Zeitreise durch die Weltgeschichte
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Quelle: Statista
Die Hanse: Die erste Wirtschaftsgemeinschaft der Geschichte
Die Hanse war eine Vereinigung niederdeutscher Kaufleute mit dem Ziel, die Überfahrt zu sichern sowie die gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen - besonders im Ausland - zu vertreten. Der Begriff leitet sich vom althochdeutschen Wort "hansa" ab und bedeutete "Gruppe", "Gefolge" oder "Schar". Vom 12. bis 17. Jahrhundert war die Hanse eine politische Kraft ersten Ranges in Europa ohne jedoch über eine eigene Souveränität zu verfügen. Ihre Mitglieder verblieben unter der Herrschaft ihrer weltlichen und geistlichen Fürsten. Entstanden war die Hanse um 1250 aus den Gemeinschaften der Nord- und Ostseehändler. Um 1400 hatte sie sich zu einer nordeuropäischen Großmacht entwickelt, der im Kern etwa 72 Städte angehörten und mit der weitere 130 Städte locker assoziiert waren.
Das höchste Leitungs- und Beschlussgremium war der Hansetag, der zwischen 1356 und 1669 meist in Lübeck tagte. Zu den wichtigsten Angelegenheiten, über die der Hansetag zu befinden hatte, waren beispielsweise die Ratifizierung von Verträgen, die Neuaufnahme oder Ausschluss von Mitgliedern, die diplomatischen Aktivitäten der Hanse sowie die Entscheidung über Krieg und Frieden, Wirtschaftssanktionen, finanzielle oder militärische Maßnahmen und die Schlichtung von Konflikten zwischen Hansestädten. Mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) fand die Hanse schließlich ihr endgültiges Ende.
Anknüpfend an die reiche Tradition wurde 1980 im niederländischen Zwolle die Neue Hanse gegründet. Mittlerweile zählt sie 178 Mitglieder aus 16 Staaten - darunter auch 100 in Deutschland und allein rund zwei Dutzend in Niedersachsen. Der Bund mit Sitz in Lübeck will einen Beitrag zur wirtschaftlichen, kulturellen, sozialen und staatlichen Einigung Europas leisten sowie die Zusammenarbeit zwischen den alten und neuen Hansestädten fördern. Ein Höhepunkt ist der Internationale Hansetag.
Der Untergang der "RMS Titanic"
Konkurrenzkampf unter Reedereien und der Glaube an die Allmacht der Technik führten am 14. April 1912 zu einer der größten Katastrophen der Seefahrt - dem Untergang der "RMS Titanic". Die wichtigsten Zahlen und Fakten zu einer der größten Schifffahrtskatastrophen im Überblick:
Rekord: Bei ihrem Stapellauf am 31. Mai 1911 war die "Titanic" das größte Schiff der Welt: sie war 269 Meter lang, 28 Meter breit und 53 Meter hoch; die Maschinenleistung lag bei 51.000 PS. Der Bau des Schiffes kostete zehn Millionen US-Dollar. Dies entspricht heute einer Kaufkraft von rund 160 Millionen Euro. In ein Alarmsystem hatte die britische Reederei White Star Line nicht investiert, da die "Titanic" als unsinkbar galt.
Luxus: Besonders wichtig war den Erbauern des Schiffs die luxuriöse Ausstattung der Ersten Klasse. Für eine Suite zahlte man für die Fahrt von England nach New York 4.400 Dollar - dies entspricht heute rund 70.000 Euro.
Passagiere: Über die Zahl der Passagiere gab es unterschiedliche Angaben. Das britische Parlament ging 1912 von 2.224 Passagieren aus - darunter fast 900 Besatzungsmitglieder. Nach einem Bericht wurden lediglich 711 Menschen gerettet - 1.513 kamen ums Leben.
Rettungsboote: Auf der "Titanic" gab es lediglich 20 Rettungsboote, die nur für 1.200 Personen Platz bot. Diese umfassten 14 reguläre Rettungsboote, zwei Notfall-Kutter, sowie vier Faltboote. Die Zahl der Boote richtete sich damals nicht nach der Zahl der Passagiere, sondern nach dem Schiffsgewicht. Demnach hätte die Reederei sogar noch mehr Rettungsboote einsparen dürfen.
Pannen: Die Matrosen des Luxusdampfers hatten keine Ferngläser - und entdeckten den Eisberg daher auch zu spät. Trotz Eis-Warnungen anderer Schiffe beorderte der Kapitän Edward John Smith keine zusätzliche Eis-Wache an den Bug des Schiffes. Zudem deuteten einige Offiziere bei der Evakuierung den Befehl "Frauen und Kinder zuerst" als "nur Frauen und Kinder". Daher waren einige Rettungsboote nur zur Hälfte besetzt. Außerdem konnten die unteren Decks ohne Alarmanlage nur schlecht informiert werden; dies erklärt auch die besonders hohe Zahl von Toten aus der Dritten Klasse.
Untergang: Am 14. April 1912 rammte die "Titanic" um 23.40 Uhr den Eisberg - gegen 2.20 Uhr am 15. April 1912 versank sie in den Fluten des Atlantik. Die Bordkapelle spielte auf Anweisung nur heitere Stücke - alle Musiker starben.
Mangelnde Hilfe: Die "SS Californian" war der Unfallstelle zwar am nächsten; da der Bordfunker aber dienstfrei hatte und schlief, erfuhr der Kapitän nichts von den Notrufen. Als erstes Schiff erreichte die "RMS Carpathia" gegen 4.00 Uhr morgens die Unglückstelle - als alle Menschen im kalten Wasser schon lange erfroren waren.
Folgen: Nach dem Unglück wurden zahlreiche Maßnahmen getroffen, um die Sicherheit auf See zu verbessern. Sie umfassten neben der ausreichenden Ausstattung mit Rettungsbooten und der Besetzung der Funkstationen rund um die Uhr auch den Abschluss des ersten Internationalen Übereinkommens zum Schutze des menschlichen Lebens auf See und die Errichtung der Internationalen Eispatrouille.
Geschichte: Die Überreste der "Titanic" wurden am 1. September 1985 in einer Tiefe von 3.800 Metern von dem Ozeanografen Jeans-Louis Michel und dem Unterwasserarchäologen Robert Ballard entdeckt. Das Wrack liegt 13,5 Meilen (rund 22 Kilometer) von der Position entfernt, wo die "Titanic" ihren Notruf abgegeben hatte. Die letzte Überlebende des Schiffsunglücks Millvina Dean starb am 31. Mai 2009 im Alter von 97 Jahren in Ashurst - auf den Tag genau 98 Jahre nach dem Stapellauf der "Titanic". Sie war eines von zwei Babys an Bord.
Aufgrund der einzigartigen Umstände, die mit ihr und ihrem Untergang auf ihrer Jungfernfahrt verbunden sind, zählt die "Titanic" heute zu den bekanntesten Schiffen der Welt. Weltweit beschäftigen sich Literatur, bildende Kunst sowie Film und Fernsehen regelmäßig mit den Ereignissen und Umständen ihrer letzten Fahrt und des Untergangs. Ihr Name gilt außerdem als Synonym für schwerwiegende Unglücke und die Unkontrollierbarkeit der Natur durch technische Errungenschaften.
Nord gegen Süd: Der Bürgerkrieg in den USA
Kein anderer Konflikt in der Geschichte der USA kostete soviel US-Amerikaner das Leben wie der Sezessionskrieg - rund 620.000 Soldaten und mehrere Hunderttausend Zivilisten verloren zwischen 1861 und 1865 ihr Leben. Die Ursache des Konfliktes war eine tiefe wirtschaftliche, soziale und politische Spaltung zwischen dem Norden und dem Süden der Vereinigten Staaten, die vor allem in der Frage der Sklaverei eskalierte. Während die industrialisierten Nordstaaten für die Befreiung der Sklaven eintrat, fürchteten die Südstaaten als Exporteur von Baumwolle, Tabak und Zuckerrohr um ihre Plantagenwirtschaft.
Mit der Wahl von Abraham Lincoln zum Präsidenten der USA im Jahr 1860 spalteten sich elf Südstaaten von der Union ab und bildeten mit den Konföderierten Staaten von Amerika eine eigene Republik. Die bewaffneten Feindseligkeiten begannen mit dem Angriff auf Fort Sumter am 12. April 1861 und eskalierten schließlich zum ersten modernen Massenkrieg in der Geschichte. Neben der Schlacht von Vicksburg 1863 und dem Fall von Atlanta 1864 zählt die Schlacht von Gettysburg im Juli 1863 zu den entscheidenden Siegen der Union über den Süden. Mit über 5.700 Toten zählt sie zudem zu den blutigsten Schlachten des Bürgerkrieges. Mit der Kapitulation der konföderierten Nord-Virginia-Armee unter General Robert E. Lee am 9. April 1865 im Appomattox Court House endete der Krieg zugunsten der Nordstaaten.
