Besitz des spanischen Rekordmeisters. Einen besonderen Platz in der Geschichte hat das Stadion mit dem "Torfall von Madrid" am 1. April 1998. Zudem fand am 9. Dezember 2018 das Rückspiel im Finale der Copa Libertadores 2018 - das erste Spiel eines nicht-europäischen Wettbewerbes statt.
Das Giuseppe-Meazza-Stadion (ehemals "Stadio San Siro") in Mailand ist das größte Stadion Italiens sowie die Heimstätte der italienischen Spitzenklubs AC Mailand und Inter Mailand. Das Stadion im gleichnamigen Mailänder Stadtteil San Siero ist seit 1980 nach dem Spieler Giuseppe Meazza (1910-1979) benannt. In Italien wird es auch als "La Scala del calcio" (deutsch: "Das Opernhaus des Fußballs") bezeichnet.
Das Stade de France liegt in Saint-Denis - einem nördlichen Vorort von Paris - und wurde 1998 eröffnet. Mit 81.338 Zuschauern ist es das mit Abstand größte Stadion in Frankreich. Es ist der Austragungsort für die Endspiele um den französischen Pokal und den Ligapokal sowie für das Finale der Rugby-Meisterschaft Top 14. Auch die französischen Fußballnationalmannschaft und die französischen Rugby-Union-Nationalmannschaft tragen im Stade de France ihre Heimspiele aus.
- Der Parc de Princes in Paris
Das Maracanã in der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro war bei seiner Eröffnung 1950 mit einem Fassungsvermögen das größte Fußballstadion der Welt. Heute ist es unmittelbar mit dem "Maracanaço" (sinngemäß: der "Schock von Maracanã"), als Brasilien bei der WM 1950 vor heimischem Publikum das entscheidende Spiel gegen Uruguay verlor. Die Niederlage des haushohen Favoriten wird noch heute als traumatisch empfunden. Zudem gilt das Spiel als historischer Tiefpunkt im brasilianischen Fußball.
Das "Estadio Alberto José Armand" in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires wurde am 25. Mai 1940 eröffnet. Der eigentliche Name "La Bombonera" (deutsch: "die Pralinenschachtel") leitet sich von der rechteckigen Form des Stadions ab. Dabei soll die Architektur des Stadions als Verstärker für die Gesänge der Fans dienen, die bei den Spielen in ganz La Boca zu hören. sind. Außerdem soll die Akustik von "La Bombonera" eine einschüchternde Wirkung auf die Gästemannschaften haben. Der Eigentümer des Stadions ist der Spitzenklub Boca Juniors, der dort auch seine Heimspiele austrägt. Der offizielle Name soll an den früheren Klubpräsidenten Alberto Jacinto Armando erinnern.
"Ich habe in allen großen Stadien der Welt gespielt, aber ich war niemals näher an der Hölle als in der Bombonera."
Romário, ehemaliger brasilianischer Fußballspieler und -trainer
Das "El Monumental" im Stadtteil Belgrano der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires ist mit 84.547 Plätzen das derzeit größte Stadion des südamerikanischen Landes. Benannt ist es nach Antonio Vespucio Liberti (1902-1978), dem ehemaligen Präsidenten von River Plate, der im vereinseigenen Stadion seine Heimspiele austrägt. Die argentinische Nationalmannschaft nutzt es zudem als Nationalstadion.
Das Aztekenstadion liegt im Stadtteil Coyoacán der mexikanischen Hauptstadt Mexiko-Stadt und wurde am 29. Mai 1966 eröffnet. Derzeit hat das Stadion eine Kapazität von 81.070 Plätzen, die bis 2026 auf rund 90.000 Plätze erweitert werden soll. In seiner Geschichte war der Spielort verschiedener mexikanischer Fußballvereine. Zudem ist das Aztekenstadion heute der einzige Austragungsort für zwei Eröffnungs- und Endspiele einer Fußball-Weltmeisterschaft - nämlich 1970 und 1986. Zudem ist es mit 19 Partien der häufigste Austragungsort von WM-Spielen.
