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Helau und Alaaf: Die fünfte Jahreszeit der Narren

Fastnacht und Karneval in Deutschland (Quelle: Pixabay)

Die "Fünfte Jahreszeit" - wie Karneval, Fastnacht oder Fasching auch genannt wird - wird weltweit ausschließlich in den katholischen Gebieten begangen. Die jeweiligen Bezeichnungen sind zwar nach Region unterschiedlich, bezeichnen aber die Vorfeier zur Fastenzeit. Der Begriff "Fastnacht" umschreibt ursprünglich die Nacht vor der Fastenzeit; Karneval leitet sich vom lateinischen "carne vale" ("ohne Fleisch") ab, während "Fasching" auf den mittelhochdeutschen Ausdruck "vast-schanc" - dem letzte Ausschank vor der Fastenzeit - zurückgeht.

Mit Weiberfastnacht beginnt in Deutschland traditionell die Straßenfastnacht: An diesem Tag übernehmen die Frauen symbolisch die Macht und stürmen die Rathäuser. Die Weiberfastnacht reicht bereits tief ins Mittelalter zurück und wurde vor allem in den Nonnenklöstern begangen; aber auch die Ehefrauen verweigerten ihren Männern in dieser "verkehrten Welt" für einen Tag im Jahr den Gehorsam. Der Brauch des Krawattenabschneidens kam jedoch erst nach 1945 auf.

Insbesondere im rheinischen Karneval gilt der Rosenmontag als Höhepunkt, der gewöhnlich mit dem Rosenmontagszug begangen wird. Der Name leitet sich vermutlich entweder vom sogenannten "Rosensonntag" oder aber vom niederrheinischen Wort "rosen" für "rasen und toben" ab. Erstmals verwendet wurde die Bezeichnung in Köln und allmählich von anderen Städten wie Mainz oder Düsseldorf übernommen. Früher wurde der Rosensonntag vier Wochen nach Karneval in der Fastenzeit gefeiert; an diesem Tag durften die Gläubigen das Fasten für einen Tag unterbrechen. Im 11. Jahrhundert soll der Papst an diesem Tag eine goldene Rose geweiht haben, was nach Ansicht mancher Forscher dem Tag seinen Namen gab. Einer anderen Erklärung zufolge sollen die Priester am Rosensonntag rosafarbene Gewänder getragen haben.

Mit dem Rosenmontag sind heute untrennbar auch die Karnevalsumzüge verbunden. Sie gehen vermutlich auf Maskenzüge aus mittelalterlicher und sogar aus heidnischer Zeit zurück. Ursprünglich sollten damit böse Geister und der Winter ausgetrieben werden. Die großen Figuren kamen jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) auf. Zu den überregional bekanntesten und größten Umzügen gehören die Rosenmontagszüge in den rheinischen Metropolen Köln, Mainz und Düsseldorf. Diese stehen jährlich unter einem anderen Motto, das sich auch mal auf aktuelle Entwicklungen bezieht. Zeitweise wurden Rosenmontagszüge auch abgesagt, u. a. wegen schlechten Wetters, Gezänks unter den Karnevalsvereinen oder der Weltwirtschaftskrise. Zuletzt wurden die Rosenmontagsumzüge wegen des Golfkrieges 1991 sowie wegen der Corona-Pandemie abgesagt.

Ein Gesicht der "Meenzer Fassenacht" ist der Bajazz mit Laterne. Eine weitere Besonderheit sind die Schwellköpp - bis zu 25 Kilo schwere Köpfe aus Pappmaché, die sich konditionsstarke Narren überstülpen. Auch typisch für die "fünfte Jahreszeit" in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt sind die Fernsehsitzung "Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht" und der Narrhallamarsch, die inoffizielle Hymne bei vielen Sitzungen.

Die Domstadt Köln  beansprucht für sich, die führende Karnevalshochburg Deutschlands zu sein. Dabei kann sich auch auf die längste Erfahrung mit dem Karneval berufen - er stammt noch aus vorchristlicher Zeit. So steckt das Dreigestirn - Prinz, Bauer, Jungfrau - voller Anspielungen. Die immer von einem Mann gespielte Jungfrau etwa ist ein Symbol für die Unberührbarkeit und Unabhängigkeit der Stadt. Ihr römisches Gewand erinnert an die römische Politikerin Agrippina, die Köln ihren Namen gab: Colonia Claudia Ara Agrippinensium.

In der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf ist man besonders stolz auf Jacques Tillys bissige politische Motivwagen beim Rosenmontagszug. Der Karnevalsnarr als Spottfigur gegen die politische Obrigkeit, der Sturm auf die Rathäuser durch die "alten Weiber", die Fantasie-Uniformen als Veralberung des Militärs - diese Ur-Ideen des Straßenkarnevals werden mit Klauen und Zähnen verteidigt. Der Obernarr heißt Hoppeditz.

Die schwäbisch-alemannische Fastnacht ist meist sehr traditionell geprägt. Die Narren verkörpern oft Figuren aus der Dorf- und Stadtgeschichte, aber auch Fabelwesen oder Tiere. Typisch für die "Fasnet" im Südwesten sind die oft kunstvoll geschnitzten Masken. Vielerorts starten die Narren am Dreikönigstag in die "fünfte Jahreszeit", bis zum Aschermittwoch gibt es viele Straßenumzüge oder Narrensprünge.

Sein Ende findet die Fastnacht bzw. der Karneval am Aschermittwoch, der gleichzeitig den Beginn der christlichen Fastenzeit markiert. Heute hat der Aschermittwoch vor allem drei Bedeutungen:

  • Ende der närrischen Zeit: für die Karnevalsjecken markiert der Aschermittwoch das Ende des närrischen Treibens. In Köln wird der sogenannte "Nubbel" - eine Stroh- und Stoffpuppe - verbrannt, welche die Karnevalssünden symbolisiert. In Süddeutschland werden hingegen unter Wehklagen die leeren Geldbörsen in Flüssen oder Brunnen ausgewaschen.
  • Am politischen Aschermittwoch rechnen die großen Parteien für gewöhnlich mit dem politischen Gegner ab. Vor allem in Bayern kommt es in den Versammlungen mit Volksfestcharakter zum rhetorischen Schlagabtausch. Hauptschauplatz ist heute die Passauer Dreiländerhalle, in der die CSU ihre Kundgebung abhält. Die Wurzeln liegen hingegen im niederbayerischen Vilshofen, wo die Bauern seit dem 19. Jahrhundert auf dem Viehmarkt die königlich-bayerische Politik aufs Korn nahmen.
  • Seinen Ursprung hat der Tag aber in der kirchlichen Tradition: zu Beginn der Fastenzeit vor Ostern werden Büßer mit Asche bestreut. Sie steht als Symbol dafür, dass Altes vergehen muss, damit Neues entstehen kann. Bis heute gehört das Aschenkreuz zur Liturgie der katholischen Gottesdienste.

Ebenfalls bekannt ist heute der Aschermittwoch der Künstler und der Kabarettisten.

Entlang der deutsch-schweizerischen Grenzen ticken die Uhren jedoch anders: Während mit dem Aschermittwoch die tollen Tage fast überall zu Ende gehen, beginnt in Südbaden und den angrenzenden Regionen in Frankreich und der Schweiz das große Spektakel erst so richtig. Diese "Bauernfastnacht" wird auch als "alte Fastnacht" bezeichnet. Die bekannteste Veranstaltung ist der Basler "Morgenstraich", der traditionell am Montag nach Aschermittwoch um vier Uhr beginnt.

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