Der Ku-Klux-Klan ist ein rassistischer Geheimbund in den Südstaaten der USA und wurde 1865 im US-Bundesstaat Tennessee gegründet. Mit der Ermordung von Schwarzen und Attentaten auf Politiker - vor allem aus den Nordstaaten - kämpfte der Bund gegen die Abschaffung der Sklaverei in den Vereinigten Staaten. Bei ihren nächtlichen Angriffen sorgten die Mitglieder mit ihren weißen Kutten mit Kapuzen und brennenden Kreuze für Angst und Schrecken. Im Jahre 1882 wurde der Klan zwar aufgelöst, allerdings gründete sich 1915 ein zweiter Ku-Klux-Klan, der 1920 etwa vier Millionen Mitglieder in den USA gehabt haben soll.
In den 1960er-Jahren sorgte der Klan vor allem mit seinen Aktionen gegen Mitglieder der schwarzen Bürgerrechtsbewegung für Aufsehen. Seit den 1990er-Jahren greift der Klan gezielt schwarze Kirchengemeinden an. Experten schätzen die Zahl der Klan-Mitglieder in den USA heute auf etwa 5.000 bis 8.000 Mitglieder in rund 150 unabhängigen Ortsgruppen. Zudem knüpfte der Ku-Klux-Klan auch Kontakte zu Rechtsextremisten im Ausland - darunter auch in Deutschland. Mit dem "European White Knights of the Burning Cross" existiert auch ein europäischer Ableger des Klans.
Konflikt der Systeme: Der Kalte Krieg
Der Begriff "Kalter Krieg" bezeichnet allgemein die Konfrontation zwischen zwei oder mehreren Staaten bzw. Blöcken, ohne dass es zu militärischen Kampfhandlungen kommt. Nach dem Zweiten Weltkrieg stand dieser Begriff als Synonym für die Auseinandersetzungen zwischen den USA und der Sowjetunion. Der politische und auch ideologische Konflikt zwischen den beiden Supermächten und Blöcken spiegelte sich vor allem auch im Wettrüsten wider. Zudem unternahmen beide Seiten massive politische, ökonomische und militärische Anstrengungen, um den Einfluss des jeweils anderen Lagers in der Welt einzudämmen oder zurückzudrängen.
Ein typisches Merkmal des Kalten Krieges waren auch die sogenannten "Stellvertreterkriege", das heißt: militärische Konflikte, die nicht direkt zwischen zwei oder mehreren Staaten ausgetragen werden, sondern in einem Drittstaat oder externen Territorium. Zu den bislang bekanntesten Stellvertreterkriegen zählen unter anderem der Koreakrieg (1950-1953), der Vietnamkrieg (1964-1975) oder der Krieg in Afghanistan (1979-1989).
Zu den Höhepunkten des Kalten Krieges zählten die Berlin-Blockade (1948/49), der Bau der Berliner Mauer 1961 sowie die Kuba-Krise 1962, in der die USA und UdSSR am Rande eines Atomkrieges standen. Die Entspannungspolitik zwischen beiden Seiten lockerte hingegen trotz aller politischen Meinungsverschiedenheiten das ideologische und militärische Blockdenken. Mit dem Fall der Berliner Mauer 1989 sowie der Auflösung des Warschauer Paktes und dem Ende der UdSSR im Jahr 1991 endete schließlich der Kalte Krieg.
- Wikipedia-Portale über die USA und die Sowjetunion
Terroranschläge vom 11. September 2001
Zudem haben sich in den letzten Jahren viele Verschwörungstheorien zum 11. September entwickelt. So gehen deren Vertreter davon aus, dass die US-Regierung und/oder deren Geheimdienste die Anschläge wissentlich zuließen oder sogar selbst durchführten. So würden Informationskontrolle oder Selbstzensur verhindern, dass diese Hintergründe durch westliche Massenmedien aufgedeckt würden.
Die 19 Flugzeugentführer gehörten der islamistischen Terrororganisation al-Qaida, auch wenn deren Gründer Osama bin Laden die Planung der Anschläge zunächst abstritt. Der damalige US-Präsident George W. Bush (2001-2009) nutzte die Terroranschläge auch als Legitimation und Grundlage für den Krieg in Afghanistan (2001-2021) sowie die Invasion im Irak (2003). Die weltweiten Reaktionen waren global und prompt: Die NATO löste erstmals in ihrer Geschichte den "Bündnisfall" aus. Zudem unterstützt sie mit einigen Partnerstaaten die ISAF-Truppen in Afghanistan.
Heute wird der "Nine-Eleven" oftmals auch als historische Zäsur angesehen. Die Folgen sind immer noch spürbar: So wurden beispielsweise die Sicherheitskontrollen an den Flughäfen verschärft. Fluggäste dürfen keine Cremes und Flüssigkeiten mehr im Handgepäck transportieren. Diese Regelung soll allerdings im April 2013 wieder verschwinden. Auch die Daten der Reisenden werden durchleuchtet - zumindest wenn es nach Kanada, Australien oder in die USA geht. Im Februar 2011 legte die EU-Kommission Pläne vor, wonach die Daten von Passagieren, die in die EU ein- oder ausreisen, automatisch an europäische Terrorfahnder gehen sollen.
In Deutschland bekamen die Sicherheitsbehörden außerdem mehr Befugnisse: So darf das Bundeskriminalamt (BKA) bei Terrorverdacht vorbeugend ermitteln und dazu heimlich Computer ausspähen. Seit 2007 werden alle terrorismusrelevanten Informationen von Polizei und Geheimdiensten in einer Anti-Terrordatei vernetzt.
Zudem wurde bereits am 9. November 2001 das sogenannte "Religionsprivileg" im Vereinsrecht gestrichen. Bürgerrechtler und Datenschützer erfüllte dieses "Stakkato der Sicherheitsgesetze" hingegen mit Sorge: Erst im Mai 2011 mahnte der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar, die Gesellschaft "wieder in den Normalbetrieb" zu bringen. "Permanente Ausnahmesituationen und Aufgeregtheiten" seien vielmehr "schädlich für unsere Demokratie".
In den vergangenen Jahren haben sich zudem viele Verschwörungstheorien zum 11. September entwickelt. So gehen deren Vertreter davon aus, dass die US-Regierung und/oder deren Geheimdienste die Anschläge wissentlich zuließen oder sogar selbst durchführten. Informationskontrolle oder Selbstzensur würden verhindern, dass diese Hintergründe durch westliche Massenmedien aufgedeckt würden.
Die sogenannte "Wahrheitsbewegung zum 11. September ('9/11 Truth Movement')" fordern daher eine neue, unabhängige Untersuchung der Ereignisse. Die Anhänger dieser Thesen kommen aus allen Bevölkerungsteilen und organisieren sich in den USA als dezentrale Bürgerbewegung in lokalen und regionalen Untergruppen.
Hintergrundinformation: Der "Kampf der Kulturen" Der Begriff "Kampf der Kulturen" ist ein populäres Schlagwort, dass Anfang der 1990er-Jahre durch den US-Politikwissenschaftler Samuel P. Huntington geprägt wurde. In einem Essay für die renommierte Zeitschrift Foreign Affairs vertrat er die These, dass die Weltpolitik des 21. Jahrhunderts nicht mehr von politischen, ideologischen oder wirtschaftlichen Konflikten, sondern von Auseinandersetzungen zwischen den unterschiedlichen Kulturkreisen bestimmt sein werde. Diese seien dynamisch und ohne feste Grenzen. Dennoch versuchte Huntington bestimmte Kulturkreise mit bestimmten Kernstaaten zu definieren.