Kurzinformation: Die größten Stadien der Welt Als größtes Stadion aller Zeiten gilt der Circus Maximus im antiken Rom mit bis zu 250.000 Plätzen. Er hatte eine Gesamtlänge von rund 600 Metern (die Arena und Stufen eingerechnet) sowie eine Breite von 140 Metern. Bis ins 6. Jahrhundert wurde das antike römische Stadion für Wagenrennen genutzt. Das Strahov-Stadion in Prag wurde 1926 eröffnet. Mit einem Fassungsvermögen von bis zu 250.000 Zuschauern galt zwischenzeitlich als größtes Stadion der Welt. Wegen des schlechten baulichen Zustandes ist die Kapazität allerdings mittlerweile aus 56.000 Zuschauer begrenzt. In den ersten Jahren wurden hier die Veranstaltungen der Turnbewegung Sokol ausgetragen. Später fanden dort die Spartakiaden sowie mit bis zu 10.000 Turnern statt. Später wurde es für Rockkonzerte von Bands wie U2, den Rolling Stones und Pink Floyd mit über 150.000 Zuschauern genutzt. Heute ist das Narendra Modi Stadium mit rund 132.000 Plätzen das derzeit größte Stadion der Welt. Es liegt in Motera, einem Stadtviertel der Millionenmetropole Ahmedabad im indischen Bundesstaat Gujarat. Daher ist es allgemein auch als "Motera-Stadion" bekannt. Das Stadion wurde in seiner ursprünglichen Form bereits 1983 eröffnet und trug den Namen des indischen Politikers und Widerstandskämpfers Sardar Vallabhbhai Jhaverbhai Patel (1875–1950). Nach seinem Neubau (2017-2020) ist das Cricketstadion seit 2021 nach Narendra Modi - dem heutigen Premierminister von Indien - benannt. Das Stadion Erster Mai in Pjöngjang ist heute das größte Stadion mit einem Spielfeld in heute üblichen Dimensionen. Es hat eine Kapazität von 150.000 Zuschauern und wird für Sportveranstaltungen, Paraden und Feste genutzt. Die größte Sportstätte der Welt ist mit ca. 257.000 Sitzplätzen der Indianapolis Motor Speedway. Zusammen mit den Stehplätzen im Innenfeld erreicht er eine Gesamtkapazität von über 300.000 Zuschauern. Übrigens: Das höchste Fußballstadion Europas liegt im Schweizer Bergdorf Gspon auf einer Höhe von 2.008 Metern.
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Der Signal Iduna Park in Dortmund ist mit 81.365 Plätzen das größte Stadion in Deutschland. Mit den markanten gelben Pylonen der Dachkonstruktion ist es heute ein Wahrzeichen der nordrhein-westfälischen Stadt. Eröffnet wurde das ehemalige "Westfalenstadion" am 2. April 1974 mit einem Benefizspiel zwischen Borussia Dortmund und seinem sportlichen Erzrivalen FC Schalke 04. Wegen der "gelben Wand" auf der Südtribüne ist das Stadion heute besonders gefürchtet.
Das Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern geht auf den Sportplatz Betzenberg zurück, der 1920 eröffnet wurde. In den folgenden Jahrzehnten wurde die Spielstätte des 1. FC Kaiserslautern immer wieder ausgebaut und modernisiert. Vor allem in den 1990er-Jahren wurde das Stadion mit dem Neubau der Nord- und Südtribüne runderneuert. Bis 2003 war es Eigentum des FCK. Heutiger Eigentümer ist die Fritz-Walter-Stadion Kaiserslautern GmbH, die zu 100 Prozent der Stadt gehört. Bis zur Jahrtausendwende waren reine Fußballstadien in der Bundesliga eher die Ausnahme. Wegen der Nähe der Zuschauer zum Spielfeld und der Lautstärke der Fans galt der Betzenberg oftmals auch als kaum einnehmbare "Festung".
Weitere Informationen
- Wikipedia über die größten Fußballstadien in Deutschland und Europa und der Welt
- Wikipedia über die Fußballstadien bei den Olympischen Sommerspielen seit 1900
- Wikipedia über die bisherigen Spielstätten in der Fußball-Bundesliga seit 1963