Was bleibt von Papst Franziskus?
Zwölf Jahre lang stand der Jesuit aus Lateinamerika an der Spitze der katholischen Kirche. Dabei erfreute sich Papst Franziskus wegen seiner Bescheidenheit und seinen Fokus auf die Menschen am Rande der Gesellschaft großer Beliebtheit. Allerdings fällt seine Bilanz durchaus gemischt aus.
"Franziskus war nahbar, wenn er sich als Seelsorger zeigen konnte", glaubt Michael Seewald, Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Universität Münster. Dabei habe der Pontifex "mit seiner Wirtschaftskritik und seiner Umweltethik weit über die Grenzen der katholischen Kirche hinaus" gewirkt. "Er ist zu einer Stimme der Benachteiligten geworden und hat den Schutz des Klimas mit einer Vehemenz eingefordert wie kein Papst vor ihm", erläutert der Experte weiter.
"Die politische Bilanz des Papstes ist durchwachsen. In manchen Dingen, etwa was seine Haltung zum Krieg in der Ukraine angeht, hat er einen irrlichternden Eindruck gemacht. In anderen Fragen hingegen war er urteilsfest und stilsicher."
Michael Seewald, Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Universität Münster
Am 13. März 2013 wurde mit Jorge Mario Bergoglio erstmals ein Jesuit und ein Bischof aus Lateinamerika zum Kirchenoberhaupt gewählt. Mit seiner Wahl folgte er auf den deutschen Papst Benedikt XVI. (2005-2013), der am 28. Februar 2013 vom Papstamt zurück getreten war.
Der frühere Erzbischof von Buenos Aires und Primas von Argentinien galt als theologisch konservativ, bescheiden, volksnah und ökologisch. Bekannt wurde er vor allem als "Kardinal der Armen": so benutzte er öffentliche Verkehrsmittel und verzichtete auf den bischöflichen Prunk. Ebenso wenig liebte er den großen Auftritt - er galt als wortkarg und eher medienscheu.
Zudem nutzte Bergoglio auch die modernen Medien, um seine Botschaft unter das Volk zu bringen - darunter ein eigenes Kirchenfernsehen und Twitter. Von der Tagespolitik hielt er zwar möglichst Distanz. Dennoch geißelte er mit klaren Worten die soziale Ungerechtigkeit und Korruption.
- ZDFheute mit einem Nachruf auf Franziskus: Ein Papst als Türöffner für Reformen
- BR über Papst Franziskus - Chronologie eines Papstes vom "Ende der Welt"
- Deutsche Welle: Weltweite Trauer nach dem Tod von Papst Franziskus
Dabei scheute Franziskus nicht davor zurück, mit vielen Traditionen in der katholischen Kirche zu brechen. So berief er beispielsweise vornehmlich Bischöfe aus der Elfenbeinküste, aus der Mongolei oder anderen Ländern der kirchlichen Peripherie in den "Senat der Kirche". Die Folge: Seit 2023 ist die Zahl der europäischen Kardinäle um elf Prozentpunkte zurückgegangen. Dabei spielen Kardinäle aus Asien und den Ländern südlich der Sahara mittlerweile eine deutlich größere Rolle.
Quelle: Statista
Gleichzeitig wirkte Franziskus stilbildend für die gesamte katholische Kirche: So verlangte er eine "arme Kirche für die Armen". Im elitären Gebaren der Kardinäle und Bischöfe sah der Papst eine "Krankheit", eine "Perversion", eine "Plage".
"Er hat sich gewehrt gegen diese Kultur der Gleichgültigkeit, die sich so breit gemacht hat."
Ursula Nothelle-Wildfeuer, Theologin der Universität Freiburg, im Interview mit dem SWR
Am 21. April 2025 starb er im Alter von 88 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls. Momentan ist sein Leichnam im Petersdom aufgebahrt. Am Samstag wird der verstorbene Pontifex in der Basilika Santa Maria Maggiore beigesetzt werden. Zu der Trauerfeier werden Staatsgäste aus aller Welt erwartet - darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
- ARD Tagesschau: Nach Franziskus - Was sich mit dem Tod des Papstes ändern wird
- BR über die Papstwahl: So läuft das Konklave nach Franziskus' Tod
- Liveblog der ARD Tagesschau: Aktuelles zum Tod von Papst Franziskus
- Liveblog von ZDFheute: Aktuelles zum Tod von Papst Franziskus
Voraussichtlich Anfang Mai 2025 wird dann in einem neuen Konklave ein Nachfolger für Papst Franziskus gewählt werden. Derzeit sind 135 Kardinäle unter 80 Jahren wahlberechtigt - davon haben allerdings bereits zwei ihre Teilnahme aus gesundheitlichen Gründen abgesagt. Unter den höchsten kirchlichen Würdenträgern befinden sich auch drei drei deutsche Vertreter. Als "papabile" - also Papstanwärter - gelten sie zwar nicht. Doch auch bei dieser Wahl dürfte wohl wieder das alte italienische Sprichwort gelten: "Chi va Papa al conclave, esce cardinale" - auf deutsch: "Wer als Papst in das Konklave geht, verlässt es als Kardinal".
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