Mit dem wachsenden Einfluss der verschiedenen Kulturkreise werde laut Huntington auch der Westen einen relativen Machtverlust hinnehmen müsse, unter anderem durch das Bevölkerungswachstum der islamischen Welt und dem Wirtschaftswachstum Ostasiens. Zudem sei der Universalitätsanspruch der westlichen Werte (einschließlich Menschenrechten) falsch und unmoralisch. Mit diesen Thesen wandte sich Huntington gegen die Idee einer universellen Weltkultur, wie sie vom US-Politikwissenschafter Francis Fukuyama vertreten wird. Er popularisierte den Begriff vom "Ende der Geschichte" und berief sich dabei auf Ideen von Karl Marx sowie von Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Fukuyama vertrat die These, dass sich nach dem Ende der Sowjetunion und der von ihr abhängigen sozialistischen Staaten bald die Prinzipien des Liberalismus in Form von Demokratie und Marktwirtschaft endgültig und überall durchsetzen würden. |
Terroristische Vereinigungen
Seit 1976 steht in Deutschland die Bildung einer terroristischen Vereinigung unter Strafe - also zur Zeit des RAF-Terrors. So können Mitglieder und Unterstützer gemäß Paragraph 129a des Straffgesetzbuches auch dann bestraft werden, wenn ihnen die Beteiligung an einer konkreten Straftat nicht nachgewiesen werden kann.
Nach der geltenden Rechtsprechung ist eine terroristische Vereinigung ein dauerhaft angelegter Zusammenschluss von mehr als zwei Personen, um terroristische Straftaten zu begehen. Dazu zählen zunächst schwerwiegende Straftaten wie Mord, Totschlag, Völkermord oder Geiselnahmen - unabhängig von den damit verfolgten Zielen. Auch gemeingefährliche Taten wie Brandstiftung fallen darunter, wenn damit eine im weitesten Sinne politische Zielsetzung verbunden ist.
Diese Zielsetzung ist dann gegeben, wenn die Bevölkerung eingeschüchtert oder die Grundstrukturen eines Staates bzw. einer internationalen Organisation beseitigt werden soll. Für die Strafbarkeit kommt es jedoch nicht darauf an, ob die beabsichtigten Taten auch tatsächlich ausgeführt wurden. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wurden die Terrorgesetze in Deutschland verschärft. Seitdem sind auch Mitglieder und Unterstützer terorristischer Vereinigungen im Ausland strafbar. Zuständige Ermittlungsbehörde ist die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe.
In Deutschland war die Rote Armee Fraktion (RAF) über zwei Jahrzehnte lang der Inbegriff von Terror, Gewalt und Mord. Ihrem "bewaffneten Kampf" gegen das "imperialistische System" fielen mehr als 30 Menschen zum Opfer. Vorläufer der RAF war die sogenannte "Baader-Meinhof-Gruppe" - benannt nach Andreas Baader und der Journalistin Ulrike Meinhof. Nach den Studentenrevolte der 1960er-Jahre konzentrierte diese "erste Generation" ihre Gewaltaktionen vor allem auf US-Einrichtungen aus Protest gegen den Vietnamkrieg.
Mit der Verhaftung eines Großteils der RAF-Mitglieder bildete sich die "zweite Generation" um Christian Klar und Brigitte Mohnhaupt. Deren vorrangiges Ziel war die Befreiung der "ersten Generation" aus der Isolationshaft in der JVA Stuttgart-Stammheim. Die erste spektakuläre Aktion war am 24. April 1975 der Überfall auf die deutsche Botschaft in Stockholm. Im Sommer 1977 wurden der deutsche Generalbundesanwalt Siegfried Buback und der Vorstandssprecher der Dresdner Bank AG, Jürgen Ponto, von der RAF erschossen.
Ihren Höhepunkt fanden die RAF-Aktionen schließlich im Deutschen Herbst von 1977: als die Entführung von Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer sowie die Entführung der Lufthansa-Maschine "Landshut" scheiterten, begingen die Anführer der RAF in der Nacht zum 18. Oktober Selbstmord. Die darauffolgende "dritte Generation" war nach Informationen des Verfassungsschutzes ein Zusammenschluss von bis zu 20 Personen und 250 Unterstützern. Sie wird vor allem für die Ausführung von Sabotageakten und für mehrere Mordanschläge verantwortlich gemacht, denen Persönlichkeiten der bundesdeutschen Politik und Wirtschaft zum Opfer fielen.
Zu den Opfern der RAF-Anschläge zählten unter anderem der Diplomat Gerold von Braunmühl, der Bankier Alfred Herrhausen, der Treuhandpräsident Detlev Karsten Rohwedder oder der Siemens-Manager Karl Heinz Beckurts. Während weltweit nach den RAF-Terroristen gefahndet wurde, ermöglichte die Stasi zehn von ihnen ein bürgerliches Leben in der DDR mit getarnten Identitäten. Am 20. April 1998 gab die RAF schließlich ihre Selbstauflösung bekannt. Viele ihrer Verbrechen wurden bis heute nicht aufgeklärt.
Neben der RAF galten die Revolutionären Zellen (RZ) in den 1970er- und 1980er-Jahren als eine der gefährlichsten Terrorgruppen. Die linksextreme Organisation entstand Anfang der 1970er-Jahre und grenzte sich ausdrücklich von der RAF ab. So sollten gezielte Angriffe auf Menschen nach eigener Ideologie zwar vermieden werden. Allerdings bekannten sie sich zum tödlichen Attentat auf den hessischen Wirtschaftsminister Heinz-Herbert Karry am 11. Mai 1981. Später wurden auch andere hochrangige Amtsträger und Politiker zu Opfern sogenannter "Knieschuss-Aktionen" - darunter unter anderem der Vorsitzende Richter am Bundesverwaltungsgericht, Günter Korbmacher. Auch am Überfall auf die OPEC-Konferenz im Dezember 1975 und die Entführung eines französischen Passagierflugzeuges nach Entebbe im Juni 1976 waren Mitglieder der RZ beteiligt.
Nach Erkenntnissen von Verfassungsschützern agierte die RZ besonders in kleinen und voneinander unabhängigen Einheiten von drei bis fünf Mitgliedern. Tagsüber führten die meisten Mitglieder ein "normales" Leben, so dass sie später auch als "Feierabendterroristen" bezeichnet wurden. Die Gruppierungen der RZ waren bis Mitte der 1990er-Jahre vor allem in Berlin, Hamburg, Frankfurt und dem Ruhrgebiet aktiv. Die deutschen Sicherheitsbehörden rechnen ihnen zahlreiche Sprengstoff- und Brandanschläge auf Gebäude von Unternehmen, Staat oder Militär sowie sonstige Attentate zu.
Im November 2011 wurde die Existenz des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) bekannt. Die sogenannte "Zwickauer Terrorzelle" um Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt ging aus der rechtsextremen Szene der 1990 hervor. In der Folgezeit schottete sich die Terrorzelle weitgehend nach außen ab; aus der Illegalität heraus beging das Trio mutmaßlich zehn Morde. Die Opfer waren neun türkisch- und griechisch-stämmige Kleinunternehmer sowie eine Polizistin.
Während Böhnhardt und Mundlos im November 2011 nach einem missglückten Banküberfall Selbstmord begingen, musste sich Zschäpe ab April 2013 vor dem Oberlandesgericht München verantworten. Mitangeklagt sind auch vier mutmaßliche Helfer und Unterstützer der rechtsextremen Terrorgruppe. Am 11. Juli 2018 wird Zschäpe wegen Mittäterschaft an diesen Taten und Mitgliedschaft in der terroristischen Vereinigung NSU sowie schwerer Brandstiftung zu lebenslanger Haft verurteilt. Vier weitere Angeklagte wurden wegen verschiedener Beihilfehandlungen zu zeitigen Haftstrafen verurteilt.
Kurzinformation: Die Anti-Terror-Gesetze in Deutschland Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 wurden zahlreiche neue Sicherheitsmaßnahmen beschlossen. Laut einem Gutachten des Deutschen Bundestages wurden allein zwischen 2001 und 2008 insgesamt 26 Gesetze und internationale Abkommen beschlossen. Die wichtigsten Inhalte im Überblick:
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Ausländische Terrororganisationen
In Spanien kämpfte die baskische Untergrundorganisation Euskadi Ta Askatasuna (ETA) über ein halbes Jahrhundert für einen unabhängigen baskischen Staat. Bei den bislang etwa 4.000 Terroranschlägen kamen mehr als 830 Männer, Frauen und Kinder ums Leben - etwa 2.300 Menschen wurden verletzt. Während sich die ETA als linke Befreiungsorganisation definiert, wird sie international als terroristische Vereinigung eingestuft. Während der Franco-Diktatur spielte die ETA beim Kampf gegen Francisco Franco eine wichtige Rolle. Auch mit der Rückkehr zur Demokratie setzte sie ihren bewaffneten Kampf fort. Erst 2011 kündigte die ETA die "definitive Beendigung ihrer bewaffneten Aktivitäten" an. Am 2. Mai 2018 gab sie ihre Selbstauflösung bekannt.
