Historischer Erfolg: Manchester City gewinnt das Triple
"In zwölf Jahren waren sie bereits sieben Mal englischer Meister, und nun hat das Team von Pep Guardiola den epischen Erfolg von Sir Alex Fergusons Manchester United aus dem Jahr 1999 in einer einzigen Saison wiederholt - Premier League, FA Cup und die Champions League", schrieb die britische Zeitung The Telegraph. Und die französische Zeitung Le Figaro kommentiert: "Der Ästhet Pep Guardiola wird endlich mit City belohnt. Der spanische Seiltänzer, Meister des schönen Spiels und der Innovationen, hat sich mit der CL versöhnt. Zwölf Jahre nach seiner letzten Krönung löscht seine Weihe an der Spitze von ManCity am Samstag seine vergangenen Enttäuschungen aus."
Mit dem Triumph von Istanbul über Inter Mailand hat sich Manchester City endlich den heißersehnten Henkelpott gesichert - auch wenn es sportlich kein hochklassiges Endspiel war. Der Gewinn der UEFA Champions League krönen die Citizens damit historische Triple und ziehen damit endgültig dem Stadtrivalen Manchester United gleich, dem bereits 1999 unter Alex Ferguson der Gewinn von Meisterschaft, Pokal und der europäischen Königsklasse gelang.
Für die arabischen Investoren aus Abu Dhabi haben sich die milliardenschweren Investitionen nun endlich gelohnt. In den letzten zwölf Jahren soll die City Football Group rund 2,5 Milliarden Euro in die Citizens investiert haben. Dennoch ist der sportliche Erfolg der abgelaufenen Saison teuer erkauft.
Nach Angaben des Online-Portals transfermarkt.de hat der Erfolg einen stolzen Preis. So übersteigen die Transferausgaben des englischen Spitzenklubs in den letzten knapp 16 Jahren die Einnahmen um rund 1,6 Milliarden Euro. Allerdings weisen auch andere europäischen Topvereine ähnlich einseitige Transferbilanzen aus.
Lokalrivale Manchester United hat innerhalb der letzten zwei Saisons ein Minus von weiteren 400 Millionen Euro angehäuft und steht somit nur noch knapp hinter den Citizens. Ebenfalls locker sitzt die Geldbörse beim FC Chelsea und Paris Saint-Germain - beide Fußballvereine haben eine negative Transferbilanz von über einer Milliarde Euro.
Quelle: Statista
Medienberichten zufolge sollen es die Besitzer von Manchester City zudem mit dem "Financial Fairplay" nicht so genau genommen haben. Laut einem Bericht der Sportschau will die englische Premier League 115 Verstöße gegen ihre Finanzregeln festgestellt und eine entsprechende Anklage erhoben haben.
So soll der Klub zwischen 2009 und 2018 ungenaue oder falsche Informationen zu seinen Finanzen bereitgestellt haben, falsche Angaben zu Sponsoringeinnahmen gemacht haben und unvollständige Informationen zu Spielergehältern geliefert haben - was ManCity natürlich bestreitet. Neu sind solche Vorwürfe aber nicht: Bereits 2010 hatte die UEFA gegen den Club geklagt - am Ende kam es zu einem Vergleich über 60 Mio. Euro.
Einen Unterschied gebe es laut Bericht aber dennoch: In der Premier League können solche Verstöße nicht verjähren. Zudem können die Citizens eine Entscheidung nicht vor dem Internationalen Sportgerichthof (CAS) anfechten. Möglich ist jedenfalls alles: Von einem Freispruch über einen Punktabzug bis hin zur Aberkennung von Titeln und sogar einem Zwangsabstieg. Wann es zu einer Entscheidung kommt, ist bislang noch nicht bekannt.
Allein vor diesem Hintergrund ist es wenig verwunderlich, dass das Konstrukt hinter dem Traditionsverein durchaus kritisch gesehen wird. So ist bislang kaum davon auszugehen, dass es den Investoren aus den Vereinigten Arabischen Emiraten weniger um Nachhaltigkeit als vielmehr um harte wirtschaftliche Interessen geht. Und das der Ausstieg eines Investors oder ein Verkauf bedeuten kann, zeigt sich gerade am Beispiel des FC Chelsea: Der einstige Spitzenklub beendete die abgelaufene Saison nur noch auf Platz zwölf - und ist damit weiter vom internationalen Geschäft samt der lukrativen Einnahmen entfernt als zuvor.
Das Verstöße gegen das Financial Fairplay durchaus hart geahndet werden können, zeigt das jüngste Urteil gegen den FC Everton: Demnach werden dem englischen Erstligisten in der laufenden Saison mit sofortiger Wirkung zehn Punkte abgezogen. Laut einer unabhängigen Kommission habe der Verein aus Liverpool gegen die finanziellen Regeln der Premier League verstoßen. Dabei handele es sich um eine Rekordstrafe in der höchsten englischen Liga.
