Persische Ex-Kaiserin Soraya stirbt in Paris
Sie galt der Boulevardpresse als moderne, aber tragische Märchenkaiserin - lange bevor Prinzessin Diana diese Rolle übernehmen sollte. "Prinzessin mit den traurigen Augen", "schönste Kaiserin der Welt", "Prinzessin Schwermut" - das traurige Schicksal der schönen Soraya, ehemals Kaiserin von Persien, beschäftigte die Öffentlichkeit seit den 1950er-Jahren.
Am 25. Oktober 2001 schlossen sich für immer "die grünen, verführerischen Katzenaugen, die die Welt betörten", wie die Bild-Zeitung schrieb. Nach Angaben der französischen Polizei starb die 69-Jährige eines natürlichen Todes. Ihre Putzfrau hatte sie tot in ihrer Wohnung im vornehmen 8. Stadtbezirk von Paris aufgefunden. Die Behörden ordneten eine Untersuchung an, um die Todesursache festzustellen.
Spross einer reichen Fürstenfamilie
Soraya Esfandiary Bakhtiary (Soraya zu deutsch: Siebengestirn) wurde am 22. Juni 1932 im persischen Isfahan geboren und entstammte einer der vornehmsten persischen Familien. Ihr Vater - Fürst Khalil Esfandiary Bakhtiary (1901-1983) - stammte in gerader Linie aus der mächtigen Fürstenfamilie der Bakhtiaren-Nomaden ab. Während seines Studiums in Berlin lernte er seine Frau - die in Moskau geborene Eva Karl - kennen. Zwischen 1951 und 1961 war Khalil Esfandiary kaiserlich-iranischer Botschafter in Bonn.
Soraya wuchs in Berlin und Isfahan auf. Ihre Schulausbildung erhielt sie in den Schweizer Pensionaten von Montreaux und Lausanne sowie im Internat Saint James in London. Sie sprach fließend Deutsch, Englisch, Französisch und Persisch.
Ehe und Scheidung mit dem letzten Schah von Persien
Mitte Oktober 1950 verliebte sie sich in den Schah Mohammed Reza Pahlewi von Persien. Am 12. Februar 1951 fand bereits die Trauung statt. In der Folgezeit spielte Soraya nahezu vollendet die Rolle einer Märchenkaiserin. Ende Februar 1955 traf das persische Kaiserpaar unter starker Anteilnahme der Öffentlichkeit zu einem Staatsbesuch in der Bundesrepublik ein. Ungeachtet der weltweiten Publizität der schönen Kaiserin nahmen die seit Herbst 1954 umgehenden Scheidungsgerüchte keinen Abbruch.
Ende März 1958 schließlich - als Soraya sich gerade bei ihrem Vater in Bonn aufhielt - wurde die Auflösung der Ehe wegen Kinderlosigkeit bekanntgegeben. Der Schah verkündete darüber öffentlich sein Bedauern über die Notwendigkeit der Entscheidung. Soraya hingegen erklärte, dass sie aus Gründen der Staatsräson dieses Opfer bringen müsse.
Am 6. April 1958 wurde die Scheidung offiziell vollzogen. Soraya erhielt den Titel "Prinzessin Esfandiary". Über die Höhe der Abfindung kursierten jedoch widersprüchliche Gerüchte. Doch ging man schließlich bisher davon aus, dass sie rund 17 Millionen D-Mark erhielt, die teilweise in Aktien angelegt wurden. Außerdem besaß sie außerordentliche Werte in Teppichen und Schmuck.
Beliebtes Objekt der Boulevardpresse und Filmstar
In den Jahren nach ihrer Scheidung führte Soraya ein eher unstetes Leben in den elegantesten Vergnügungszentren der Welt, hatte allerdings ab 1959 einen festen Wohnsitz in Rom. Zudem blieb sie auch eines der beliebtesten Objekte der deutschen Boulevardpresse, gegen deren Sensationsberichte die iranische Botschaft bereits 1957 beim Auswärtigen Amt protestierte.
Als der Schah aufgrund dieser Berichterstattung 1958 sogar mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen drohte, verabschiedete das Bundeskabinett in aller Eile eine stark umstrittene Strafrechtsnovelle, die herabwürdigende Behauptungen, das Privat- und Familienleben fremder Staatsoberhäupter betreffend, mit Strafe bedrohen sollte: die sogenannte "Lex Soraya".
Anfang der 1960er-Jahre bemühte sich der italienische Produzent Dino de Laurentiis, Soraya als Filmstar herauszubringen. Nach verschiedenen Projekten gelang erst der dritte Anlauf mit dem Film "Die drei Gesichter einer Frau". Obwohl dieser Film wohlwollende Kritiken fand, fiel er aber beim Publikum durch.
Seit 1976 lebte Soraya in einer komfortablen Wohnung in der Avenue Montaigne in Paris. Ihre zahlreichen, teilweise unglücklichen Amouren beschäftigten aber auch weiterhin die Titelseiten der "Yellow Press" und bewahrten das Flair von Melancholie und Welt-Entrücktheit, das die Ex-Kaiserin bis zu ihrem Tod umgab.
1987 gab Soraya dem Fernsehjournalisten Georg Hafner erstmals wieder ein TV-Interview, in dem sie sich aber nur reserviert über ihr Privatleben äußerte. In den letzten Jahren zog sie sich aber mehr und mehr vom Jetset zurück und widmete sich dafür mehr ihrer in München lebenden Mutter.
Ihre 1991 erschienene Autobiografie "Palast der Einsamkeiten" ließ in vielen Ländern ein letztes Mal die Auflagen der Illustrierten emporschnellen.
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