Die "Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens" (FARC) gelten als älteste und größte Guerilla-Bewegung in Kolumbien. Seit 1964 kämpft die FARC gegen die Staatsmacht sowie gegen rechtsgerichtete paramilitärische Gruppen und Drogenkartelle. Nach Einschätzung von Kritikern ist deren Kampf heute jedoch kaum noch politisch motiviert, sondern eng mit Drogenhandel, Mord, Geiselnahme und Lösegelderpressung verbunden. Gemeinsam mit anderen Rebellen kontrollierte die FARC einst große Teile des Andenstaates; seit 2002 wurden sie vom Militär weitgehend in meist unzugängliche Dschungelgebiete zurückgedrängt.
Zudem wurden die FARC in den vergangenen Jahren für mehrere Bombenanschläge in mehreren kolumbianischen Städten verantwortlich gemacht - Hunderttausende Menschen flohen vor den Kämpfen sowie Übergriffen linker Rebellen und rechter Paramilitärs in sichere Landesteile. Zudem werden in keinem anderen Land der Welt soviele Menschen entführt wie in Kolumbien. Die Lösegelder für die oftmals jahrelang festgehaltenen Geiseln sowie der Drogenschmuggel wurden zur Haupteinnahmequelle der Guerilla-Organisation. Die FARC werden von Kolumbien, Peru, Kanada, den USA und der EU als terroristische Organisation eingestuft.
Im September 2016 unterzeichneten die FARC und die kolumbianische Regierung einen Friedensvertrag, mit der über 50 Jahre andauernde Konflikt offiziell beendet wurde. Dabei kamen über 220.000 Menschen ums Leben, Millionen wurden vertrieben. Der Vertrag sieht demnach sieht eine Landreform, neue Ansätze im Kampf gegen den Drogenhandel und eine Entschädigung der Opfer vor. Zudem will die FARC künftig politisch für ihre Ziele eintreten. Dafür wurden ihr in den kommenden zwei Wahlperioden zehn Abgeordnetenmandate im kolumbianischen Parlament garantiert.
Das Terrornetzwerk al-Qaida ("Die Basis") kämpft für eine islamistische Weltordnung und agiert mit seinen "Glaubenskriegern" mittlerweile in rund 100 Ländern. Die Angriffe richten vor allem auf Ziele in den USA und Westeuropa. Gegründet wurde al-Qaida Ende der 1980er-Jahre im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet - deren Mitglieder widmeten sich damals vor allem gegen die sowjetische Besatzung Afghanistans. Nach deren Ende baute ihr Gründer Osama bin Laden die Organisation zu einem weltweiten Terrornetzwerk aus - dessen Mitglieder kann jedoc nur grob geschätzt werden. In den letzten Jahren setzte das Terrornetz zunehmend auf regional eigenständige Zellen - die einstige Kommandozentrale hingegen blieb eine Art ideologischer Kopf.
al-Qaida werden zahlreiche Terrorakte angerechnet - darunter die Anschläge von Madrid 2004 und London 2005, die Bombenattentate auf mehrere US-Botschaften in Afrika 1998 oder Anschlag auf das World Trade Center 1993 sowie Terroranschläge vom 11. September 2001.
Die Organisation Islamischer Staat wurde 2003/04 von Abu Musab az-Zarqawi gegründet. Das Ziel der dschihadistisch-salafistischen Terrororganisation ist die Errichtung eines Kalifats, das Syrien, den Irak, den Libanon, Israel, Palästina und Jordanien umfassen soll. Durch ihren Namen knüpft sie zudem an das Konzept eines islamischen Staates an. Ihren Ursprung hat sie im irakischen Widerstand. Zudem bekannte sie sich zunächst zu al-Qaida; seit Mitte 2013 sind beide Organisationen jedoch zerstritten.
Im syrischen Bürgerkrieg kämpft der IS sowohl gegen das Regime von Präsident Bashar al-Assad als auch gegen die Freie Syrische Armee und die kurdische Minderheit. Zudem ist sie auch ein maßgeblicher Akteur und Hauptverantwortlicher der Krise im Irak 2014. Der IS finanziert sich unter anderem durch Spenden aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi-Arabien und Katar sowie aus Lösegeldforderungen aus Geiselnahmen westlicher Journalisten und dem Verkauf von Rohöl von mehreren eroberten Ölfeldern.
Keine andere islamistische Terrororganisation formuliert ihren Hass auf das Christentum und den Westen so deutlich wie Boko Haram in Nigeria. Seit 2010 haben die nigerianischen Islamisten eine blutige Spur von Anschlägen hinterlassen. Ziele sind vor allem Polizeistationen und Kirchen - unterschiedliche Quellen gehen von vielen Hundert Opfern der Anschläge aus. Die Boko Haram will mit ihren Anschlägen im Norden des Landes einen islamischen Staat errichten, wo sie auch ihre Hochburgen hat.
Über die Zahl ihrer Mitglieder und die Organisationsstrukturen gibt es hingegen keine gesicherten Informationen. Osama bin-Laden und die al-Qaida werden gelten zudem als Helden. Die Terrororganisation soll außerdem auch Kontakte zu al-Qaida-Ablegern in den nordafrikanischen Maghreb-Staaten unterhalten.
Ebenso berüchtigt ist auch die somalische Al-Shabaab-Miliz. Sie wurde 1998 gegründet und hat Verbindungen zum Terrornetzwerk al-Qaida. Die Mitglieder der Miliz haben die Freiheiten der Bürger stark eingeschränkt und gehen dabei oft äußerst brutal vor. Männer dürfen nicht "westlich" aussehen und müssen sich Bärte wachsen lassen; Frauen werden gedrängt, ihre traditionell bunten Gewänder gegen dunkle Gesichtsschleier zu tauschen. Alles Westliche - wie Kino oder Fußball - wurden verboten.
Während des Somalischen Bürgerkrieges kämpfte sie gegen die Übergangsregierung Somalias. Zwar konnten somalischen Regierungstruppen gemeinsam mit den Soldaten der AMISOM die Al-Shabaab-Miliz weitgehend zurückdrängen - dennoch ist sie nach wie vor sehr mächtig. So ist sie auch für den Überfall auf das Westgate-Einkaufszentrum in der kenianischen Hauptstadt Nairobi im September 2013 verantwortlich.
Die Hisbollah ist eine schiitische Partei und Miliz, die 1982 durch die israelische Invasion im Libanon entstand. Erklärtes Ziel war zunächst die "islamische Revolution" im Libanon, um einen islamischen Staat zu errichten. Die Hochburgen der Organisation sind vor allem im Süden des Libanon. Im Jahre 1987 wurde die Hamas als Zweig der Muslimbruderschaft gegründet mit dem Ziel, den Staat Israel mit militärischen Mittel zu beseitigen. Sie steht damit in der Konkurrenz zur Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), welche die Vertretung aller Palästinenser, auch der im arabischen und im nicht-muslimischen Exil, anstrebt. Die stärkste Fraktion der PLO ist derzeit die Fatah. Im Jahre 1974 wurde die PLO von der UNO als "Repräsentant des palästinensischen Volkes" anerkannt.
Der Nahost-Konflikt
Seit 1948 schwelt bereits der Konflikt zwischen den Israelis und Palästinensern um den schmalen Landstreifen zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer. So kam es bereits zu mehreren Kriegen zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn, welche den Konflikt bis heute aber nicht lösen konnten. Nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches wurde auf der Konferenz von Salerno 1920 das Völkerbundmandat für Palästina unter britischer Verwaltung geschaffen.
Nachdem Großbritannien nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges den Abzug aus der Region angekündigt hatte, entschied sich die Generalversammlung der UNO am 29. Juni 1947 mit einer Zweidrittelmehrheit für die Teilung Palästinas in einen israelischen und palästinensischen Staat ("Zweistaatenlösung").
Zudem sollte Jerusalem (einschließlich Bethlehem) als "Corpus separatum" unter internationale Kontrolle gestellt werden. Als 1948 mit dem Staat Israel die "nationale Heimstätte" der Juden gegründet wurde, überschritten die Armeen von fünf arabischen Ländern die Grenzen, wurden aber zurückgeschlagen. Mindestens 700.000 Palästinenser sind seitdem geflohen oder wurden vertrieben ("Nakba").