Gemäß der aktuellen Regeln dürfen die englischen Erstligisten innerhalb von drei Jahren einen Verlust von maximal 105 Millionen Pfund (etwa 120 Millionen Euro) machen. Die Kommission kam jedoch zu dem Ergebnis, dass der FC Everton diesen Betrag um knapp 20 Millionen Pfund (knapp 23 Millionen Euro) überschritten habe. Der Verein selbst reagierte "schockiert" auf das Urteil und hat nun Berufung dagegen eingelegt. Sollten die "Toffees" damit jedoch keinen Erfolg haben, droht dem Verein der Abstieg in die Zweitklassigkeit.
Ähnliches Ungemach droht Medienberichten zufolge auch dem FC Chelsea: Sollte der Verein aus London im Sommer keine Spieler im Wert von 128 Millionen Euro verkaufen, drohe "ein massiver Punktabzug", berichtet Spox. So habe der Verein in den letzten drei Transferfenstern einen Betrag von insgesamt 1,19 Milliarden Euro ausgegeben - und damit deutlich gegen die Regeln des Financial Fairplay verstoßen.
"Sie haben Tricks angewandt. Aber meiner Meinung nach gibt es auf jeden Fall Ärger und sie werden in der laufenden Saison sicher gegen das FFP verstoßen. Es sei denn, sie verkaufen bis zum 30. Juni Spieler im Wert von weit über 128 Millionen Euro, was sehr unwahrscheinlich ist. Das Zeitfenster, in dem sie das tun können, wird nämlich sehr klein sein, da das Winter-Transferfenster schon geschlossen ist."
Stefan Borson, ein ehemaliger Finanzberater von Manchester City
Deutlich gravierender dürften allerdings die Folgen für den Triple-Sieger sein, wenn sich die Vorwürfe möglicher Finanzverstöße bewahrheiten würden: "Wenn diese Anschuldigungen bewiesen werden, steht außer Frage, dass es zumindest mit dem Zwangsabstieg enden wird. Es gibt Hinweise auf eine Verschwörung über einen Zeitraum von zehn Jahren. Eine ganze Reihe von Führungskräften aus mehreren Unternehmen waren daran beteiligt", sagte Stefan Borson, ein ehemaliger Finanzberater von Manchester City, gegenüber dem Talkformat talkSPORT. Mit einem Urteil wird laut einem Bericht der Sportbild jedoch nicht vor Sommer 2025 gerechnet.
Sportlich liegt ManCity weiter auf Kurs
Rein aus sportlicher Sicht hat ManCity dennoch gezeigt, dass es dem Konkurrenten aus Paris um Längen voraus ist. Denn es braucht nicht nur Millionen, sondern auch einen Plan - und einen Trainer wie Pep Guardiola, der es geschafft hat, aus Top-Einzelspielern eine homogene Mannschaft zu formen. Von seinem solchen Plan scheint man bei Paris Saint-Germain jedenfalls weit entfernt zu sein. Mindestens 1,8 Mrd. Euro soll der Staatsfonds ”Qatar Sports Investment” aus Katar bereits in den französischen Hauptstadtklub investiert haben. Das Ziel: Der Gewinn der Champions League - und zwar um jeden Preis.
Am Ende scheiterte PSG in er abgelaufenen Saison - erneut - im Achtelfinale am deutschen Rekordmeister FC Bayern München. In der Ligue 1 scheinen die Pariser mit Superstars wie Kylian Mbappé oder Neymar zwar derzeit das Maß aller Dinge zu sein. Im europäischen Vergleich ist der Klub allerdings kaum konkurrenzfähig, um im Konzert der ganz Großen mitspielen zu können. Auch Altstars wie Lionel Messi oder Sergio Ramos vermochten es nicht, nennenswerte sportliche Akzente setzen zu können. Am Ende bleibt deren Engagement wohl nur eine Randnotiz in der Vereinshistorie.
Unter dem Strich bleibt aus meiner Sicht eine zentrale Erkenntnis: Sportlicher Erfolg hängt in erster Linie davon ab, wer es schafft, mit vernünftigen finanziellen Mitteln die entsprechenden Spieler engagiert, die miteinander harmonieren. Wenn dies noch durch einen entsprechenden Trainer komplettiert wird, ist der Erfolg nahezu vorprogrammiert. Bestes Beispiel dürfte in der abgelaufenen Bundesliga-Saison der 1. FC Union Berlin sein. Die Berliner spielen erst seit 2019 im deutschen Fußball-Oberhaus - am Ende der Spielzeit 2022/23 stand Platz vier und damit die direkte Qualifikation für die UEFA Champions League.
Mit Geld allein lässt sich jedenfalls kein nennenswerter Erfolg erzielen - ebenso wenig mit Tradition allein. Dies dürfte der Absturz ehemaliger Bundesliga-Traditionsvereine wie dem 1. FC Kaiserslautern oder dem TSV 1860 München bis in die Drittklassigkeit gezeigt haben. Wenn dann noch persönliche Unzulänglichkeiten hinzukommen, wie jüngst bei Hertha BSC, wird der sportliche Misserfolg nur noch eine Frage der Zeit sein.
Der Ausblick auf die neue Saison bleibt also spannend.
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