Kurzinformation: Die Palästinenser-Organisationen Fatah und Hamas Innerhalb der Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) stellen die Fatah und die Hamas die größten Fraktionen. Ihre wichtigsten Positionen im Überblick:
Der Konflikt zwischen der Fatah und der Hamas hat daher faktisch zu einer Teilung der Palästinensischen Autonomiegebiete geführt: So kontrolliert die Hamas seit 2007 den Gazastreifen - die Fatah das Westjordanland. Mehrere Versuche, den Konflikt beizulegen und die beiden Territorien durch eine Einheitsregierung wieder zu vereinen - zuletzt im Oktober 2017 - waren bisher aber nur auf dem Papier erfolgreich. Ein weiterer Faktor im Konflikt ist zudem die islamistisch-schiitische Terrororganisation Hisbollah im Libanon. Sie entstand nach 1982 als paramilitärische Organisation durch den Zusammenschluss verschiedener schiitischer Gruppen beim Widerstand gegen die damalige israelische Invasion. Als "Staat im Staat" übt die Hisbollah mittlerweile eine große Kontrolle im Libanon aus. An ihrer Spitze stehen schiitische Gelehrte. Als oberste geistliche Autorität wird der Revolutionsführer des Iran, Ali Chamene’i, angesehen. Der Generalsekretär sowie der Oberbefehlshaber der Hisbollah-Milizen ist Hassan Nasrallah. |
Im Sechstagekrieg von 1967 eroberte die israelische Armee den Sinai, die strategisch wichtigen Golan-Höhen, das Westjordanland und Ost-Jerusalem. Über eine Million Palästinenser gerieten unter israelische Besatzung - Hunderttausende flohen. Heute leben rund fünf Millionen registrierte Flüchtlinge und ihre Nachkommen in den Palästinensergebieten sowie in den arabischen Nachbarländern. Während des Jom-Kippur-Krieges konnte Israel jedoch nur mit schweren Verlusten die Angriffe Ägyptens und Syriens abwehren. Die folgenden Jahrzehnte standen vor allem unter dem Eindruck der internationalen Friedensbemühungen im Nahost-Konflikt. So unterzeichneten Israel und Ägypten am 26. März 1979 einen Friedensvertrag. Auch mit Jordanien schloss Israel am 26. Juli 1994 ein Friedensabkommen.
Der Oslo-Friedensprozess brachte aber keinen dauerhaften Frieden in der Region. Im Jahr 2020 schloss Israel nach Vermittlung der USA weitere Friedensabkommen mit Bahrain sowie den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) sowie mit dem Sudan. Ein Haupthindernis für den Nahost-Friedensprozess ist der Bau der israelischen Siedlungen in den besetzten Gebieten. Nach Ansicht der internationalen Gemeinschaft verstößt der Siedlungsbau gegen Artikel 49 der 4. Genfer Konvention. So dürfen die Besatzungsmächte "Teile ihrer eigenen Zivilbevölkerung nicht in besetzte Gebiete umsiedeln". Israel argumentiert hingegen, seien nicht im ursprünglichen Sinne besetztes Gebiet. Zudem sei Ost-Jerusalem ein Teil der "ewigen und unteilbaren Hauptstadt Israels". Zahlreiche Staaten erkennen die Annektierung jedoch nicht an.
Quelle: Terra X History auf Youtube
Angaben des israelischen Zentralbüros für Statistik lebten im Jahre 2020 rund 451.700 Siedler im Westjordanland. Hinzu kommen etwa 220.000 Israelis in Ost-Jerusalem. Die jüdischen Siedler leben inmitten von etwa 2,5 Millionen Palästinensern. Seit 1967 wurden 213 israelische Siedlungen im Westjordanland errichtet. Hinzu kommen etwa 132 illegale Siedlungen (sogenannte "Außenposten"), die von der israelischen Regierung nicht genehmigt wurden. Die Friedensorganisation Peace Now kritisiert, dass immer mehr dieser illegalen "Vorposten" nachträglich von der Regierung legalisiert werden.
Die Siedlungen selbst sind für Palästinenser tabu - ebenso wie einige für die Siedler bestimmte Straßen. Nach Angaben des UN-Büros für humanitäre Hilfe (OCHA) sind auch im fruchtbaren Jordan-Tal in den Palästinensergebieten knapp 80 Prozent der Fläche für Palästinenser ebenso tabu. Auch vier von fünf Straßen dürfen sie dort nicht befahren. Laut OCHA seien etwa 200.000 Palästinenser aus 70 Orten aufgrund der israelischen Sperren etwa fünfmal so lange zur nächsten Stadt unterwegs wie ohne Blockaden.
Katholisch oder Protestantisch: Der Konflikt um Nordirland
Der Nordirland-Konflikt - auf Englisch auch "The Troubles" und irisch "Na Trioblóidí" genannt - bezeichnet die bewaffneten Auseinandersetzungen in Nordirland zwischen 1969 und 1998. Bei diesem Konflikt handelt es sich vor allem um einen Machtkampf zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen der englisch- und schottisch-stämmigen, unionistischen Protestanten sowie den überwiegend irisch-nationalistischen Katholiken. Bis heute sind die politischen und sozialen Einstellungen vieler Menschen durch den Konflikt geprägt.
Ihren Ursprung hat diese Auseinandersetzung in der Unabhängigkeit der Republik Irland von Großbritannien 1920/21. Gegen Ende der 1960er-Jahre eskalierte jedoch die Gewalt zwischen beiden Seiten. Auch wenn die Zahl der Beteiligten eher klein war und die paramilitärischen Organisationen keineswegs die Bevölkerung vertraten, waren zahlreiche Menschen unmittelbar von diesem Konflikt betroffen. So starben fast 4.000 Menschen - zumeist Zivilisten - durch die Gewalt.
Erst das Karfreitagsabkommen vom 10. April 1998 beendete den Konflikt zwischen beiden Seiten. Demnach verzichtete Irland auf eine Wiedervereinigung mit Nordirland, während die Großbritannien die Präsenz seiner Truppen verringert. Die paramilitärischen Truppen der Ulster Defence Association, der Irish Republican Army und der Ulster Volunteer Force erklärten sich außerdem dazu bereit, ihre Waffen abzugeben.
Dennoch schwelt der Konflikt weiter: während die mehrheitlich katholischen Nationalisten eine Loslösung von Großbritannien und eine Vereinigung mit der Republik Irland anstreben, wollen die mehrheitlich protestantischen Unionisten Teil des Vereinigten Königreichs bleiben. Zudem hält das Karfreitagsabkommen die Möglichkeit einer Wiedervereinigung mit der Republik Irland ausdrücklich offen, wenn sich die Mehrheit der Nordiren dafür ausspricht. Das ist bislang noch nicht der Fall.
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Geteilte Insel im Mittelmeer: Der Konflikt um Zypern
Der Konflikt um Zypern reicht bereits ins 19. Jahrhundert zurück. Aufgrund seiner geografischen Lage war die Insel für alle Großmächte im Vorderen Orient von besonderem Interesse. Der Berliner Kongress von 1878 ermöglichte es Großbritannien, die Insel zu annektieren. 1925 wurde Zypern zudem eine britische Kronkolonie.
Bereits in der Kolonialzeit entwickelten sich zwei Unabhängigkeitsbewegungen: während sich die griechischen Zyprioten im Zuge der Enosis für einen Anschluss an Griechenland einsetzte, machte sich die türkische Minderheit für eine Unabhängigkeit Zypern stark.
Mit dem Züricher und Londoner Abkommen vom 19. Februar 1959 einigten sich die Zyprioten sowie Großbritannien, Griechenland und die Türkei auf die Unabhängigkeit der britischen Kronkolonie. Am 16. August 1960 wurde die Republik Zypern unabhängig und trat am 20. September 1960 den Vereinten Nationen bei.
Am 15. Juli 1974 kam es jedoch zu Putschversuch von Offizieren der griechischen Militärjunta und der Zyprischen Nationalgarde mit dem Ziel eines Anschlusses Zyperns an Griechenland. In dessen Folge besetzten die türkische Streitkräfte als Garantiemacht der Zypern-Türken am 20. Juli 1974 den Nordteil der Insel.
Am 15. November 1983 wurde die Türkische Republik Nordzypern proklamiert, die jedoch von der internationalen Staatengemeinschaft - mit Ausnahme der Türkei - nicht anerkannt wurde. Die UN-Resolution 541 betrachtete die Unabhängigkeitserklärung zudem als rechtswidrig und forderte den Rückzug der türkischen Truppen.
Dennoch hat sich die Teilung der Insel bis heute verfestigt, beide Gebiete entwickelten sich zudem völlig unterschiedlich. Lange Zeit galt die Grüne Linie zwischen dem türkischen Norden und dem griechischen Süden als letzte Mauer in Europa, die auch die Hauptstadt Nikosia faktisch teilt. Erst im Frühjahr 2003 wurde die Grenze wieder für die Zyprioten geöffnet.
Internationale Bemühungen zur Wiedervereinigung wie der "Annan-Plan" scheiterten jedoch. Somit gehört seit dem 1. Mai 2004 faktisch nur der Südteil Zyperns der Europäischen Union (EU) an. Bereits seit dem 4. März 1964 soll die UN-Friedenstruppe auf Zypern (UNFICYP) ein neues Wiederaufflammen der bewaffneten Konflikte zwischen den Zypern-Griechen sowie den Zypern-Türken.
Der Konflikt um das Kosovo
Der Name des Landes Kosovo leitet sich vom serbischen Wort "Kosovo Polje" ab und bedeutet "Amselfeld". Während sich die albanische Bevölkerungsmehrheit als "Urbevölkerung" mit den ältesten Rechten versteht, beanspruchen die Serben die Region als Wiege ihrer Nation. Am 15. Juni 1389 unterlagen die Serben in der Schlacht auf dem Amselfeld den Osmanen. Serbien wurde daraufhin bis 1912 ein Teil des Osmanischen Reiches.
Nach dessen Zerfall wurde der Kosovo jedoch kein Bestandteil des neuen albanischen Staates, sondern wurde dem Königreich Serbien angegliedert, das 1918 in Jugoslawien aufging. Mit dem Zerfall des jugoslawischen Vielvölkerstaates nahmen die gewaltsamen Spannungen zwischen Albanern und Serben zu. Im Jahre 1999 mündeten diese in den Kosovokrieg, der mit dem militärischen Sieg der NATO endete.
Das Kosovo kam daraufhin unter UNO-Verwaltung und die Kontrolle der KFOR-Truppen. Am 17. Februar 2008 erfolgte die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo von Serbien. Bislang erkennen 115 der 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen - darunter auch Deutschland - erkennen die Republik Kosovo als einen unabhängigen Staat an.
Der Sprachenstreit in Transnistrien
Die Republik Transnistrien ist ein schmaler Landstreifen östlich des Dnjepr. Völkerrechtlich gehört Transnistrien zwar zu Moldau - seit 1992 ist es faktisch ein eigenständiger Staat, der international jedoch nicht anerkannt wird. Hintergrund des Konfliktes ist unter anderem auch ein Sprachenstreit: demnach sind die rund 660.000 Einwohner in der Mehrzahl Russen und Weißrussen, die überwiegend Russisch sprechen. Nur rund ein Drittel sind Moldawier, die Moldawisch sprechen, dass mit der rumänischen Sprache verwandt ist.
Mit einer Fläche von rund 3.500 Quadratkilometern ist Transnistrien nur wenig größer als das Saarland. Auch wenn Transnistrien international nicht anerkannt ist, hat es einen eigenen Präsidenten, eine eigene Polizei, eine eigene Bank und mit dem Transnistrischen Rubel eine eigene Währung. Hauptstadt des Landes ist Tiraspol. Trotz eines Referendums im Jahr 1997, welches der Transnistrien eine umfassende Autonomie zusichert, ist der Konflikt mit Moldau bis dato ungelöst.
Armenien oder Aserbaidschan: Der Konflikt um die Region Bergkarabach
Der Konflikt um die Kaukasus-Region Bergkarabach reicht bereits mehr als ein Jahrhundert zurück. Nach der Unabhängigkeit von Armenien und Aserbaidschan im Jahr 1918 erhoben beide Staaten einen Anspruch auf die Region. Unter der sowjetischen Herrschaft wurde die von Armeniern bewohnte Region Bergkarabach am 7. Juli 1923 zu einem autonomen Oblast der Aserbaidschanischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Unter dem Einfluss des zunehmenden armenischen Nationalismus erklärte sich die Region 1988 für unabhängig und 1991 zur unabhängigen Republik Arzach.
Bei den insgesamt sechs Jahre dauerten die militärischen Auseinandersetzungen (1988-1994) kamen Schätzungen zufolge zwischen 25.000 und 50.000 Menschen ums Leben. Weitere 1,1 Millionen wurden vertrieben. Eine Lösung des Konfliktes ist allerdings bis heute offen: So besteht Aserbaidschan auf eine Rückgabe der Region, Armenien pochte indes weiter auf die Unabhängigkeit von Bergkarabach. Im Juli 2020 brachen erneut Kämpfe zwischen beiden Seiten aus. Erst unter russischer Vermittlung wurde der Konflikt im November 2020 mit einem Waffenstillstandsabkommen beendet.
Nach einer aserbaidschanischen Offensive im September 2023 gaben die Behörden von Arzach bekannt, dass die Republik zum 1. Januar 2024 aufgelöst wird. Zuvor war mehr als die Hälfte der Bevölkerung aus dem Gebiet nach Armenien geflohen.
- Wikipedia-Portale über Armenien und Aserbaidschan
Indien oder Pakistan: Der Konflikt um Kaschmir
Die Region Kaschmir gehört heute zu den umstrittensten Gebieten der Welt. Dabei gehen die Ursprünge des Konfliktes auf die Unabhängigkeit der beiden ehemaligen britischen Kolonien Indien und Pakistan 1947 zurück ("Teilung Indiens"). Der indische Fürstenstaat Jammu und Kaschmir stand dabei vor einem Problem: Die Mehrheit des Bevölkerung waren Muslime. Der damalige Herrscher, Hari Singh, war allerdings Hindu. Sein Plan: Kaschmir sollte neutral und unabhängig bleiben. Nachdem allerdings pakistanische Kämpfer seinen Fürstenstaat angriffen, erklärte er jedoch den Beitritt zu Indien. Das Resultat war der Erste Indisch-Pakistanische Krieg (1947-1949), der schließlich die faktische Zweiteilung Kaschmir zur Folge hatte.
Seitdem wird rund ein Drittel der Kaschmirregion von Pakistan kontrolliert, zwei Drittel von Indien. Nach einem weiteren Krieg zwischen Indien und China im Jahr 1962 steht ein kleiner Teil Kaschmirs unter chinesischer Kontrolle. Der Zweite Indisch-Pakistanische Krieg (1965) und der Kargil-Krieg (1999) brachten ebenfalls keine territorialen Veränderungen. Eine dauerhafte Lösung des Konfliktes zwischen den beiden Erzrivalen ist aber weiterhin nicht in Sicht. Die 1948 gezogene Waffenstillstandslinie - die sogenannte "Line of Control" (LOC) genannt - bildet heute die gemeinsame indisch-pakistanische Grenze, die allerdings von beiden Seiten offiziell nicht anerkannt wird. Eine vereinbarte Volksabstimmung über die Zukunft Kaschmirs kam bis heute nicht zustande.
Ein weiterer politischer und militärischer Tiefpunkt zwischen Indien und Pakistan war der Dritte Indisch-Pakistanische Krieg (1971), der zur Unabhängigkeit des heutigen Bangladesch führte.
Dauerkriegszustand: Der kalte Krieg um Korea
Die koreanische Halbinsel gehört heute zu den heißesten Konfliktherden der Erde. Nach dem Ende des Pazifikkrieges im September 1945 wurde Korea - bislang von Japan annektiert - entlang des 38. Breitengrades geteilt. Sowjetische Truppen rückten im Herbst 1945 in den Norden ein und installierten ein kommunistisches Regime. Im Süden wurden US-Truppen stationiert. Am 25. Juni 1950 überschritt die nordkoreanische Armee die Demarkationslinie und marschierte in den Süden der Halbinsel ein. Erst durch den Einsatz von UN-Truppen aus 16 Ländern unter der Führung der USA konnten die nordkoreanischen Truppen wieder zurückdrängen.
Nach mehr als zwei Jahren Verhandlungen einigten sich die Kriegsparteien schließlich 1953 auf einen Waffenstillstand und damit auf das Ende des Korea-Krieges. Mit der Einrichtung einer vier Kilometer breiten und 240 Kilometer langen "entmilitarisierten Zone" (DMZ) wurde eine Pufferzone geschaffen, welche die beiden Koreas bis heute trennt. Auf beiden Seiten stehen derzeit noch immer mehr als eine Million Soldaten. Schätzungen zufolge verloren durch den Krieg mehr als 4,5 Millionen Menschen ihr Leben.
Das Misstrauen und die Feindschaft zwischen den beiden koreanischen Staaten dauert hingegen bis heute an. Ein formeller Friedensvertrag ist bis heute nicht zustande gekommen. Millionen von Familien wurden durch Krieg und Teilung auseinander gerissen. Offiziell streben beide Länder jedoch weiterhin die Wiedervereinigung Koreas an.
China: Die Konflikte um Tibet und Taiwan
Die Region Tibet im Himalaya gehört zu den politisch umstrittensten Gegenden der Welt. So entstand die tibetische Monarchie bereits im 7. Jahrhundert. Nach deren Untergang geriet Tibet zunächst unter mongolische Herrschaft, dann unter den Einfluss der mandschurischen Qing-Dynastie (1644-1912). Mit dem Ende des chinesischen Kaiserreiches erklärte Tibet schließlich seine Unabhängigkeit unter der Führung des Dalai Lama. International wurde dieser Schritt jedoch nicht anerkannt.
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) suchte die chinesische Staatsführung wieder die Kontrolle über Tibet zu übernehmen. Im Oktober 1950 rückte die Volksbefreiungsarmee in Tibet ein. Nach massivem Druck unterzeichnete schließlich eine tibetische Delegation ein Abkommen zur "friedlichen Befreiung Tibets", die der chinesischen Regierung die Kontrolle über die tibetische Außenpolitik und die Stationierung chinesischer Truppen erlaubte. Gleichzeitig sollte Tibet eine kulturelle, religiöse und innenpolitische Autonomie gewährt werden.
Die Niederschlagung des Tibet-Aufstandes 1959 führte schließlich zur endgültigen Eingliederung Tibets als autonomes Gebiet in den chinesischen Staatsverband. Der Dalai Lama befindet sich seitdem im Exil in Indien. Zudem vertritt die tibetische Exilregierung mit Sitz in Dharamsala den Anspruch, die rechtmäßige Vertretung Tibets und der Tibeter zu sein.
Der zweite große Konfliktherd Chinas fokussiert sich derzeit auf die Insel Taiwan. Der Taiwan-Konflikt hat seinen Ursprung im Ausgang des Chinesischen Bürgerkrieges (1927-1949). Mit der Proklamation der Volksrepublik China durch Mao Zedong am 1. Oktober 1949 zog sich die nationalistische Kuomintang auf die Insel Taiwan zurück. Bis heute erheben jedoch beide Staaten einen Anspruch auf das Recht der internationalen Alleinvertretung auf Gesamt-China - die sogenannte "Ein-China-Politik".
Bis 1971 galt Taiwan - einst Gründungsmitglied der Vereinten Nationen - als alleinige chinesische Vertretung in der UNO. Mit der UN-Resolution 2758 wurde allerdings die Volksrepublik China anstelle Taiwans in die Vereinten Nationen aufgenommen. In dessen Folge nahmen die meisten Mitgliedsstaaten der UNO diplomatische Beziehungen zur Volksrepublik China auf und brachen im Gegenzug die Beziehungen zur Republik China ab. Heute pflegen weltweit nur noch elf Staaten sowie der Heilige Stuhl diplomatische Beziehungen zu Taiwan. Viele andere Staaten sind dennoch durch inoffizielle Vertretungen dort präsent.
Ein Ende des Konfliktes ist aber weiterhin nicht absehbar: Während die Volksrepublik China die Insel Taiwan weiterhin als "abtrünnige Provinz" betrachtet und an einer Wiedervereinigung festhält, spricht sich derzeit eine deutliche Mehrheit der Taiwanesen für die politische Eigenständigkeit des Landes aus.
Dauerkonflikt in Afghanistan
Seit Jahrhunderten gilt Afghanistan als politischer Spielball der Weltmächte. Erst im 19. Jahrhundert hatten sich auf dem Gebiet zwischen Persien, Russland und Britisch-Indien staatliche Strukturen ausgebildet. Entsprechende Eroberungsversuche durch das Zarenreich und Großbritannien (Anglo-Afghanische Kriege) blieben jedoch erfolglos.
Mit Mohammed Zahir Schah (1933-1973) etablierte sich eine konstitutionelle Monarchie in Afghanistan. Seine fortschrittliche und westliche Politik war in der Bevölkerung aber nicht unumstritten. Nach seinem Sturz im Jahr 1973 wurde im Land am Hindukusch die Republik ausgerufen.
Im Zuge der Saurrevolution 1978 wurde Afghanistan in eine kommunistische Volksrepublik umgewandelt. Nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen im Jahr 1979 folgte ein zehnjähriger Konflikt mit den islamischen Guerrillas - den sogenannten Mudschaheddin, die unter anderen von Saudi-Arabien, Pakistan und den USA unterstützt wurden. Nach dem Abzug der sowjetischen Besatzungstruppen und dem Sturz der kommunistischen Regierung wurde 1992 der Islamische Staat Afghanistan ausgerufen.
Die folgenden Jahre waren jedoch von einem Bürgerkrieg zwischen rivalisierenden Gruppen geprägt. 1996 übernahmen die radikal-islamischen Taliban die Macht in Afghanistan und begründeten ein Islamisches Emirat. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 intervenierte eine US-geführte Koalition in Afghanistan und stürzten das Regime der Taliban. Die neue provisorische Regierung des Landes rief erneut eine Islamische Republik aus.
Dennoch waren die folgenden Jahre weiterhin mit gewaltsamen Konflikten mit den Taliban geprägt. Nach Angaben der afghanischen Regierung starben zwischen 2014 und 2019 etwa 45.000 afghanische Soldaten im Kampf gegen die Taliban. Zwischen 2016 und 2020 töteten die Taliban nach Angaben der UN jedes Jahr bis zu 1.625 Zivilisten, Tausende wurden verletzt.
Im Februar 2020 schlossen die USA und die Taliban ein Friedensabkommen, was den Abzug der US- und NATO-Truppen binnen 14 Monaten vorsah. Mit deren Abzug im Mai 2021 konnten die Taliban erneut die Herrschaft über Afghanistan erringen.
Der Konflikt um die Westsahara
Der Konflikt um die Westsahara reicht bereits einige Jahrzehnte zurück: Das heutige Gebiet geht aus der ehemaligen Kolonie Spanisch-Sahara hervor. Mit dem Abzug der spanischen Truppen Mitte der 1970er-Jahre sollte das Gebiet zunächst zwischen Marokko und Mauretanien aufgeteilt werden. Nachdem Mauretanien schließlich auf seine Ansprüche verzichtet hat, beansprucht Marokko die gesamte Westsahara. Unterstrichen wurde der Anspruch durch den sogenannten "Grünen Marsch" am 6. November 1975.
Demgegenüber strebt die Frente Polisario die Unabhängigkeit der Westsahara an. Diese hatte bereits im Jahr 1976 die Demokratische Arabische Republik Sahara (DARS) ausgerufen, die international allerdings nur von einigen Staaten diplomatisch anerkannt wird. Allerdings wird die Frente Polisario von den meisten Staaten als Repräsentant und Verhandlungspartner des saharouischen Volkes anerkannt. Bis heute ist allerdings keine Lösung des Konfliktes in Sicht.
Die Kurden: Das weltweit größte Volk ohne eigenen Staat
Die Kurden sind ein Volk von etwa 25 Millionen Menschen, das in Vorderasien auf einem Gebiet von rund 500.000 Quadratkilometer - dem sogenannten "Kurdistan" angesiedelt ist und bis heute keinen eigenen Staat besitzt. Die meisten Kurden leben heute in der Türkei im Irak und Iran, in Syrien, sowie in Armenien und Aserbaidschan. Seit 1984 kämpft die mittlerweile verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) mit blutigen Bombenanschlägen und Angriffen für einen eigenen Staat oder zumindest für Autonomie. Bislang starben bei diesem Konflikt mehr als 42.000 Menschen.
Die Europäische Union (EU) und die USA stufen die PKK und ihre Nachfolgeorganisationen als terroristische Vereinigung ein. Im Zuge der EU-Beitrittsgespräche räumte die Türkei den Kurden zwar mehr kulturelle Rechte ein; Zugeständnisse für mehr Autonomie blieben jedoch aus. Lediglich im Irak genießen die Kurden derzeit eine weitgehende politische Autonomie. In Syrien stellen die Kurden die größte ethnische Minderheit. Ein Teil der Kurden schloss sich im syrischen Bürgerkrieg der Opposition gegen Staatschef Baschar al-Assad an.
- Wikipedia-Portal über Kurdistan
- Wikipedia über die Autonome Region Kurdistan
- Wikipedia: Konflikt zwischen der Türkei und der PKK
- Die Bestrebungen einer kurdischen Staatsgründung
Die Minderheit der Sinti und Roma
Die Volksgruppe der Sinti und Roma ist die größte ethnische Minderheit in Europa. Seit 2004 lebt ein Teil von ihnen auch in der Europäischen Union (EU). Die meisten von ihnen leben aber im Südosten Europas - allein rund zwei Millionen in Rumänien. Die gemeinsame Sprache ist Romani/Romanes. Viele Familien sind allerdings sehr arm und haben nur einen begrenzen Zugang zum Bildungssystem. Die frühere Bezeichnung "Zigeuner" wird heute aber als diskriminierend abgelehnt. Die Roma stammen ursprünglich aus Indien, wanderten aber im 11. Jahrhundert vermutlich wegen der muslimischen Eroberer aus. Bis zum 16.Jahrhundert verteilten sie sich in ganz Europa, waren aber oftmals nicht willkommen. Einen Höhepunkt erreichten Diskriminierung und Verfolgung im nationalsozialistischen Deutschland zwischen 1933 und 1945, als rund eine halbe Million Sinti und Roma ermordet wurde
Unabhängigkeitsbewegungen in Europa
In den vergangenen Jahren gab es in verschiedenen Regionen Europas Bestrebungen für eine Loslösung von der jeweiligen Zentralregierung. Ein Überblick:
- In Schottland fordert die Scottish National Party (SNP) die Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich. Im September 2014 entschied sich die Mehrheit der Bevölkerung in einem Referendum gegen eine Unabhängigkeit Schottlands vom Vereinigten Königreich aus. Nach dem Referendum über den EU-Austritt Großbritanniens ("Brexit") beschloss die schottische Regierung am 25. Juni 2016 ein erneutes Unabhängigkeitsreferendum.
- Etwa 50 Jahre kämpfte die "Euskadi Ta Askatasuna" (ETA) für eine Unabhängigkeit des Baskenlandes von Spanien. Bei rund 4.000 Anschlägen wurden bislang mehr als 830 Menschen getötet. Am 27. März 2003 wurde die Herri Batasuna - der politische Arm der ETA - vom Obersten Gerichtshof Spaniens verboten. Am 2. Mai 2018 löste sich die ETA zwar auf. Die spanische Region Katalonien kämpft dennoch seit Jahren für mehr Autonomie von Spanien.
- Auf Korsika kämpft die Frontu di Liberazione Naziunalista Corsu (FLNC) seit Jahren für eine Unabhängigkeit der Insel von Frankreich. Ziel ihrer Anschläge sind oftmals Villen von Festlandsfranzosen und Ausländern - aber auch Verwaltungsgebäude, Politiker und Beamte.
- In Italien entstand aus verschiedenen Autonomiebewegungen unter Umberto Bossi die Lega Nord. Ihr Ziel war die Unabhängigkeit Padaniens im Norden Italiens. Erst 2006 rückte Bossi offiziell von einer Sezession ab. Heute plädiert die Lega Nord für eine stärkere Föderalisierung Italiens.
- Schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts schwelt in Belgien ein Konflikt zwischen den niederländischsprachigen Flamen und den französischsprachigen Wallonen. Vor allem die flämische Niew-Vlaamse Alliantie spricht sich für ein unabhängiges Flandern von Belgien aus.
Aber auch in anderen Ländern streben Regionen nach Unabhängigkeit - darunter Grönland von Dänemark oder die Republika Srpska von Bosnien-Herzegowina. Andere Gebiete haben bereits ihre Sezession vollzogen, sind international aber nur teilweise oder gar nicht als souveräne Staaten anerkannt. Dazu gehören unter anderem Abchasien und Südossetien, das Kosovo, die Türkische Republik Nordzypern oder Transnistrien.
Die Volksgruppe der Kelten
Vor über 2.000 Jahren besiedelte die Volksgruppe der Kelten weite Teile Europas. Über ihre Kultur und ihr Alltagsleben ist jedoch nur wenig bekannt, da sie keine schriftlichen Zeugnisse hinterließen. Die frühesten Texte stammen von griechischen Geschichtsschreibern, die sie als "Keltoi" ("die Tapferen") bezeichneten. Die ersten Zeugnisse für eine keltische Kultur stammen aus dem 8. Jahrhundert vor Christus - verschwunden sind die Kelten um Christi Geburt. Das Kernsiedlungsgebiet der Kelten lag in Süddeutschland und Ostfrankreich - in Wanderungsbewegungen und auf Eroberungszügen drangen keltische Stämme bis nach Spanien, Italien, auf den Balkan und nach Kleinasien vor.
Die Kelten betrieben Bergbau und beherrschten die Metallverarbeitung; sie hatten ein eigenes Münzwesen und bauten große befestigte Fürstensitze. Mit Importen versuchten sie zudem den Lebensstil der Hochkulturen im Mittelmeerraum nachzuahmen. Ihre Anführer wurden gewöhnlich mit reichen Grabbeigaben in Erdhügeln beigesetzt. Nachdem die Kelten von den Römern und Germanen besiegt wurden, zogen sie sich an den westlichen Rand Europas zurück. Noch heute verstehen sich unter anderem die Iren und Schotten sowie die Bretonen in Nordwestfrankreich und die Galicier in Nordwestspanien als deren Erben.
Der Geheimbund der Freimauer
Um die Freimaurer ranken sich bis heute viele Gerüchte - ihr Image als verschwörerischer Geheimbund gründet sich in den den vielen Ritualen, deren Geheimnisse nur die Mitglieder kennen. Die Tradition der Freimaurer stammt aus England, wo 1717 in London mit der Vereinigten Großloge von England die erste Großloge entstand. Rund 20 Jahre später entstand in Hamburg die erste Loge in Deutschland. Nach eigenen Angaben fühlen sich die Freimaurer den fünf Grundidealen der Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität verpflichtet.
Seinen Ursprung hat der Geheimbund in den "freien Maurern" in den sogenannten "Steinmetzbruderschaften". Dort entwickelten sie Regeln für ein gemeinsames Zusammenleben und bewahrten die Geheimnisse ihrer Baukunst. Heute müssen sich Freimaurer mit Passworten oder bestimmten Griffen ausweisen - Symbole der Bruderschaft sind unter anderem das Winkelmaß und der Zirkel.
Die bekanntesten Freimaurern sind unter anderem Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), Friedrich Schiller (1759-1805), Voltaire (1694-1778), George Washington (1732-1799), Salvador Allende (1908-1973), Henry Ford (1863-1947), Mark Twain (1835-1910), Charlie Chaplin (1889-1977) oder Louis Armstrong (1901-1971).
In der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Freimaurer wegen einer angeblichen Weltverschwörung verfolgt und 1934 verboten. Auch in der DDR durfte sich der Bund nicht zusammenfinden. Heute gibt es bundesweit Großlogen mit knapp 15.071 Brüdern - weltweit gibt es etwa fünf Millionen Mitglieder. Neben einigen wenigen Frauen- oder gemischten Logen sind die Freimaurer ausschließlich ein Männerbund.
Eine Welt ohne Staat: Der Anarchismus
Die Anhänger des Anarchismus lehnen Form der Herrschaft über andere Menschen ab und wollen staatliche Institutionen wie Parteien, Justiz oder Militär beseitigen. Ihre Ideale Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit sind der Französischen Revolution (1789-1799) angelehnt. Der Begriff selbst leitet sich vom griechischen Begriff "anarchía" (Herrschaftslosigkeit) ab. In der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelten sich mit dem individuellen und dem kollektiven Anarchismus zwei verschiedene Denkrichtungen.
Bedeutendster Vertreter des individuellen Anarchismus ist der deutsche Philosoph Max Stirner (1806-1856), der den Einzelnen zum alleinigen Maßstab erklärte. Der französische Publizist Pierre Joseph Proudhon (1809-1865) gilt als einer der ersten Vertreter des Anarchismus, indem er die Abschaffung der bestehenden Eigentumsordnung forderte. Zu den einflussreichsten Denkern des Anarchismus gehört der russische Revolutionär Michail A. Bakunin (1814-1876).
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